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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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reden musste. Dass er einen Versuch unternehmen musste, es ihr verständlich zu machen. Sie befand sich in keiner der blinkenden Diskotheken und auch nicht in den von Karaokegebrüll erfüllten Bars. Vor einem großen Panoramafenster blieb er stehen, er hatte die Orientierung verloren. In der pechschwarzen Dunkelheit hinter der Scheibe war nicht einmal die Fahrtrichtung zu erkennen, ob er in der Nähe des Bugs oder des Hecks war. Er fand einen Übersichtsplan und ging zurück zu ihrer Kabine. Diesmal öffnete sie, blinzelte ins scharfe Licht auf dem Gang. Sagte kein Wort. Ließ nur die Tür offen stehen und trat zurück in das dunkle Innere. Er atmete tief durch, bevor er ihr folgte, wusste noch immer nicht, was er sagen wollte. Dann schloss er die Tür hinter sich und blieb im Dunkeln stehen.
    »Mach nicht das Licht an.«
    Er hörte ihre Stimme einige Meter entfernt und zog die Hand zurück, die automatisch die Wand nach einem Lichtschalter abgesucht hatte.
    »Ich sehe nichts.«
    Sie antwortete nicht. Er hörte, wie ein Glas auf einen Tisch gestellt wurde. Ein schwacher Lichtschein von der Luke begann sich in der Dunkelheit abzuzeichnen, und kurz drauf erschienen die Konturen eines Stuhls. Er blieb stehen, um seine Augen noch ein wenig zu gewöhnen. Wollte nicht riskieren, über irgendetwas zu stolpern. Ihm musste unbedingt etwas zu sagen einfallen.
    »Wie geht es dir?«
    Auch diesmal antwortete sie nicht.
    Lange stand er schweigend da. Er hatte die Initiative übernommen, aber er wusste nicht, mit welchen Worten er es ihr erklären sollte.
    »Hast du etwas zu trinken?«
    »Nein.«
    Er hörte sie wieder nach dem Glas greifen und ein paar Schlucke trinken.
    Das hier würde alles andere als einfach werden.
    »Linda, ich ...«
    Er hatte jetzt Herzklopfen. Er fühlte so viel, und nichts davon konnte er erklären. Sie war doch sein engster Freund gewesen. Sie hatte ihn so gut verstanden. Mit ihr ging es ihm so gut. Sie hatte ihm den Mut verliehen, mutig zu sein.
    Er hörte, wie sie ihre Position änderte. Vielleicht setzte sie sich auf.
    »Was willst du?«
    Drei Worte.
    Jedes für sich allein oder in einem anderen Zusammenhang vollkommen ungefährlich. Ganz ohne innewohnende Schwere. Bloß die Frage, was er wollte. Wie er leben wollte.
    In diesem Augenblick stellten sie einen Angriff auf sein gesamtes Dasein dar. Nun musste er die Entscheidung treffen, mit der er bis ans Ende seiner Tage zu leben haben würde. Die ihn in die Zukunft führen würde, die er aus freiem Willen, hier und jetzt, wählen konnte. Jetzt war die Gelegenheit. Oder nicht? Genau das wusste er nicht mehr, hatte er überhaupt eine Wahl? Es machte das Ganze so schwierig. Dass er nichts mehr wusste. Vielleicht war dies hier seine einzige Alternative? Vielleicht war die Entscheidung schon gefällt worden, über seinen Kopf hinweg.
    Von Eva.
    Wieder einmal.
    Scheiße.
    Linda musste doch begreifen, dass sich alles verändert hatte. Dass das Ganze nicht mehr so einfach war. Sie konnte nicht von ihm verlangen, dass er eine so wichtige Entscheidung traf, ohne dass er darüber nachdenken oder herausfinden durfte, wie die Dinge lagen.
    »Wenn du sowieso nichts zu sagen hast, gehst du besser.«
    In ihrer Stimme war eine Kälte, die ihm Angst machte. Er war dabei, alles zu verlieren. Sowohl als auch. Das, was er besaß, und das, was er sich erträumt hatte. Was sollte er dann machen? Wenn er allein zurückblieb?
    »Bitte, können wir nicht das Licht anmachen, damit ich dich sehe?«
    »Warum willst du mich sehen? Du willst mich ja doch nicht haben.«
    Er spürte seine Wut aufsteigen. Meine Güte, war sie bedauernswert! Da lag sie und konnte einem Leid tun und unternahm nicht die geringste Anstrengung, ihn zu verstehen, ihm entgegenzukommen.
    »Ich will nur eine Antwort auf meine Frage. Das ist alles, was ich verlange, und es geht genauso gut im Dunkeln. Was willst du eigentlich?«
    Jetzt sah er ihre Konturen. Sie saß auf dem Bett. Einzelkabine wie seine.
    »Das ist nicht so einfach!«
    »Was ist nicht einfach?«
    »Es ist ja alles anders.«
    »Was ist anders?«
    Nun war auch der Boden zu erkennen, und er ging zu dem Stuhl, nahm ihre Jacke, die über der Rückenlehne hing, und legte sie sich auf den Schoß, während er sich setzte.
    Er seufzte schwer.
    »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
    »Versuch es.«
    Scheiße.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    »Es ist ja nicht so, dass sich meine Gefühle für dich verändert haben, so ist es nicht.«
    Sie saß

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