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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Anständigkeit zu finden.
    Aber ich grinste nicht weniger hohnvoll und bitter zurück.
    »Wir könnten ja mal eine Ausnahme machen«, sagte ich. »Wir beide könnten ja mal möglich machen, dass ein Roter und ein Weißer ihr gegebenes Wort halten. Und dann gehen wir vielleicht sogar in die Geschichte ein. Auf jeden Fall hast du durch mich die Chance, an das Gold zu kommen. Ich kann es dir verschaffen. Und ich habe die schwache Chance, dass deine Selbstachtung dir gebietet, mir gegenüber dein Wort zu halten. Wollen wir es versuchen?«
    Er dachte nicht lange nach. Denn es war ja klar, dass er auch die winzigste Chance nutzen musste, doch noch das Gold zu bekommen. Er konnte es sich nicht erlauben, solch eine Chance auszuschlagen.
    Er nickte. Dann deutete er auf Caroline. »Gehört ihr zusammen? Ist sie deine Frau? Seid ihr ein Paar?«
    Ich nickte stumm.
    Und dann grinste er. »Dann bist du doch kein guter Sergeant«, sagte er. »Dann bietest du mir das viele Gold wegen ihr, nicht wahr? Dann machst du einen großen Apachenkrieg nur deshalb möglich, weil du sie retten willst? Aber ist sie es wert? Hey, wenn wir das Gold haben, kann ich viele moderne Waffen kaufen, auch viele andere Dinge, zum Beispiel Proviant für unsere Dörfer, in denen unsere Frauen und Kinder leben. Sie alle müssten hungern, wenn die Männer nicht jagen, sondern Krieg führen. Die Apachen werden mit Hilfe des Goldes einen noch härteren Guerillakrieg führen können. Das kostet Hunderten von Weißen das Leben. Das könntest du verhindern, indem du uns das Gold vorenthieltest. Aber nun willst du es uns beschaffen. Wegen dieser Frau? Lohnt sich das? Ist sie es wert?«
    Ich sah auf Caroline.
    Sie stand immer noch ruhig und stolz da und sagte hart: »Ich bin es gewiss nicht wert, Jim. Denn es werden wirklich Hunderte sterben. Es würde so sein, wie dieser Apache es sagt. Und das bin ich nicht wert. Du bist ein Sergeant der Armee. Du musst mit deiner Entscheidung die Armee vertreten. Du musst jetzt entscheiden, als wärest du General – oder gar, als wärest du der Präsident der Nation. Du darfst ihnen nicht zum Gold verhelfen. Es macht mir nichts aus, von ihnen besudelt zu werden. Es macht mir auch nichts aus, einfach zu sterben oder umgebracht zu werden. Vielleicht, wenn es zu schlimm wird bei diesen Apachen, bringe ich mich sogar selber um. Aber wenn du ihnen nicht das Gold gibst, sterben wir beide nicht umsonst. Es tut gut, dass man für eine gute Sache stirbt, wenn man schon sterben muss. Also spuck ihnen vor die Füße, Sergeant!«
    Ich sah sie stehen. Und während sie so sprach, vibrierte sie am ganzen Körper. Sie hatte Furcht, höllische Furcht. Doch sie sprach stolze Worte.
    Ich erinnerte mich an jene Nacht, als ich sie im Wagen hatte weinen hören.
    Sie war in ihrem Kern gar nicht so hart und furchtlos. Auch jetzt bewies sie zwar großen Mut, aber sie zitterte innerlich vor Furcht.
    Und so sagte ich: »Zur Hölle mit der Armee! Zur Hölle mit allen anderen Zusammenhängen! Ich will uns retten, dich und mich. Nur das zählt jetzt! Denn ich bin kein Held, kein Märtyrer, der sich für die Allgemeinheit opfert. Ich will mit dir überleben. Das allein ist wichtig. Ich bin nur ein Sergeant, und ich bin niemandem etwas schuldig. Also sei still, Caroline.«
    Ich wandte mich wieder Colorado Juan zu.
    »Sie ist prächtig«, sagte er. »Ihre Söhne wären vielleicht sogar gute Apachen geworden. Nicht alle Söhne weißer Frauen werden das. Man kann ihnen nicht alles anerziehen. Es muss in ihrem Kern etwas vorhanden sein. Von dieser Frau bekämen Söhne genügend davon mit. Also gut, Sergeant. Wir machen das Geschäft. Du hast mein Wort, wie ich deines habe. Leg dich nieder. Dein Schädel wird gewaltig brummen. In einigen Stunden reiten wir zurück, und es wird ein langer Ritt werden. Ich bin neugierig, wie du uns das Gold beschaffen willst. Schon allein wegen dieser Neugierde gebe ich dir die Chance. Und die Frau kann sich ihre Sachen zusammensuchen und sich wieder anziehen. Es ist nicht alles zerrissen. Wir werden sie nicht anrühren, bis klar ist, ob wir das Gold bekommen oder nicht.«
    Es gab nichts mehr zu sagen.
    Ich sah in die Runde seiner Krieger. Es waren noch über ein Dutzend. Er hatte in Xavier City bei unserem Durchbruch ein paar verloren. Ich selbst hatte ja einige mit Sicherheit getroffen, als ich an der Spitze unseren Weg freigeschossen hatte.
    Sie hassten mich, wie sie einen Sergeant der Pferdesoldaten nur hassen konnten.
     
    * *

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