Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
ist auf dem Weg hierher. Also existiert ein Teil dieser Zukunft nach wie vor, und ich muss erst einmal vom Schlimmsten ausgehen und noch einige Vorbereitungen treffen, bevor er die Burg erreicht.«
»Wir werden in den Kampf ziehen.« Brahan drehte sich zu seinen Leuten um und sagte über die Schulter: »Ich sorge dafür, dass sie alle bereit sind.«
Doch Wolf packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Es wird keinen Kampf geben.«
»Du willst nicht mal kämpfen, um dein eigenes Leben zu retten?«, fragte er ungläubig.
»Ich werde nicht länger gegen ihn kämpfen.« Er ließ Brahans Arm los. »Ich habe keine Angst vor dem Tod.«
»Über die Jahre hinweg hat er dir in so vieler Hinsicht wehgetan«, flüsterte Brahan so leise, dass seine Stimme kaum zu vernehmen war. »Lass nicht zu, dass er damit weitermacht.«
Wolf ballte die Fäuste. »Jetzt steht viel mehr auf dem Spiel. So viele Menschen mehr, denen er wehtun kann.«
»Isobel.«
»Und du. Und Walter. Und jeder andere, von dem er glaubt, er kann ihn benutzen, um mein Handeln zu beeinflussen. Ich darf nicht zulassen, dass es noch mal so weit kommt. Verstehst du das?«
Brahan nickte nachdenklich. »Mir gefällt das nicht …»
»Danke, Brahan«, unterbrach Wolf ihn erleichtert. »Aber ich muss dich um einen weiteren Gefallen bitten.«
»Ich würde alles für dich tun, wenn ich damit sicherstellen könnte, dass du bei uns bleiben würdest«, erwiderte Brahan, dessen Augen feucht schimmerten.
Einen Moment lang geriet Wolfs Entschlossenheit ins Wanken, doch dann machte er sich rasch bewusst, was alles auf dem Spiel stand. »Nimm die Hälfte der Krieger und der Bediensteten von Duthus Castle und begib dich mit ihnen zu Granges Burg, und schick von dort die Hälfte seiner Krieger und Bediensteten hierher.«
»Warum?«
»Crichton Castle gehört bald uns. Ich habe die Dokumente vorbereitet, damit der König sie unterschreiben kann. Du bekommst dann die Burg, das Land und einen Titel als Lohn für deine jahrelangen Dienste, die du für Schottland geleistet hast.«
»Darauf wird sich der König niemals einlassen.«
»Aye, das wird er sehr wohl. Ich beabsichtige, ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen kann.«
»Du willst ihm dein Leben geben.«
»Danach trachtet er schon seit Jahren.«
Schweigend betrachtete er Wolf, während seine Miene die Fülle von Gefühlen erkennen ließ -; darunter Unglauben, Wut und Hoffnung -, bis er dessen Entscheidung schließlich akzeptierte und mit einem schweren Seufzer sagte: »Wie du willst.«
»Brahan MacGregor, ich wünschte, die Dinge lägen anders, doch leider ist das nicht der Fall. Ich muss wissen, dass du und die anderen hinter mir stehen, wenn ich will, dass Isobel Frieden findet, nachdem ich gegangen bin.«
»Was du von mir verlangst und was du vorhast, entbehrt jeder Vernunft. Trotzdem werde ich tun, worum du mich bittest, weil du mein Freund bist.«
Wolf nickte dankbar, fand aber keine Worte, um diese Dankbarkeit auch auszusprechen.
»Wann soll ich mich auf den Weg zu dieser Burg machen?«
»Morgen«, erklärte Wolf. »Bis dahin sollte alles geregelt sein.«
Brahan sah ihn eindringlich an. »Mach es deinem Vater nicht zu einfach.«
»Zwischen uns beiden existierte nie ein einfaches Verhältnis. Warum sollte es anders sein, wenn es um meinen Tod geht?«
»Das gefällt mir überhaupt nicht«, wiederholte Brahan und stand stocksteif da. Schließlich ging er zu den Stallungen, wo er sich unter die anderen Männer mischte, die Wolf so gute Dienste erwiesen hatten.
Eine Aufgabe war erledigt, zwei weitere warteten noch auf ihn.
Wolf musste nicht nach Fiona suchen, da sie ihn zuerst entdeckte.
Nach ihrem blassen Gesicht zu urteilen, musste irgendetwas nicht stimmen. »Was ist los?«, fragte er.
»Bist du nicht wütend auf mich?«
»Eigentlich schon.«
Rote Flecken bildeten sich auf ihren fahlen Wangen.
»Du hast so vielen Menschen wehgetan. Den Grund dafür verstehe ich noch immer nicht.«
»Ich brauchte die Sicherheit, die mir Granges Geld gab.«
Zorn regte sich in Wolf, doch er erstickte ihn gleich wieder. Er musste seine Selbstbeherrschung wahren, das hier schnell hinter sich bringen und nach vorn schauen. »Also wurdest du zur Spionin und Mörderin.«
Mit Bedauern in ihrem Blick kam sie einen Schritt näher. »Ich bin nicht stolz darauf, was aus mir geworden ist.« Sie stand so dicht vor ihm, dass er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte. Er packte sie und schob sie ein Stück von
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