Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
den Gärtner sollte es vor allem sein, die Lebenskräfte der Pflanzen zu unterstützen. Das bedeutet, den Pflanzen einen guten, humusreichen Boden zur Verfügung zu stellen, die Setzlinge so abzuhärten, dass sie die nötigen Abwehrkräfte haben; sie sorgfältig zu vereinzeln, sodass sie Raum haben, sich zu entfalten, und zuzusehen, dass sie ohne Stockungen wachsen können. Vor allem aber ist es ein lebendiger, humusreicher Boden, der die beste Möglichkeit bietet, dass auch die abbauenden Organismen, die sogenannten Schädlinge, Teil des harmonischen Garten-Ökotops sein und nicht allzu großen Schaden anrichten können.
WÜHLMÄUSE ODER SCHERMÄUSE
Neben den Nacktschnecken waren die Wühlmäuse im Genfer Gemüsegarten eine Problem. Sie nagten an Möhren, Schwarzwurzeln, Sellerie und anderen Wurzelgemüsen und setzten auch den Obstbaumwurzeln zu. Mit viel Geduld stellte Manfred Drahtfallen in die Gänge, die den Garten durchzogen. Ab und zu fing er eins der Tiere. Daraus machte er dann „Wühlmauspfeffer“. Er zog den rattengroßen Nagern das Fell ab, verbrannte es an jenen Tagen, an denen sich die Venus im Tierkreiszeichen Skorpion befand, und streute die Asche fein dosiert über den Garten. Er behauptete, das würde den Schermäusen die Fortpflanzungsfreude vergällen. Der Planet Venus sei schließlich nach der Göttin der Sexualität benannt, und Skorpion sei mit dem Lendenbereich verbunden. Damals kam mir das sehr abstrus vor. Wissenschaftlich ließ es sich auf jeden Fall nicht begründen. Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob an den alten bildhaften Vorstellungen nicht doch etwas dran sein könnte.
Haustiere sind eine Möglichkeit, tierische Eindringlinge aus dem Garten fernzuhalten. Wenn es kalt oder regnerisch ist, schlafen unsere Hunde allerdings hinter dem Ofen, und Füchse und Rehe haben leichtes Spiel!
Hund und Katz als Mäusejäger
In unserem Überlebensgarten hoch oben im Allgäu hatten wir am Anfang keinen Ärger mit irgendwelchen Schädlingen. Die Population hatte sich noch nicht aufgebaut; und was die Schermäuse betrifft, so verbrachte unsere alte schwarze Katze den ganzen Tag geduldig wartend vor den Mauselöchern in der Wiese, bis sie wieder eine gefangen hatte. Es schien, als würde sie die Nager telepathisch aus ihren Löchern locken.
In den ersten Jahren auf dem Einödhof hatten wir keinen Hund. Wir konnten es uns einfach nicht leisten, noch ein hungriges Mäulchen mit durchzufüttern. Nach ein paar Jahren kam dann Idefix zu uns, ein ganz kleiner Hund, der wirklich wenig fraß. Einige Jahre später wurden es dann noch mehr Hunde. Die Kinder liebten sie als Spielgefährten, und sie hielten uns gleichzeitig neugierige Fremde vom Leib. Leider aber verschärften sie das Wühlmausproblem. Unter der Scheune wohnte nämlich ein Mauswiesel-Paar – im Volksmund „Hermännchen“ genannt. Das sind hübsche kleine Raubtiere, die in der kalten Jahreszeit ein schneeweißes Winterfell tragen. Mauswiesel und die nah verwandten Hermeline leben von unterirdischen Nagern, sie verfolgen die Wühlmäuse bis tief in ihre Gänge und halten sie in Schach. Eines Tages sah ich, wie die Hunde die kleinen Wiesel stellten und totbissen. Es sind auch nie wieder Mauswiesel nachgezogen. Blöde Hunde!
Verheerende Mäuseplage
In den darauffolgenden Jahren führten sich die Wühlmäuse ganz besonders übel auf. Manchmal sah ich, wenn ich in den Garten kam, wie ein Porreestängel wackelte, weil eine Wühlmaus an der Basis fraß. Ganze Reihen Pastinaken, Schwarzwurzeln, Haferwurzeln und sogar Kartoffeln verschwanden. Mit Vorliebe machten die Nager sich über den Topinambur her.
Im Kapitel über Obst und Wildobst habe ich schon von den zwölf Hochstamm-Obstbäumen berichtet, die ich im November pflanzte, ehe der „Weiße Riese“ das Land mit Schnee bedeckte. Die Bäumchen grünten im Frühling und wuchsen gut an. Im dritten Winter nach der Pflanzaktion jedoch entdeckten die Wühlmäuse die Bäume und machten sich über die Wurzeln her, sodass sechs der Bäumchen schräg hingen und so locker waren, dass man sie mit einer Hand hin und her bewegen konnte. Drei davon – zwei Birnbäume und ein Apfelbaum – gingen ganz ein, und die anderen drei dümpeln schwer geschädigt vor sich hin. Das ist sehr ärgerlich, denn Obst auf diesen Höhen ist etwas besonders Kostbares.
Es schien, als glaubten die Nager, wir hätten den Garten für sie alleine angelegt. In einem Jahr waren sie so schlimm, dass sie die Hälfte
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