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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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orgelte es gewaltig. Der ganze Schacht wurde zu einem Klangkörper.
    Und oft genug entzündete sich das Gas. Vielleicht war Erz im Gestein der Röhre, das sich durch die Reibung so sehr erhitzte, dass es nach einer Weile das Gas entzünden konnte.
    Anders vermochte ich mir die Dinge nicht zu erklären.
    Doch die Apachen und auch viele Weiße fanden solche Erklärungen nicht. Und so war dieser Ort eine Art Geisterstadt für sie. Was da von Zeit zu Zeit geschah, war ihnen zu unerklärlich, zu unheimlich.
    Sie alle mieden San Xavier City, denn sie glaubten, alles würde hier eines Tages in die Luft fliegen.
    Ich war schon mehrmals hier gewesen. Deshalb wusste ich, wo wir am besten unterkommen konnten. Wir fuhren und ritten durch den halben Ort hindurch, bis wir die ehemalige Post- und Frachtstation erreichten. Sie war aus Stein gebaut und hatte in ihrem ehemaligen Wagenhof einen guten Brunnen. Die einstigen Corrals waren nicht mit Stangen und Pfosten eingezäunt, sondern mit Mauern. Diese Steinmauern würden uns Schutz geben wie die Brustwehren eines Forts.
    Ich ritt vorsichtig und wachsam. Ich hielt meinen Colt bereit.
    Und einmal hätte ich fast auf einen huschenden Schatten geschossen. Aber es war nur eine Wildkatze, die hinter irgendwelchem anderen Kleingetier herjagte.
    Von Colorado Juan und seinen harten Hombres war nichts zu sehen.
    Ich grinste, denn das Fehlen von Colorado Juan sagte mir, dass er sich immer noch nicht stark genug fühlte für uns. Er hatte immer noch Angst, dass wir ihn mitsamt seinen Kriegern voll Blei füllten. Deshalb wagte er hier noch keinen Hinterhalt und keinen Angriff.
    Wir fuhren in den Wagenhof.
    Während Ken Buchanan, Will Banner und Caroline bei den Wagen warteten, durchsuchte ich mit Otis Tennessee und Jed Slater die Station und alle Nebengebäude.
    Aber nirgends waren Apachen.
    »Wir bleiben hier eine Weile«, sagte ich. »Tränkt zuerst die Pferde und Maultiere und füllt alle Wasserbehälter.« Als ich es gesagt hatte, hörten wir das schauerlichste Geräusch, das man sich vorstellen konnte.
    Ich wusste, dass es das röhrende und fauchende Zischen des Gasausbruches war. Und bald würde sich das Gas mit einem schrecklichen Knall im Innern des Schachtes am erhitzten Kupfererz entzünden.
    Caroline kam zu mir gelaufen. Sie suchte meine Nähe. Ich freute mich über dieses instinktive Verhalten.
    »Was ist das, Jim? Oh, du lieber Gott, was ist das?«
    »Vielleicht wirklich eine Laune des Schöpfers!«, rief ich ihr durch den brausenden und orgelnden Lärm ins Ohr. Und dann erklärte ich es ihr, so gut ich es selbst wusste und erklären konnte.
    Dann kam der unheimliche Knall. Der Erdboden erzitterte. Alles schien zu wanken und zu schwanken. Dort unten im Schacht brannte nun knatternd die gewaltige Erdgasflamme.
    Man hatte den Schacht senkrecht in die Erde getrieben. Er war einer Goldader gefolgt, die zuerst senkrecht verlief und sich unten nach rechts und links ausbreitete wie die Wurzeln eines Baumes.
    So war der Schacht inmitten des Canyons entstanden.
    Ich sagte zu Caroline: »Die Küche neben dem Gastraum ist noch gut erhalten. Der Herd kann benutzt werden. Du kannst drinnen eine Laterne anzünden und uns was zum Essen bereiten. Wir müssen uns noch sehr um die Tiere kümmern, Wache halten und die Wagen abschmieren. Wir sind nur noch fünf Mann. Und…«
    »Ich koche euch ein gutes Nachtessen«, sagte sie. »Ich koche euch, was aus unseren Vorräten nur möglich ist!« Damit unterbrach sie mich.
    Ich ging zu Otis Tennessee und sagte: »Ich will mich noch etwas in unserer Nachbarschaft umsehen. Ich glaube zwar nicht, dass Apachen hier sind, höchstens Colorado Juan selbst. Denn der ist gebildet genug, um nicht Furcht vor den brüllenden Geistern zu haben. Ich glaube nicht, dass er seine Krieger dazu überreden kann, hier gegen uns zu kämpfen, solange die Erdgasfackel im Stollen röhrt und orgelt und der Boden zittert. Aber es könnten einige weiße Hombres irgendwo untergekrochen sein. Diese tote Geisterstadt dient oft genug Banditen und Strolchen als Schlupfwinkel. Ich sehe nach.«
    »Geh nur«, erwiderte er.
    Hören konnte ich keinerlei Geräusche außer dem röhrenden und orgelnden Brennen im Schacht. Ich musste mich auf meine Augen verlassen. Und auf meine Nase.
    Denn wenn irgendwo noch andere Menschen hier waren, mussten sie Pferde bei sich haben. Pferde aber konnte ein Mann wie ich wittern, besonders dann, wenn sie schon eine Weile auf einem Fleck standen, angebunden oder in

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