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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Analyse der Kofferinhalte würde – so hoffte es Massu zumindest – Hinweise zur Ergreifung des Mörders liefern und genügend Beweise, um ihn zu verurteilen. Mit ausreichend Zeit, der nötigen Sorgfalt und Ausdauer könnte man möglicherweise die vielen Opfer identifizieren und vielleicht auch die wohl schwierigste Frage beantworten: Worin bestand das Motiv für die Morde?

WENN SIE TATSÄCHLICH SELBSTMORD BEGANGEN HÄTTE, WÄRE ES SEHR WAHRSCHEINLICH, DASS MAN IHREN KÖRPER GEFUNDEN HÄTTE.
    (Kommissar Massu)
    A lbert Neuhausen wurde am 31. März 1944 im Hôtel Alicot aufgefunden. Als ihn die Ermittler befragten, bestätigte er die Geschichte, die Koffer für seinen Freund Maurice aufzubewahren, der ihm und der Familie schon so viele Gefallen erwiesen habe, darunter auch ein Privatkredit für den Kauf des Hauses. Angeblich habe er niemals die Koffer durchsucht, denn weder Inhalt noch Herkunft hätten seine Neugierde erweckt. Ein Beamter wollte wissen, ob sich das nach der Lektüre der Artikel über die Geschehnisse in der Rue Le Sueur nicht geändert habe.
    „Ich lese keine Zeitungen“, wich Neuhausen aus. „Ich habe niemanden gehört, der darüber redete.“ Er gab lediglich zu, während einer Geschäftsreise im Hôtel Alicot von der Entdeckung des grausigen Verbrechens erfahren zu haben.
    Die Durchsuchung von Neuhausens Besitz ließ jedoch eine andere Schlussfolgerung zu, denn einige Gegenstände waren den Koffern offensichtlich entnommen worden. Im Zimmer des 16-jährigen Sohnes Christian stand ein Kleiderschrank, in dem ein Mantel sowie ein Übermantel hingen. Im Schlafzimmer von Albert und Simone fanden sich einige persönliche Gegenstände, die nach Auffassung der Polizei aus den Koffern ausgepackt worden waren.
    Mit den Beweisen konfrontiert, stritt Neuhausen die „Selbstbedienung“ nicht länger ab. Ungefähr um den 27. März herum seien er und seine Frau auf den Dachboden gegangen und hätten „drei oder vier“ unverschlossene Koffer durchsucht. Einen der Koffer hatte Neuhausen für eine Reise nach Paris benutzt. Die Begründung klang überzeugend, aber genauso unverfroren: „Da sich Dr. Petiot nun auf der Flucht befand, konnte ich mir ja ruhig etwas nehmen. Er würde sowieso nicht mehr zurückkommen und die Ware beanspruchen.“
    Neuhausen lieferte den Ermittlern noch zusätzliche Informationen: Ungefähr zwei oder drei Monate vor der Ankunft der Koffer suchte ihn Maurice Petiot in seinem Haus auf. Neuhausen begleitete ihn auf den Dachspeicher und kehrte danach zur Arbeit zurück. Er wisse nicht, ob Maurice die Koffer geöffnet, sie durchwühlt oder etwas mitgenommen habe. Ein anderes Mal geleitete er Georgette Petiot auf den Boden. Er behauptete, nichts über ihr Handeln zu wissen, da er sie in Ruhe gelassen und auch nicht bemerkt habe, wann sie gegangen sei. Seine Frau Simone konnte jedoch berichten, dass zwei Koffer entfernt worden seien.
    Im Hinblick auf das gefundene Gepäck durchsuchte die Kriminalpolizei erneut das Haus in der Rue Le Sueur. Die Ausbeute fiel diesmal geringer aus: eine weiße Muschelkette, eine Perlenhalskette, eine Zahnbürste in einem rot-weißen Etui mit der Aufschrift EXTRA HART und ein gerahmtes Porträt des sozialistischen Führers und einstigen Premierministers Léon Blum. Zu den weiteren Kleinigkeiten zählten eine Thermoskanne, eine Pfeife, eine Tube Vaseline, eine Gillette-Rasierklinge, eine Seife aus Marseille, eine Wiener Zeitung vom 26. Oktober 1942 und ein Schuhlöffel mit der Signatur HOTEL EUROPA, DRESDEN.
    Man fand auch zwei Koffer – einen braunen voller Schriftstücke, darunter eine Visitenkarte von „Dr. Marcel Petiot, medizinische Fakultät“, und einen schwarzen, der eine von dem Pariser Hutmacher Berteil entworfene Kopfbedeckung mit den Initialen P. B. enthielt. Die Ermittler entdeckten darüber hinaus eine mit Kalk verdreckte Jacke und eine Ausgabe des Le Crapouillot vom Mai 1938 mit dem Artikel „Straftaten und instinktgesteuerte Perversionen“. Die Beamten wussten nicht, was sie mit dieser Ansammlung anfangen sollten, besonders, da es nicht immer klar war, welche Gegenstände Dr. Petiot und welche den Leichen im Keller zuzuordnen waren.
    Ende März hatten die Ermittler Geneviève Cuny, das ehemalige Hausmädchen der Petiots, gefunden, die nun über 300 Kilometer südwestlich von Paris lebte. Sie verweilte im Kloster Notre Dame de Charité in Angers, wo sie sich zur Nonne weihen lassen wollte.
    Cuny erzählte Oberinspektor Battut von ihrer

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