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Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Titel: Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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vier Stängel pro Pflanze auf einmal ernten. Anschließend gönnt man der Staude Zeit, sich wieder zu erholen. Um die Erträge zu erhöhen, hilft es, die Blütentriebe herauszubrechen. Die Erntezeit erstreckt sich vom April bis zur Mittsommerzeit – traditionell bis zum Johannistag am 24. Juni. Danach steigt der Oxalsäuregehalt. Nach der Ernte sollte man die Pflanze kräftig düngen und im Herbst mit verrottetem Mist abdecken.
    Jede Rhabarberpflanze braucht einen Quadratmeter Raum. Sie kann mindestens sieben Jahre lang an einem Standort bleiben.
    Japanischer Staudenknöterich
    Mein guter Nachbar, der Herr Doktor rer. nat., der mir mit seinem veralteten Schlepper den Garten pflügte, hatte mir Rhabarberstauden geschenkt. Diese sind zwar noch da, aber inzwischen ziemlich verwaist, denn ich habe einen ebenfalls aus Ostasien stammenden Verwandten der Pflanze gefunden, der sich genauso gut als Fruchtgemüse eignet. Es ist der Japanische Staudenknöterich, der sonst zu Recht als aggressiv wuchernder Neophyt gefürchtet ist. Ich habe ihn mir trotzdem in den Garten gepflanzt, und wenn er sich an Stellen ausbreitet, an denen ich ihn nicht haben will, wird er einfach abgemäht.
    Es stimmt nicht, dass der Riesenknöterich – wie viele behaupten – giftig ist. Im Gegenteil: Die chinesische und die japanische Küche kennen viele Rezepte für die ganz jungen, säuerlich schmeckenden Frühjahrstriebe. Diese spargelähnlichen Schosse, die in einer lauen Frühlingsnacht locker 20, 30 oder noch mehr Zentimeter emporwachsen, sind saftig und zart. Sie sind ein Leckerbissen; der Geschmack der frischen Stängel erinnert an Rhabarber – die Pflanze gehört ja auch zur selben Familie. In Ostasien essen die Kinder die geschälten frischen Triebe ebenso gerne wie unsere Kinder den Sauerampfer. Die Schösslinge werden aber auch als Frühjahrsgemüse gekocht; durch Abdecken kann man die Triebe bleichen und sie dann salzen und wie Sauerkraut einmachen. Sie lassen sich aber auch, ähnlich wie Rhabarber, zu Torten, Kompott, Konfitüren und anderen Süßspeisen verarbeiten. Später im Jahr ist die Pflanze unbekömmlich. Für den bretonischen Wildpflanzen-Meisterkoch Jean-Marie Dumaine ergeben sich beim „Rhein-Rhabarber“, wie er den Japanischen Knöterich nennt, unendliche Zubereitungsmöglichkeiten – vom Chutney bis zum Dessert.
    Auch als Heilpflanze wird der Riesenknöterich verwendet. Die Wurzel gilt in der modernen chinesischen Medizin als antiviral, spirochätenwidrig, pilzwidrig, blutstillend, entzündungshemmend (bei bakteriellen Entzündungen und eiternden Wunden), blutreinigend und entgiftend. Nach Angaben des amerikanischen Phytotherapeuten Stephen H. Buhner ist der Japanische Knöterich hilfreich bei der Behandlung einer chronischen Borreliose. Die Wurzel hilft Schäden zu reparieren, die die Spirochäten – eine Bakteriengruppe, zu denen auch die Borreliose verursachenden Borrelien gehören – angerichtet haben. Wirkstoffe wie Resveratrol, ein fettlösliches Flavonoid, das man auch in Rotwein findet, erweitern die Blutgefäße und verbessern die Blutzufuhr zu den Augen, Herz, Haut und Gelenken; sie bewahren Nervengewebe vor oxidativen Schäden und den toxischen Zerfallsprodukten von Bakterien, schützen die Blutgefäße, reduzieren Autoimmunreaktionen und vieles mehr. Resveratrol ist ein hochwirksames Antioxidationsmittel, das vor freien Radikalen schützt, die krebserzeugend sein können.

    Topinambur, die Sonnenblumen-Artischocke, erfreut den Menschen nicht nur durch schmackhafte Knollen, sondern auch durch die sonnengelben Blütenköpfe, die an hohen Stängeln im Herbstlicht leuchten.
    Topinambur
    Das Knollengemüse mit dem Namen eines exotischen südamerikanischen Indianerstammes hat nichts mit Südamerika zu tun, sondern ist eine Sonnenblumenart aus der nordamerikanischen Prärie. Diese Knollensonnenblume wird ihres Geschmacks wegen auch Erdartischocke oder Jerusalem-Artischocke genannt. Sie ist noch nahrhafter als die nährstoffreiche Kartoffel, und sie erzeugt auf gleicher Fläche ungefähr dreimal so viel essbare Substanz. Sie wurde in Europa ungefähr zur gleichen Zeit wie die Kartoffel eingeführt und war in Frankreich ein Modegemüse. Die Kartoffel hat sie jedoch vom Acker verdrängt, weil sie sich nicht gut in die Fruchtfolge einbauen lässt. Und zwar vor allem wegen ihrer Vitalität: Wer sie einmal im Garten hat, der wird sie nur schwer wieder los. Immer bleiben winzige Brutknollen im Boden übrig, und diese

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