Der Sergeant
Nord wie die Wellen eines Waschbrettes. Und wenn man sozusagen »quer« wollte, musste man durch Canyons und Schluchten.
Es war ein verdammter Weg nach California.
Manchmal spürte ich den hoffnungslosen Wunsch, dass Colorado Juan uns ziehen lassen würde.
Aber dann sagte ich mir, dass er sich nicht mit nur einem Drittel unseres Goldes begnügen würde. Niemals!
Caroline ritt nicht neben mir an der Spitze. Sie saß im Wagen und kümmerte sich um Harvey Jenkins. Dessen Wundfieber war nun noch böser. Er war fast immer ohne Besinnung. Immer wieder musste Caroline ihn festhalten. Sie kühlte ständig sein Gesicht, und sie goss am Nachmittag den letzten Schnaps auf den Wundverband.
Aber selbst das Aufschneiden der Wunde, das Bluten, das Ausbrennen und der scharfe Schnaps konnten Jenkins’ Not nicht lindern.
Es ging zu Ende mit ihm.
Das Wasser, das Caroline für ihn verwendete, um sein fieberglühendes Gesicht zu waschen, um ihn trinken zu lassen und ihm kalte Wadenwickel zu machen, die das Fieber drücken sollten, konnten wir kaum entbehren. Eigentlich war das eine kaum zu verantwortende Verschwendung.
Unsere Tiere brauchten eine Menge Wasser, wenn wir mit ihnen und den Wagen vorwärts kommen wollten. Wir hatten jeden Tropfen nötig.
Als wir gegen Abend eine Wasserstelle erreichten, die mir bekannt war, erwies sie sich als verseucht.
Die Apachen hatten ein paar tote Kleintiere, Schlangen und ihre Fäkalien hineingeworfen.
Es war keine Überraschung für uns. Wir hatten das mit einiger Sicherheit erwartet, aber dennoch gehofft, dass es nicht so sein würde.
Als wir noch verhielten und fluchten, begann Harvey Jenkins zu kreischen. »Gold, viel Gold! Ich habe viel Gold! Ich kann mir alles kaufen! Selbst die Hölle kaufe ich mit meinem Gold!«
Dann verstummte er jäh.
Caroline beugte sich nieder, richtete sich dann neben ihm im Wagen wieder in sitzende Stellung auf und sagte schlicht: »Er ist tot. Sein Herz schlägt nicht mehr. Er ist tot.«
Wir hörten es, doch wir reagierten noch nicht. Wir dachten nach.
Und wir waren nur noch fünf Mann und Caroline.
Ich sah auf Ken Buchanan und von diesem auf Will Banner.
Dann sagte ich: »Wenn ihr nicht gegen mich seid, dann erledige ich das jetzt mit Otis Tennessee und Jed Slater. Und wenn ich mit ihnen fertig bin, kehren wir ins Santa Cruz River Valley zurück, suchen uns eine günstige Verteidigungsposition und halten durch, bis eine Patrouille oder ein großer Wagenzug…«
»Nein«, sagte Will Banner sofort. »Nein, ich bin weg von der Armee. Ich bin desertiert wegen des Goldes.«
Er sah auf Caroline.
»Oder würden Sie mit uns das Gold teilen? Selbst wenn wir wieder zur Armee gingen?«
Sie schüttelte sofort den Kopf.
»Das Gold gehört mir«, sagte sie. »Und wenn ich nicht dazu gezwungen werde, gebe ich davon nichts her. Nur eine Belohnung bekämt ihr. Aber auch dazu wäre ich nicht verpflichtet. Denn ihr seid Soldaten. Zumindest wart ihr das.«
Da begann Otis Tennessee zu lachen, wild und herausfordernd.
»Wenn du es mit uns versuchst, Sergeant«, sagte er, »gehst du dabei drauf. Und dann sind nur noch dieser alte Peitschenknaller und Will Banner bei der Schönen. Dann wird es ein Kinderspiel für Colorado Juan.«
Ich sah zu Ken Buchanan hin. Wenn dieser auf meiner Seite war, würde ich es versuchen. Aber Ken Buchanan schüttelte den Kopf.
Und so war ich überstimmt. Ich hatte sie alle gegen mich. Sie wollten immer noch mit dem Gold durchkommen und waren bereit, alles dafür zu riskieren. Und da ihre Anteile nun durch unsere verminderte Zahl umso größer wurden, waren sie auch bereit, noch mehr zu wagen und alles auf eine Karte zu setzen. Der Preis war so hoch, dass sie Unmögliches versuchen würden.
Denn sie alle waren hartgesotten. Das Goldfieber hatte von ihnen Besitz ergriffen. Sie glaubten immer noch, dass nur die anderen Pech gehabt hatten und sie durchkommen würden.
Und dann dachte ich daran, dass sich auch für mich ein Desertieren lohnen würde, wenn wir mit dem Gold durchkämen.
Auch ich hatte eine Menge Wünsche, Träume, Hoffnungen.
Ich sah auf Caroline.
Ob sie mit mir teilen würde, wenn nur wir zwei übrig bleiben konnten und ich es fertig brächte, der Armee mein Handeln zu erklären?
Es gab keine Antwort auf meine Frage.
Aber ich nahm mir vor, in meinem Patrouillenbuch alles wahrheitsgetreu niederzuschreiben, von Anfang an.
Ich saß ab und sagte: »Also, dann wollen wir Harvey beerdigen. Auch er hat doch der Armee
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