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Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Titel: Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L Stevenson
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nicht!«»Nehmen Sie Platz! Hier ist ein Glas Wein für Sie«, sagte der Anwalt, »und dann nehmen Sie sich Zeit und erzählen Sie mir ausführlich, was Sie von mir wünschen.«
    »Sie kennen des Doktors Art, Herr«, erwiderte Poole, »und wie er sich immer einschließt. Na schön, er hat sich wieder in das Arbeitszimmer eingeschlossen, und das gefällt mir nicht, Herr; ich möchte auf der Stelle sterben, wenn es mir gefiele. Mr. Utterson, Herr, ich ängstige mich!«
    »Na, na, mein guter Mann«, versetzte der Anwalt, »sprechen Sie jetzt etwas deutlicher, wovor fürchten Sie sich?« »Schon seit ungefähr einer Woche bin ich in ständiger Angst«, erwiderte Poole, hartnäckig die Frage überhörend, »ich kann es nicht mehr ertragen!«
    Das Aussehen des Mannes bestätigte klar seine Worte, sein Benehmen ließ das Schlimmste befürchten; ausgenommen den Moment, da er zum erstenmal von seiner Angst sprach, hatte er dem Anwalt nicht einmal ins Gesicht geblickt. Auch jetzt saß er, das Glas Wein unangerührt auf den Knien, da und starrte in eine Ecke der Diele.» Ich kann es nicht mehr ertragen!« wiederholte er.
    »Fassen Sie sich«, sagte der Anwalt. »Ich begreife, Poole, daß Sie gute Gründe haben; ich sehe, daß da irgend etwas oberfaul ist. Versuchen Sie mir doch zu erklären, worum es sich handelt.«
    »Ich glaube, es wird ein falsches Spiel getrieben« sagte Poole heiser.
    »Falsches Spiel!« rief der Anwalt, ziemlich erschreckt und folglich auch geneigt, ärgerlich zu werden. »Was heißt falsches Spiel, was meint der Mann?«
    »Ich wag' es nicht zu sagen, Herr«, war die Antwort, »doch bitte, kommen Sie mit mir und sehen Sie selbst!« Mr. Uttersons einzige Antwort bestand darin, daß er aufstand und Hut und Mantel ergriff. Mit Verwunderung bemerkte er die starke Erleichterung, die auf dem Gesicht des Hausmeisters zu erkennen war, und vielleicht mit nicht geringerem Erstaunen, daß der Wein noch immer unberührt war, als Poole das Glas hinstellte, um ihm zu folgen. Es war eine stürmische, kalte, der Jahreszeit angemessene Märznacht mit bleichem Mond, der auf den Wolken zu liegen schien, als hatte ein Windstoß ihn umgeworfen, und eilenden Wolkenfetzen, die einem durchsichtigen Schleier gleich darunter hinzogen. Der Wind erschwerte das Sprechen und trieb das Blut in das Gesicht. Es schien, als habe er die Straßen von Fußgängern leer gefegt, und Mr. Utterson vermeinte, diesen Teil Londons noch nie so verödet gesehen zu haben. Dringend wünschte er, es wäre anders gewesen, denn noch nie in seinem Leben hatte er so lebhaft den Wunsch gefühlt, in engem Kontakt mit seinen Mitmenschen zu verbleiben; so sehr er auch dagegen ankämpfen mochte, sein Herz konnte die erdrückende Vorahnung eines Unglücks nicht überwinden. Über den Platz, den sie gerade erreicht hatten, tobte staubaufwirbelnder Wind, und die dünnen Bäume in den Gärten peitschten mit ihren Zweigen die Gitter. Poole, der den ganzen Weg ein oder zwei Schritte vorausgeeilt war, blieb plötzlich mitten auf dem Bürgersteig stehen, und trotz des schneidenden Wetters nahm er seinen Hut ab und trocknete sich die Stirn mit einem roten Taschentuch. Doch nicht die Eile des Laufes hatte diese Schweißtropfen, die er fortwischte, erzeugt, sondern sie waren der Ausdruck würgender Qual; denn sein Gesicht war fahl, und seine Stimme klang rauh und gebrochen, als er jetzt sagte: »Nun, Herr, da wären wir. Gott gebe, daß nichts Schlimmes passiert ist!«
    »Amen, Poole«, sagte der Anwalt.
    Der Diener klopfte darauf in sehr vorsichtiger Weise. Die Tür wurde geöffnet, soweit die Sicherheitskette es erlaubte, und eine Stimme fragte von innen her: »Sind Sie es, Poole?« »Ganz recht«, erwiderte Poole, »öffnen Sie die Tür!« Die Diele, die sie zuerst betraten, war hell erleuchtet. Das Feuer war heftig geschürt, und um den Kamin standen dicht gedrängt, wie eine Herde Schafe, sämtliche Dienstboten, männliche und weibliche. Beim Anblick Mr. Uttersons brach das Stubenmädchen in hysterisches Wimmern aus, und der Koch rannte mit dem Aufschrei: »Gott sei gedankt! Es ist Mr. Utterson« auf ihn zu, als ob er ihn umarmen wollte. »Was ist denn, was ist denn! Warum seid ihr alle hier?« fragte der Anwalt verdrießlich. »Ganz ungehörig, sehr unschicklich, euer Herr wird das keineswegs billigen!« »Sie fürchten sich alle«, sagte Poole.
    Tiefe Stille folgte, niemand widersprach, nur das Mädchen schluchzte jetzt lauter.
    »Halt's Maul!« brüllte Poole sie

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