Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
Amerikaner, der puritanisch saubere Gärten gewöhnt ist, würde sie allenfalls als verlassene, verwilderte Gärten ansehen. Doch wenn man den scheinbar planlos wachsenden Wirrwarr von Pflanzen untersucht, dann findet man keine Pflanze, die dem Besitzer nicht irgendwie nützlich wäre. Es ist ein Gemüsegarten, Obstgarten, Arzneikräutergarten, Komposthaufen und Bienenhof, alles in einem. Tiefwurzler und Flachwurzler, die von Laub beschattet und durch eine Bodenbedeckung aus Laubstreu geschützt werden; wegen der Vielfalt der vermischten Arten kommt es zu keiner Schädlingsexplosion und der Ertrag ist – wie der Botaniker Edgar Anderson schreibt – „im Verhältnis zum Arbeitsaufwand sehr hoch“. Heutzutage nennt man das eine vorbildhafte Permakultur!
Essbare Landschaften
In unserem kühleren europäischen Klima, mit relativ langen Wintern und kurzen Wachstumszeiten, lässt sich das nicht unmittelbar nachahmen. Schon viele idealistische, aber dann enttäuschte Permakultur-Anhänger haben das erfahren müssen: Bei uns braucht es wesentlich mehr Arbeitseinsatz, um eine „essbare Landschaft“ herzustellen. Aber man kann auch bei uns ohne großen Aufwand zumindest einige Schritte in diese Richtung gehen. Genaue Naturbeobachtung und die einige Tausend Jahre Erfahrung unserer Gärtner sind da hilfreich. Man muss wissen, welche Pflanzennachbarschaften günstig sind und welche nicht, welche Pflanzen einander fördern und welche einander behindern. Auch die Begleitkräuter, die sogenannten Unkräuter, sind da mit einzubeziehen.
Pflanzen, die sich gut vertragen
Seit die Menschen vor rund 10 000 Jahren anfingen, Pflanzen zu kultivieren, haben sie beobachtet, dass manche Arten gut zusammen gedeihen und andere nicht. Daraus hat sich ein Schatz an Erfahrungen über das Anlegen von Mischkulturen gebildet. Die Hinweise sind nützlich, aber man darf sie auch nicht überbewerten. Sie sind nur ein Faktor neben vielen anderen, wie Düngung, Bodenbehandlung und zeitgerechte Aussaat.
Amaranth oder Fuchsschwanz: Die Indianer pflanzten Amaranth als Gemüse oder als Getreidepflanze zusammen mit Mais, Kürbis und Bohnen auf Hügelbeete. Amaranth öffnet als Tiefwurzler die Bodenschichten auch für die flach wurzelnden Arten und tritt mit ihnen wenig in Konkurrenz; zudem bringt er ausgewaschene Nährstoffe aus den tieferen Schichten nach oben.
Bohnen: Hülsenfrüchte vertragen sich mit fast allen Gemüsen. Buschbohnen sind eine geeignete Zwischenpflanzung für Erdbeeren, Frühkartoffeln, Kohl, Sellerie oder Gurken.
Bohnenkraut: Der kleine, würzige Lippenblütler hat eine günstige Wirkung auf Bohnen – die er dann auch in der Küche hervorragend würzt.
Erbsen: Zuckererbsen, Markerbsen oder Schalerbsen vertragen sich mit den meisten Gemüsen, insbesondere mit Möhren, Dill, Kohl, Radieschen, Gurken, Spinat, Salat und Speiserüben.
Erdbeeren: Lattich, Salat und Löwenzahn – auch der gezüchtete Salatlöwenzahn – begünstigen Erdbeeren. Mit Shungiku (Gemüse-Chrysanthemen), Buschbohnen und Gurkenkraut (Borretsch) kommen sie auch gut zurecht.
Zwischenpflanzungen von Studentenblumen, Ringelblumen, Knoblauch oder Mizuna (Japanischer Blattsenf) wehren Nematoden ab.
Gurken: Salat, Dill, Fenchel, Bohnen, Erbsen, Kohl, Sonnenblumen und Zuckermais sind mögliche Begleiter der Gurken.
Hanf: Die Hanfpflanze, deren Samen wertvolle ungesättigte Öle enthalten, hat wegen ihrer ätherischen Ausdünstungen eine allgemein positive Ausstrahlung im Garten. Als Begleitpflanze ist sie günstig für Kartoffeln, Rote Bete und Kohl. In Deutschland ist der Anbau nur mit Genehmigung erlaubt.
Kapuzinerkresse: Das leuchtend orangefarben blühende Gewächs eignet sich als bodenbedeckende Begleitpflanze bei Tomaten und Kürbissen. Die Raupen des Kohlweißlings bevorzugen die Blätter der Kapuzinerkresse als Futter, deswegen kann man sie als Köder neben den Kohl setzen und die Raupen dann absammeln.
Kartoffeln: Die Erdäpfel vertragen Bohnen, Puffbohnen sowie Kohl als Zwischenpflanzung. Eine Umrandung des Kartoffelackers mit Hanf, Kapuzinerkresse, Fingerhut oder Meerrettich soll sich gut bewähren. Die Nachbarschaft mit Hanf wirkt positiv gegen Mehltaubefall.
Kohl: Die Kohlsorten, egal ob Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Spitzkohl, Weißkohl oder Wirsing, vertragen sich gut mit Zwischenpflanzungen von Salaten, Endivien, Mangold oder Sellerie. Hier und da eine Hanfpflanze im Kohlbeet vertreibt die Kohlweißlinge, jene weißen Schmetterlinge,
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