Der Sergeant
wahrhaftig ein Schnippchen geschlagen oder eine Nase gezeigt. Auch ihn kann die Armee nicht mehr hängen.«
»Na also«, grinste Otis Tennessee. »Was also hat jeder von uns zu verlieren? Wir können nur gewinnen, nur gewinnen.«
Später dann sprach ich für Harvey Jenkins ein Gebet.
Als ich meinen Blick etwas hob und zur Seite richtete, erkannte ich Colorado Juan und ein paar Apachen.
Es waren sechs. Sie standen nebeneinander auf einem Hügelkamm und sahen zu uns in die Senke herab.
Otis Tennessee sah sie nun auch. Er hob am Grab die Faust und drohte ihnen. Und da sprang einer der Krieger vom Pferd, kletterte auf einen Felsen und ließ seine Hosen herunter. Er zeigte uns den nackten Hintern und patschte sich mit den Händen auf die Backen.
Dabei lachte er mit zurückgewandtem Gesicht. Und auch die anderen, die noch auf ihren hageren Pferden saßen, lachten und freuten sich.
Denn sie glaubten, dass sie uns jetzt fast schon hatten.
Otis Tennessee fluchte nicht lange. Er war eine praktische Natur und kam sofort auf das Wesentliche. Grimmig wandte er sich an mich.
Er sagte: »Nun, großer Meister, wo bekommen wir Wasser? Wo finden die Apachen ihr Wasser, sodass sie es sich leisten konnten, diese Wasserstelle zu ruinieren?«
Ich brauchte nicht erst nachzudenken. Denn das hatte ich schon in der ersten Minute getan, als wir dies hier gesehen hatten.
»Im San Xavier Canyon«, sagte ich. »Dort liegt die alte Goldgräberstadt San Xavier. Dort kommt genügend Wasser aus den Felsen. Es wird eine helle Nacht. Wir müssen durchhalten, bis wir dort sind.«
Otis Tennessee nickte.
»Von dieser Geisterstadt habe ich schon gehört«, sagte er. »Und vielleicht haben sogar Colorado Juans Krieger Respekt vor den Geistern. Ja, das ist wohl für uns eine Möglichkeit. Und durch den Canyon führt der Weg nach Westen zum Altar Valley nieder. Packen wir’s!«
Wir fuhren oder ritten weiter.
Die Apachen waren verschwunden. Aber Colorado Juan würde jetzt schon wissen, wohin wir wollten.
Ich ritt voraus.
Caroline ritt wieder neben mir.
Ich sah sie einmal an und sagte: »Caroline, ich möchte vor allen Dingen dich retten, dich allein. Es war dumm von dir, nicht auf das Gold verzichten zu wollen. Du hättest ihnen, ich meine Ken Buchanan und Will Banner, Anteile versprechen sollen. Dann hätte ich sie auf meiner Seite gehabt.«
»Das konnte ich nicht«, erwiderte sie. »Denn die alte Coronado-Mine, aus der wir das Gold holten, gehört der US-Regierung.«
Da schwieg ich. Denn es war ja klar, dass wir eine Menge Schwierigkeiten bekommen würden, wenn wir nicht nachweisen konnten, dass dieses Gold aus einer Mine mit einwandfreien Besitzverhältnissen stammte. Bei solch einer Menge Gold war die Armee genau.
Und da in diesem Land Kriegsrecht herrschte, war die Armee für alles zuständig, selbst dann, wenn wir uns nicht in ein Fort retteten und auch nicht auf eine Patrouille stießen.
Wir konnten das Gold nicht im Arizona-Territorium verkaufen. Wir mussten damit hinüber nach California.
* * *
Nach Mitternacht war die Nacht silberhell. Mond und Sterne strahlten ihr kaltes Licht zur Erde nieder. Und die Schatten waren dunkel und konnten tausend Gefahren bergen.
Wir fuhren schon eine Weile in den San Xavier Canyon hinein. Das Gelände senkte sich langsam abwärts zum Altar Valley.
Die roten Felswände rechts und links wirkten im Mondlicht blass oder sie waren von den dunklen Schatten bedeckt.
Der Hufschlag unserer Tiere und das Rumpeln der Wagen hallten zwischen den Wänden.
Und endlich sahen wir vor uns die alten Häuser und Gebäude von Xavier City.
Vor dem Krieg war es eine aufblühende Goldgräberstadt gewesen, in der die wilden Burschen nach durchschwitzten Tagen ihren Goldstaub und die Nuggets ausgaben.
Aber als dann die Goldfunde geringer wurden, die Schutztruppen das Territorium verließen und die Apachen alle Wege blockierten und die Goldsucher totschlugen, da starb Xavier City binnen weniger Monate und wurde zu einer Geisterstadt, aus deren großem Schacht in der Ortsmitte manchmal eine hohe Flamme stieg.
Ich wusste, dass in der Erde irgendwelche Erdgasvorkommen sein mussten. Ich hatte einmal Armee-Geologen darüber reden hören.
Durch eine unterirdische Quelle kam manchmal etwas Druck auf diese Erdgasschichten, die man durch den tiefen Schachtbau freigelegt hatte.
Dann stieg das Gas empor und pfiff durch eine enge Röhre. Der Druck presste es mit Orgeltönen nach draußen. Und auf der Schachtsohle
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