Der Sergeant
beobachten, Caroline. Ich sah dir an, wie sehr sich in dir alles verkrampfte, weil du ihm solch grausame Schmerzen zufügen musstest. Es hat dich eine Menge Kraft gekostet, nicht aufzuhören. Aber du wolltest ihn retten. Caroline, weißt du, was ich glaube?«
»Ach, was nützt das schon?«, fragte sie ein wenig bitter und deprimiert. »Was nützt es noch, ob du mich bis in meinen tiefsten Kern ergründen kannst oder nicht? Aber sage mir, was du im Zusammenhang mit mir glaubst. Sage es mir, denn vielleicht hört es sich nett an. Und vielleicht ist es das letzte Nette, was ich von einem Mann zu hören bekomme, von einem Mann, der anders ist als das hungrige Rudel.«
»Ich glaube«, sagte ich, »dass du für einen Mann der kostbarste Besitz sein könntest, viel kostbarer noch als alle Schätze der Welt. Das glaube ich. Du müsstest nur nicht so wild auf das Gold sein. Du hast es nicht nötig, wie eine Abenteurerin nach Schätzen zu jagen. Du hast genug Schätze in dir.«
»Danke«, sagte sie und gab mir den leeren Becher. »Jetzt leg dich schlafen. Ich werde mich neben dich setzen und für uns wachen. Du musst jetzt einige Stunden fest und entspannt schlafen können. Nur dann wirst du für uns wachen können, wenn es gegen Ende der Nacht wieder gefährlich wird.«
Ich schlief tief und fest, bis Caroline mich weckte. Ich fuhr ihr mit meiner Fingerspitze über die Rundungen ihrer Wangen.
Sie ließ es geschehen.
Dann half ich ihr hinauf in den Wagen. Ich hatte unter diesem Wagen geschlafen, und sie hatte neben mir gesessen, die schussbereite Waffe in der Hand.
Ich ging zu Otis Tennessee. Wir lösten Ken Buchanan und Will Banner ab. Jed Slater konnte noch zwei Stunden schlafen. Wir würden ihn erst später gegen Ende der Nacht wecken, wenn die Apachengefahr stärker wurde, weil dann der graue Morgen kam, die Kälte biss und die Nebel stiegen.
Jed Slater schlief neben Harvey Jenkins. Ich hielt bei meinen Runden dann und wann bei ihnen an. Harvey Jenkins schlief schlecht. Er fieberte zu schlimm. Jed Slater lag neben ihm auf der Seite und hatte seinen Arm über ihn gelegt. Er hatte seine Schulter gefasst. So konnte er ihn ruhig halten und selbst dabei etwas schlafen.
Slater brauchte den Schlaf wie wir alle.
Aber als ich wieder einmal bei ihnen kniete, war er wach. Er sagte: »Harvey glüht wie ein Kanonenofen im Winter. Der kann nicht mehr reiten. Den müssen wir in einen Wagen legen. Der hat Pech gehabt mit einer scheinbar lächerlichen Wunde. So ist das in diesem verdammten Leben. Da ist ein Haufen Gold. Aber da sind auch Apachen. Und als ob die Apachen nicht schon genug Ärger machen, muss Harvey auch noch eine Blutvergiftung bekommen. Das ist doch ein Scheißleben!«
Er sagte es mit Überzeugung.
Und ich ging wortlos weiter. Das heißt, ich glitt lautlos wie ein Schatten und hielt mich geduckt am Boden. Ich lauschte und witterte in alle Richtungen. Wie ein ruheloser Wolf bewachte ich mein Rudel.
Der Morgen kam, unser Aufbruch fand statt, und immer noch kamen keine Pfeile oder auch Kugeln geflogen. Wir atmeten auf.
Colorado Juan und die wenigen für ihn zurzeit verfügbaren Krieger hatten gewiss alle Hände voll zu tun, das erbeutete Gold zu bergen und aus dem verbrannten Wagen in Sicherheit zu bringen.
Aber wahrscheinlich würden sie es nur irgendwo gut verstecken, vergraben oder in Felsspalten mit Steinen verdecken.
Dann würden sie uns gewiss bald wieder auf den Fersen sitzen.
Wir zogen stetig weiter, und als wir dann endlich gegen Mittag eine Furt erreichten, benutzten wir sie.
Wir mussten das Santa Cruz River Valley möglichst bald in westlicher oder nordwestlicher Richtung verlassen. Wir konnten hier auf diesem alten Wagenweg nicht bleiben.
Denn wenn wir auf eine Armeepatrouille trafen, war es aus mit uns.
Aber auch die Wagenzüge nach Nogales und zur Mexiko-Grenze kamen auf diesem Weg. Sicher, wir hätten hier wahrscheinlich Hilfe bekommen. Aber die Gefahr, dass es Hilfe durch eine Armeepatrouille sein würde, war zu groß.
Ich benutzte den ersten Canyon, der uns nach Westen in das Altar Valley bringen musste, mitten durch die Las Gujas Mountains zum Brawley Wash. Irgendwann würde uns der Aguirre Peak im Westen als Landmarke dienen. Wir mussten ihn zu unserer Linken lassen. Und irgendwie mussten wir dann aus dem Altar Valley hinaus und zum Santa Rosa Valley hinüber.
Das war das Schlimme in diesem Land, wenn man nach Westen wollte.
Die Gebirge und Hügelketten verliefen zumeist von Süd nach
Weitere Kostenlose Bücher