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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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konnte es mir passieren, dass ich in der Finsternis einen Sack-Canyon erwischte oder an den Rand einer Schlucht geriet, in die wir dann stürzen würden.
    Wir mussten anhalten. Aber das hätten wir auch in einer hellen Nacht tun müssen. Denn wir konnten nicht mehr. Otis Tennessee war erledigt. Und ich war es auch. Unsere Wunden waren bösartig geworden. Sie hämmerten, hackten, waren wieder entzündet und von Schweiß und Staub getränkt worden.
    Wir hatten unterwegs wieder ein paar jener Kräuter finden können, die uns schon einmal geholfen hatten.
    Nun versuchten wir es noch einmal. Und vielleicht würde es uns morgen besser ergehen. Wir machten kein Feuer und aßen nur kalten Proviant. Als wir uns zur Ruhe legten, kam Caroline zu mir.
    Sie legte sich dicht an meine gesunde Seite.
    Wir sprachen nicht. Aber wir dachten nach, und wir erinnerten uns an alle Dinge bis in die fernste Kindheit zurück.
    Ich wusste, dass solche Erinnerungen von irgendwelchen Vorahnungen gesteuert oder ins Bewusstsein gerufen werden.
    Caroline wandte den Kopf zur Seite. Sie küsste mich.
     
    * * *
     
    Die Kälte, die in diesem Land stets gegen Ende der Nacht kam, weckte mich aus einem tiefen Schlaf.
    Die Entzündung der Wunde war wieder zurückgegangen. Oh, es hätte böse werden können! Aber der Saft jener Kräuter hatte wieder einmal geholfen. Ich hoffte, dass dies bei Otis Tennessee auch so war.
    Caroline neben mir schlief noch tief und fest. Ich hatte unter der Decke den Revolver schussbereit in der Rechten. An der Linken spürte ich Carolines warmen Körper durch den Stoff unserer Kleidung.
    Otis Tennessee lag drüben, etwa drei Schritte von meinen Füßen entfernt unter einem Busch, der den Morgentau etwas abhielt.
    Ich konnte ihn nicht atmen hören. Das hatte ich mehrmals getan, wenn ich in der Nacht aufgewacht war. Auch unsere Pferde hatte ich gehört. Wir hatten sie angebunden, und sie hatten sich auch niedergetan, weil sie ebenfalls sehr erschöpft waren. Aber irgendwann in der Nacht hatten sie sich erhoben. Das war ganz normal.
    Jetzt hörte ich nichts mehr von ihnen.
    Ich witterte die Gefahr.
    Heiliger Rauch, was waren wir auch für Narren! Ohne Wache hatten wir uns hingelegt und waren irgendwann eingeschlafen. Aber selbst wenn wir abwechselnd hätten wachen wollen, es wäre keinem gelungen, wach zu bleiben. Die Erschöpfung war zu tief in uns.
    Ich rollte mich unter der Decke hervor. Mein verletztes Bein benahm sich manierlich. Ich kroch bis zu Otis Tennessee.
    Und dann sah ich, warum ich ihn nicht mehr atmen hörte.
    Ein Apache hatte ihn mit einer Lanze getötet.
    Ich wollte losheulen vor Wut, Bestürzung und Hass.
    Ich warf mich herum und versuchte mit meinem Revolver ein Ziel zu finden. Denn es war mir klar, dass die Apachen uns hatten.
    Ich fand kein Ziel mehr. Denn ein Knüppel flog heran wie eine Kriegskeule. Das Ding traf mich an Schläfe und Ohr. Mein Kopf schien zu bersten.
    Dann war es erst einmal aus mit mir.
    Als ich erwachte, war es Tag. Ein rauchloses Feuer brannte. Die Apachen waren beim »Frühstück«.
    Das alles wurde mir nach einer Weile klar, während ich mich noch bewusstlos stellte und aus meinen Augenschlitzen blinzelte. Zuerst konnte ich mich an nichts erinnern, denn der Schmerz in meinem Kopf war stark und kaum zu ertragen.
    Doch allmählich begriff ich alles. Und da war mein Schrecken schlimm. Denn wenn die Apachen mich hatten, dann mussten sie auch Caroline haben.
    Nun war das so, dass die Apachen allgemein ihre Frauen besser behandelten als so mancher weiße Mann die ihm christlich angetraute Gattin. Bei den Apachen, die sehr demokratisch zusammenlebten, hatten sogar die Frauen Stimmrecht.
    Aber welche Weiße wollte schon die Frau eines Apachen sein? Es gab nicht wenige Apachen, deren Frauen von Weißen übel mitgespielt worden war. Deshalb konnte eine Weiße nicht verlangen, wie eine Apachin behandelt zu werden.
    Oh, ich wusste, was Caroline bevorstand.
    Und dann sah ich sie. Nun machte ich meine Augen richtig auf.
    Sie hatten Caroline schon sämtliche Kleidung vom Leib gerissen. Sie musste vor ihnen stehen, während sie selbst noch im rauchlosen Feuer hockten und sich stärkten. Aber bald würde die weiße Frau an die Reihe kommen.
    Caroline wusste es.
    Und sie stand stolz da. Sie bedeckte nichts von sich, wie es vielleicht andere Frauen mit ihren Händen versucht hätten. Nein, sie stand stolz da und betrachtete die Krieger mit seltsam ruhiger Gefasstheit.
    Dabei war ihr gewiss klar, was ihr

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