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Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Titel: Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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treiben unweigerlich wieder aus. Wo sie verwildert wächst, wird sie inzwischen als „aggressiver Neophyt“ eingestuft.
    Überlebensknollen
    Die faustgroßen, beigefarbenen bis rötlichen Knollen sind eigentlich das ideale survival food . Sie enthalten große Mengen verwertbares Eisen (weit mehr als Spinat), so viel Kalium wie Bananen sowie Kieselsäure und Kalzium für gesunde Knochen und Zähne, außerdem die Vitamine B1, B12, C und Niacin, zudem einen bestimmten Fruchtzucker, der die symbiotischen Darmbakterien anregt – wichtig fürs Immunsystem.
    Topinamburknollen können roh in den Salat geschnitten werden, sie schmecken alleine oder mit anderen Gemüsen – etwa Kartoffeln, aber auch Pilzen – gekocht, gedämpft oder gebraten.
    Im Garten gönnt man ihnen ein eigenes Beet. Nach einigen Jahren, wenn der Boden nicht mehr ausreichend Nährstoffe nachliefert, kann man die Knollen in ein neues Beet versetzen.
    Geerntet werden sie im Spätherbst. Wenn sie blühen, sind die Knollen reif. Die Erdartischocke ist eine Kurztagpflanze, das heißt, sie fängt an zu blühen, wenn die Nächte länger werden als die Tage. In unseren Breiten erzeugt sie keine Samen, es ist zu kalt dafür. Das hindert sie jedoch nicht an der erfolgreichen Fortpflanzung über die Knollen.
    Warum Jerusalem-Artischocke?
    Der zweite Name des Topinambur stammt von der italienischen Bezeichnung girasole articiocco, das heißt „Sonnenblumen-Artischocke“. So wurde sie einst wegen ihrer Blüten in Italien genannt – und girasole hat sich durch den ähnlichen Klang der Wörter allmählich zu „Jerusalem“ abgeschliffen.

    Wer Topinambur in seinen Garten holt, muss wissen, dass die Pflanze sehr vital ist und sich mit ihren unterirdischen Rhizomen schnell ausbreitet: am besten also an den Rand des Gartens pflanzen.

Pflanzengemeinschaften
    Wenn man die Landschaft betrachtet, die Wiesen und Wälder, dann entdeckt man eine bunte Mischung verschiedener Pflanzenarten. Monokulturen kennt die Natur nicht. Bestimmte Arten mögen einander sehr, sie leben gern auf engem Raum zusammen und haben eine günstige Wirkung aufeinander. Andere wiederum meiden einander und verdrängen sich gegenseitig. Es ist vergleichbar mit der modernen Großstadt, wo die Soziologen in den Nachbarschaften verschiedene kulturelle Ökotope ausmachen. Es macht also Sinn, wenn Botaniker von Synökologie oder Pflanzensoziologie sprechen. Warum sollte es in einem Gemüsegarten mit so vielen unterschiedlichen Bewohnern anders sein?
    Durch Duftstoffe der Blüten, ätherische Öle der Blätter, Wurzelausscheidungen, durch das Abschilfern von Rinde, den Laubfall, den von Wind oder Insekten verbreiteten Blütenstaub und durch die Verdauungsprodukte der Raupen und Schnecken teilen sich die Pflanzen ihren Nachbarn mit. Elemente und molekulare Verbindungen, Aminosäuren, Hormone, Enzyme, Hemmstoffe und andere Substanzen werden erzeugt, angereichert und als Botschaften weitergegeben. Um Kommunikation zwischen Pflanzen herzustellen, genügen oft schon geringe, geradezu homöopathische Dosierungen. Manchmal vermittelt das feine Pilzgeflecht, die Myzelien, die den Boden durchziehen und sich mit den Wurzeln verquicken, die Botschaften zwischen den Pflanzen. Manchmal scheint es nur die „Aura“ der Pflanze zu sein, die ihre Nachbarn beeindruckt. Allelopathie nennen die Pflanzenphysiologen diese biochemischen Wechselwirkungen. Der Gärtner ist gut beraten, auf solche Wechselwirkungen zu achten.
    Völkerkundler sind immer wieder beeindruckt, wie „primitive“ Gärtnergesellschaften diese beachten. Für die nordamerikanischen Indianer, die hauptsächlich Mais, Kürbisarten und Bohnen auf ihren Hügelbeeten anpflanzen, gibt es keine Unkräuter. Der Begriff ist nicht vorhanden. Was da als Begleitkräuter wächst, wird als frisches grünes Suppen- und Salatgemüse oder als Heilpflanze verwendet. Clifford Geertz, ein bekannter US-amerikanischer Ethnologe, schreibt über die Felder der Wanderfeldbauern: „Die Anbauflächen sind gar nicht das, was wir uns unter Feldern vorstellen, sie sind verkleinerte tropische Urwälder, die hauptsächlich aus Nahrungs- und Arzneipflanzen bestehen.“

    Traditionelle Permakultur
    Der Tourist weiß oft gar nicht, dass er gerade durch einen Garten geht, wenn er – ganz gleich ob in Oaxaca/Mexiko oder im indschen Kerala – einmal abseits von Hotel oder Hauptstraße auf einem schmalen Pfad durch üppig wuchernde Pflanzenvielfalt läuft. Ein typischer Europäer oder

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