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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Métro-Stationen Caumartin und Saint-Lazare entfernt lag. Es befand sich mitten im sogenannten Opern-Viertel. Am zentralen Boulevard Haussmann stieß man auf Hotels, Restaurants, Cafés, Theater, Nachtclubs, Bordelle und weitere kommerzielle Etablissements.
    Die Beamten fanden schnell das fünfstöckige Gebäude Nummer 66. Im Erdgeschoss waren zwei Geschäfte: der Friseursalon Gaston Coiffure und das Bistro La Chope du Printemps. Im Keller hatte man einen Luftschutzbunker eingerichtet. Rechts neben der Eingangstür hing eine schwarze Marmortafel mit einem eingravierten goldenen Schriftzug, der auf die Praxis und die Öffnungszeiten von Dr. Petiot hinwies, Absolvent der Pariser Universität.
    Das Bistro, der Friseur und auch die Praxis hatten allesamt geschlossen. Die Concierge Raymonde Denis hielt sich bei Ankunft der Polizei nicht in ihrer kleinen Wohnung auf. Die zwölfjährige Tochter berichtete den Beamten, Dr. Petiot und seine Frau um ungefähr 21.30 Uhr zuletzt gesehen zu haben, als sie zu Fuß nach Hause zurückkehrten. Sie glaubte, dass sich die beiden immer noch in ihrem Appartement aufhielten.
    Die Beamten gingen zwei Treppen nach oben und klopften an die Tür. Schnell erkannten sie, dass die Wohnung unverschlossen war. Wie sie später erfuhren, verschloss Dr. Petiot niemals eine Eingangstür, denn seiner Meinung nach konnte sich ein geschickter Einbrecher überall Zugang verschaffen, was mit erheblichen Reparaturkosten einherging, die sich der Arzt ersparen wollte. Dennoch betrat die Polizei die Wohnung nicht.
    Sie verfügten zwar über einen Haftbefehl für das Pärchen und eine Durchsuchungserlaubnis für die Rue Le Sueur, hatten allerdings kein Dokument, das ihnen den legalen Eintritt in das Appartement genehmigte. Die Deutschen mochten zwar das französische Recht missachten und mit Füßen treten, doch Battut zeigte sich fest entschlossen, exakt dem vorgegebenen Prozedere zu folgen. Auf dem Rückweg zur Zentrale, wo sie sich die notwendigen Papiere ausstellen lassen wollten, trafen sie Petiots Concierge.
    „Gestern Abend“, erklärte die 39-jährige Raymonde Denis, „sah ich Dr. Petiot zum letzten Mal um 19 Uhr. Er verließ das Appartement und fuhr mit dem Fahrrad fort.“ Um ungefähr 20 Uhr klingelte Georgette an der Wohnungstür der Concierge, um Plätzchen für ihre Tochter abzugeben. Da sie sich schon zur Ruhe gelegt hatte, konnte sie zum weiteren Verlauf des Abends keine Angaben machen. Sie wusste aber, dass Marcel und Georgette nach Angaben der Tochter um 21.30 Uhr zurückkehrten.
    Als die Ermittler am folgenden Morgen erneut in der Rue Caumartin eintrafen, hielt sich niemand in der Wohnung auf. Im Gegensatz zum Chaos in der Rue Le Sueur waren die Zimmer hier ordentlich, sauber und aufgeräumt. Auffälligerweise ließen sich weder Dokumente noch persönliche Habseligkeiten und andere Wertgegenstände finden. Die Beamten entdeckten jedoch größere Mengen an Kaffee, Zucker, Schokolade und hochprozentigen Alkoholika – alles Mangelware in Paris während des Kriegs. Massu bemerkte dazu ironisch, dass solche Mengen nur in der Vorkriegszeit im Lagerraum eines noblen Cafés zu finden gewesen wären. In der Wohnung stießen die Beamten zudem auf verschreibungspflichtige Medikamente und Narkotika, darunter sogar Peyote, eine halluzinogene Droge, beliebt in Pariser Nachtclubs, und sage und schreibe 504 Ampullen Morphium, die beim Verkauf auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen eingebracht hätten.
    Sogar für einen Arzt, der Berichten nach Drogenabhängige in seiner Praxis behandelte, war das eine überaus große Menge an Violen. War Petiot vielleicht selbst süchtig? Handelte er womöglich insgeheim mit Drogen? Ersten Gerüchten zufolge belieferte er Patienten aus allen Bevölkerungsschichten, nicht zu vergessen die Tatsache, dass die Praxis in einem berüchtigten Stadtviertel lag, bekannt für den hohen Drogenkonsum. Die Ermittler wussten, dass Ärzte im besetzten Paris zu den am schnellsten verfügbaren Quellen illegaler Drogen zählten.
    Den Beamten fielen zudem eine Sammlung bizarrer Kunstgegenstände und Masken auf, die sie als „diabolisch und teuflisch grinsend“ beschrieben. Auf einem Sockel im Behandlungszimmer des Arztes, in einer Ecke zwischen dem Schrank und der Wand, stand eine hölzerne Statue. Das Tier, der Teufel oder eventuell auch eine Pan-ähnliche Figur, hatte einen grotesk großen Phallus. Wie die Polizei später herausfand, war sie von Dr. Petiot selbst geschnitzt worden.

DIE

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