Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
Sonnenbaden verwendet werden; es kann den Sonnenbrand verschlimmern.
Kamille
Die Kamille ist noch immer die beliebteste Heilpflanze in Mitteleuropa. Für die alten Angelsachsen war das maythem eines der neun wichtigsten Heilkräuter, insbesondere für Frauen. Die Blüten, verwendet als Tee, Spülung, Salbe oder Umschlag, haben eine entzündungshemmende, wundheilende und krampflösende Wirkung. Der Tee beruhigt Magen und Darm. Darmentzündung (Kolitis) lässt sich gut damit behandeln. Bei Lungenentzündung und Bronchitis hilft ein Kamillendampfbad. Dabei wird der heiße Kamillentee in eine Schale gegossen und der Patient atmet die Dämpfe ein, wobei ein Tuch über Kopf und Schüssel gebreitet wird, damit der heilsame Dampf nicht entweichen kann. Auch zur Behandlung von Haut- und Fußpilz eignet sich der Kamillentee.
Die verwandte, nach Ananas duftende Strahlenlose Kamille, die gern auf Wegen zusammen mit dem Wegerich und dem Vogelknöterich wächst, hat ähnliche krampflösende, antiseptische Eigenschaften. Da sie aber das ätherische Öl Chamazulen nicht enthält, hat sie keine wundheilende Wirkung. Die Strahlenlose Kamille ist auch ein gutes Wurmmittel.
Knoblauch
Der Knoblauch war oft unser Helfer, wenn jemand eine beginnende Lungenentzündung hatte. Eine Knoblauchmilch wirkt Wunder. Da das antiseptische ätherische Öl, Allicin, über die Lungen ausgeschieden wird, reinigt es diese dabei. Ansonsten wirkt die Knoblauchzwiebel blutverdünnend, sie senkt erhöhte Blutfettwerte und ist deswegen gut für Herz und Kreislauf. Knoblauch hat auch eine desinfizierende und wurmtreibende Wirkung.
Karde
Die Karde, sagte schon Hildegard von Bingen, treibt Gift aus dem Körper. Sie gehört zur Familie der Skabiosen; das Wort kommt vom lateinischen scabies („Krätze“, Psoriasis) und weist auf die Krankheit hin, die damit bekämpft wurde. Inzwischen hat man die entschlackende, ausleitende Wirkung der Karde auch zur Behandlung von Borreliose entdeckt. Dafür wird aus der Wurzel eine Volltinktur oder ein Tee gemacht. Die Pflanze ist zweijährig; die Wurzel wird gegen Ende des ersten Jahres gegraben und verwendet. Im zweiten Jahr ist die Wurzel wertlos, denn alle Kraft geht in die Samen. Früher hat man mit ihr auch Hämorrhoiden behandelt.
Klette
Für die Germanen war die Klette eine echte Bärenpflanze, voller Heilkraft. Die können auch wir uns zunutze machen. Die Klettenwurzel wirkt pilzwidrig, keimtötend, harn- und schweißtreibend und regt die Gallensekretion an. Sie ist ein gutes Lebermittel. Klettenwurzelöl, also Auszüge der Wurzel in Oliven-, Sonnenblumen- oder anderem Pflanzenöl, hilft als Einreibung bei Gelenkbeschwerden, Schwellungen, Muskel- und Gliederschwäche. Das Öl hat eine stärkende Wirkung. Es eignet sich auch hervorragend als Haaröl und hilft bei Schuppen und Haarausfall. Die Blätter kann man aufkochen und als Kompresse bei Furunkeln und Hautunreinheiten verwenden, ebenso wie bei Krampfadern und Venenentzündung.
Nelkenwurz
Die Nelkenwurz wächst unter Hecken, am Waldrand und in lichten Wäldern. Die nach Gewürznelken riechende Wurzel enthält Gerbstoffe und ein ätherisches Öl (Eugenol), das stark antiseptisch und schmerzbetäubend ist. Es ist dasselbe keimtötende Öl wie das in der Gewürznelke enthaltene, das Zahnärzte verwenden. Ehe wir uns einen Zahnarzt leisten konnten, haben wir die Nelkenwurz als Schmerzstiller und zum Austrocknen von Zahnentzündungen verwendet.
Quendel
Die ätherischen Öle im Quendel oder Wilden Thymian haben eine starke keim- und pilzhemmende Wirkung, deswegen pflanzen ihn einige Ameisenarten auf ihre Hügel. Die Blätter des Zwergstrauchs aus der Familie der Lippenblütler haben schleimlösende, auswurffördernde und krampflösende Wirkung. Sie gehören auf jeden Fall mit in den Hustentee. Thymiantee galt einst als Mittel für den Magen bei Magendruck und -krämpfen. Quendel tut auch der Milz gut, es reinigt die Lymphe. Als Badezusatz hilft der Aufguss bei entzündlichen Hautkrankheiten, auch bei Prellungen und Verstauchungen.
Wegen seiner desinfizierenden Wirkung war der Quendel einst Bestandteil des duftenden Kräuterbettes, Freyas oder Marias Bettstroh genannt, auf dem die Frauen ihre Kinder gebaren. Selbstverständlich ist der Wilde Thymian auch ein köstliches Küchengewürz.
Sanikel
Sanikel, oder „Saunigel“, wie es Einheimischen nennen, habe ich erst im Allgäu kennengelernt. Bei den armen Bergbauern dort und im benachbarten Vorarlberg und
Weitere Kostenlose Bücher