Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
Vom Netzwerk:
tun, worum sie ihn bat, immer da sein, liebevoll, jede Sekunde. Nie würde er sie im Stich lassen. Seine Liebe wäre imstande, Wunderwerke zu vollbringen, wenn nur jemand sie befreite. Wenn nur jemand sie annähme. Warum konnte keine Frau seine Fähigkeiten sehen, die Kraft, die in ihm steckte? Warum gab es niemanden, der haben wollte, was er zu geben hatte?
    Anna hatte es gewusst. Und trotzdem war er ihr nicht gut genug gewesen.
    Wieder überkam ihn die große Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem Weg aus der Einsamkeit. Und dann der Gedanke an den Mann, der Henrik hieß und den er gerade eben in der Umarmung der anderen Frau gesehen hatte. Der alles hatte, was ein Mann sich jemals wünschen konnte, und trotzdem nicht zufrieden war.
    Und Lind... Eva.
    Eva.
    Was hatte sie von ihm gewollt, als sie mit zu ihm nach Hause ging?
    Im Augenwinkel sah er ein Auto, merkte aber erst, nachdem es vorbeigefahren war, dass es sich um den Golf handelte. Die Frau saß auf dem Beifahrersitz.
    Er drehte den Zündschlüssel herum und fuhr hinterher, ohne einem bewussten Entschluss zu folgen, sondern als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Links in die Renstiernas-gatan und dann auf dem Ringvägen bis zur Ausfahrt zum Nynäsvägen. Er kümmerte sich nicht darum, Abstand zu halten, schließlich durfte er fahren, wo er wollte.
    Wenn er wollte, durfte er auch zu einer abgelegenen kleinen Pizzeria auf halbem Weg nach Nynäshamn fahren, und genau das tat er. Hundert Meter vor sich sah er den Golf auf dem kleinen eingezäunten Parkplatz neben dem Haus anhalten. Es sah weder edel noch gemütlich aus, und er nahm an, dass das Restaurant vielmehr aufgrund der beträchtlichen Entfernung zum Haus in Nacka gewählt worden war. Untreue verlangte natürlich gewisse Vorsichtsmaßnahmen, das wusste kaum einer besser als er. Er spürte seine Verachtung wachsen, als er sie hinter der Glastür verschwinden sah. Sein Arm um ihre Schultern, beschützend, aufmerksam. Wie konnte eine Frau so dämlich sein, einem Mann zu vertrauen, der im selben Augenblick eine andere Frau betrog?
    Alles war so unbegreiflich.
    Er wartete eine Weile, bevor er das Auto verließ, hatte keine Eile, sondern besah sich gründlich die eingeschweißte Speisekarte neben der Eingangstür. Sie saßen einander gegenüber an einem Tisch ganz hinten in der Ecke, und ein Mann mit ausländischem Aussehen notierte gerade ihre Bestellung. Es schien nicht viel Betrieb zu sein, denn nur zwei Tische waren belegt, einer von männlichen Teenagern, deren Alter sie vermutlich kaum zu den Biergläsern legitimierte, die sie in den Händen hielten, und der andere von einer Familie, die schon beim Dessert war. Es würde trotzdem keinen allzu merkwürdigen Eindruck machen, wenn er sich an den Nebentisch setzte. Er ging die wenigen Schritte, und als er gerade den Stuhl herauszog, sah er im Augenwinkel, wie der Mann, der Henrik hieß und untreu war, die Speisekarte zurückgab. Jonas setzte sich und hielt einige Sekunden später dieselbe Speisekarte in den Händen.
    Den Händen, die dieselbe Frau gestreichelt hatten wie die des anderen.
    Seine eigenen aus bedingungsloser Liebe, die anderen erbarmungslos betrügerisch.
    Trotzdem hatte der andere das Recht auf sie.
    Er legte die Speisekarte auf den Tisch, wollte sie nicht länger anfassen, versuchte sich an einen Pizzanamen zu erinnern, den er auf der Tafel neben der Eingangstür gelesen hatte.
    Dann ging der Mann mit dem ausländischen Aussehen zurück in die Küche, und die anderen begannen sich zu unterhalten. Obwohl sie die Stimmen senkten, konnte er jedes Wort hören, ohne sich anzustrengen. Und dann war plötzlich alles so offensichtlich. Warum alles passiert war. Warum es vorherbestimmt war, dass er sie dort unter der Markise entdeckte, wo sie zwei Abende zuvor gesessen hatte, warum gerade sie sich begegneten.
    Ihm war eine Aufgabe zuteil geworden.
    Und er hatte geglaubt, sie wäre ihm geschickt worden, um ihn zu retten. Es war genau umgekehrt! Er war geschickt worden, um sie zu retten. Diese hinterhältige, unbarmherzige Verurteilung über zwei mittelmäßigen Quattro Stagionis. Und sie war nicht einmal anwesend, um sich zu verteidigen. Er bekam die Pizza nicht hinunter, die er bestellt hatte. Fast unberührt ließ er sie stehen und bat um die Rechnung. Während der Fahrt zurück nach Nacka hallten ihre Stimmen in seinem Kopf wieder.
    »Wann wirst du ihr erzählen, was wirklich los ist? Ich kann das langsam nicht mehr ertragen.«
    »Ich weiß. Aber da

Weitere Kostenlose Bücher