Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
beimischen, da sie die Schleimhäute abschwellen lässt.
Holunder
Jeder Hof hatte in früheren Zeiten seinen Hofholunder. Für die alten Waldvölker Nordeuropas war er ein heiliger Baum, der Göttin geweiht in ihrer Gestalt als Frau Holle. Bis in die Neuzeit galt der Hofholunder als „des Bauern Apotheke“. Die Blüten – man nennt sie auch Fliederblüten – wirken, als Tee aufgebrüht, immunstimulierend und schweißtreibend; sie haben, wie neuere Untersuchungen bestätigen, eine virenhemmende Wirkung. Bei allen Virenerkrankungen – Grippe, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Schnupfen, Herpes – leistet der Aufguss gute Dienste. Traditionell werden zur Blütezeit im Juni die Blütendolden in Bierteig getaucht, frittiert und mit Schlagsahne verspeist. Eine Köstlichkeit!
Die im Herbst gesammelten schwarzen Beeren waren einst Kultspeise. Eine Holunderbeeren- oder Fliederbeerensuppe sollte den Körper auf den Winter vorbereiten und gegen Wintererkrankungen wie Grippe und Erkältung schützen. Das tut sie auch. Die vitaminreiche, Abwehrkräfte stimulierende Suppe wird gemacht, indem man die Beeren, ohne zusätzliches Wasser, zusammen mit Zucker und einigen Gewürzen wie Zimt, Nelke und Kardamom kocht und durch ein Sieb passiert, um die Kerne zu entfernen.
Die Innenrinde, der Bast, wurde seit der Steinzeit als ausleitendes Purgativum verwendet, als Mittel, das Erbrechen und Durchfall erzeugt, um den Körper von Giftstoffen zu reinigen. Die Wurzel, in Wein gekocht – schreibt der alte Kräuterarzt Leonard Fuchs –, wirkt stark wassertreibend. Die Blätter wurden in Schweineschmalz gekocht und zu Salbe verrührt, mit der man Frostbeulen behandelte.
Auf alten Holundersträuchern wächst der Holunderschwamm oder das Judas-Ohr – ein essbarer Pilz, der in der chinesischen Küche als Mu-Erh-Pilz einen festen Platz hat. Auch er hat eine immunstärkende Wirkung. Zudem wird er in der chinesischen Medizin als Blutverdünner geschätzt.
Huflattich
Die strahlig gelben Korbblüten des Huflattichs, die noch vor den Blättern erscheinen und zu den ersten Frühlingskündern gehören, gelten als bestes Mittel für angeschlagene Bronchien und gegen Husten. Ein Tee aus Blättern und Blüten wirkt schleimlösend und reizlindernd. Der lateinische Name Tussilago bedeutet ja „Hustenstiller“. Blätter und Blüten enthalten Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe und Flavonoide, die für die Heilwirkung verantwortlich sind. In den 1980erJahren glaubte man, dass gewisse Alkaloide im Huflattich die Leber schädigen könnten. Genauere Untersuchungen ergaben aber, dass in der geringen Menge, die man als Tee zu sich nimmt, die Alkaloide keine negative Wirkung auf die Leber haben. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die frisch zerstampften Blätter mit Quark gemischt und als Paste aufgetragen hervorragend bei Venenentzündung helfen. Junge Huflattichblätter ergeben ein gutes Wildgemüse. Man kann sie als Roulade zubereiten und verschiedene Füllungen darin einwickeln.
Johanniskraut
Johanniskraut, einst dem Sonnengott Baldur oder Belenos geweiht, ist ein wichtiges Heilkraut. Der Tee aus dem getrockneten blühenden Sonnenkraut wirkt stimmungsaufhellend bei Depressionen, Schwermut und Verstimmungszuständen. Johanniskrautpräparate haben eine dämpfende Wirkung auf Viren, weshalb sie bei der Behandlung von HIV-Infektionen eingesetzt werden. Da das Johanniskraut den Leberstoffwechsel beschleunigt, schleust es Gifte und Toxine schneller aus dem Körper heraus. Das wird zum Problem, wenn man gleichzeitig andere pharmazeutische Produkte einnimmt, wie etwa Medikamente, die nach einer Organtransplantation das Immunsystem unterdrücken, Psychopharmaka oder auch die Antibabypille. Diese werden dann in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt. So manches ungeplante „Johanniskraut-Baby“ ist deshalb geboren worden.
In früheren Zeiten wurde mit dem getrockneten Johanniskraut geräuchert, um ungute Stimmungen und Spannungen in Haus und Hof aufzulösen. Fugademonum, „Teufelsflucht“, ist einer der alten Namen des Heilkrauts.
Das Johanniskraut-Öl oder Rot-Öl wird aus den Blüten gewonnen, indem man diese in Oliven- oder Sonnenblumenöl für zwei Wochen an einem warmen Ort auszieht (mazeriert). Das Öl wird in die Haut eingerieben und hilft bei der Wundheilung, es heilt Nervenschmerzen (Neuralgien), Muskelzerrungen, Verbrennungen und kann sogar Neurodermitis lindern. Da das Öl lichtempfindlich macht, sollte es nicht vor dem
Weitere Kostenlose Bücher