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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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unterziehen. Allerdings glaubten viele Dorfbewohner, dass sie genügend Geld für eine Abtreibung vom Bürgermeister bekommen hatte.
    Der alte Hotin stritt jegliches Wissen über eine Schwangerschaft ab, von der Finanzierung einer Abtreibung ganz zu schweigen. Für ihn stellte Denises Reise ein Rätsel dar. Auch Jeans Mutter gab sich ahnungslos und meinte lediglich, dass Denise „aus freien Stücken“ nach Paris gefahren sei. Dem Polizeibericht zufolge stimmte Jean allem zu, was seine Eltern dringlichst zu vertuschen versuchten.
    Exakt ein Jahr nach der Hochzeit – die Einwohner tratschten immer noch über das unglückliche Paar – kehrte Denise nach Paris zurück, um ein ärztliches Gutachten einzuholen, das bestätigte, dass keine Abtreibung vorgenommen worden war. Am Tag ihres Verschwindens, dem 5. Juni 1942, trug sie einen gelb-orangen Rock und ein passendes Oberteil. Eigentlich war nur ein kurzer Aufenthalt geplant gewesen, und sie sollte schon am Abend zurückkehren. Demzufolge führte Denise kein Gepäck bei sich.
    Zwei Tage später erreichte Hotin dann ein rätselhafter Brief aus Paris. Angeblich konnte Denise nicht zurückkommen. Sie wies darauf hin, niemals eine „Fehlgeburt“ gehabt zu haben. Im Text hob sie bestimmte Passagen in Großbuchstaben und mit Unterstreichungen hervor. Sie sei „ nie schwanger “ gewesen. Sie habe „NICHTS Falsches“ gemacht und verspreche, bald nach Hause zu kommen. Ende Juni kam ein weiterer, deutlich kürzerer Brief aus Paris, diesmal an ihren Mann gerichtet:
    Ich bin so traurig, dass ich nicht bei dir bin. Ich kann nicht nach Hause kommen. Ich weiß nicht, wann ich dazu in der Lage sein werde. Ich bin so traurig. Ich umarme dich ganz zärtlich und liebe dich.
    Nach seiner Reaktion befragt, erklärte Jean, dass er zuerst überrascht gewesen sei, dann aber angenommen habe, dass seine Frau noch ein wenig länger bei ihrer Familie in Paris bleiben wolle. Er wusste nicht mit Sicherheit, ob sie Petiot aufsuchte, konnte allerdings mit Bestimmtheit sagen, dass sie den Arzt im Juli 1941 konsultiert hatte. Hotins Versuche, Denise zu finden, verliefen im Sande.
    Denises Familie wiederum machte sich große Sorgen und war misstrauisch und ganz sicher, dass ihre Tochter den Ehegatten niemals auf so eine Art verlassen würde. Sie fragten die Hotins, doch die konnten nur entgegnen, dass sie sich nicht auf der Farm aufhalte und auch sie nichts von ihrem Aufenthaltsort wüssten. Alles sei aber in Ordnung. Allerdings überzeugte das die Familie der jungen Frau nicht.
    Das Verhalten von Jean kann als mehr als auffällig beschrieben werden, denn er führte schon eine neue Beziehung und beabsichtigte sogar bald, wieder zu heiraten. Er reichte die Scheidung mit der Begründung ein, dass Denise ihn verlassen habe. Sein Vater war mit der aktuellen Brautwahl äußerst zufrieden. Viele Einwohner, die die Familie im vergangenen Jahr kritisch beäugt hatten, konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, dass den Hotins das Verschwinden von Denise gelegen kam. Einige gingen sogar so weit und tuschelten hinter vorgehaltener Hand, dass Jean sie möglicherweise umgebracht habe. Warum hätte er sie denn sonst nicht bei der Polizei als vermisst gemeldet?
    Darüber hinaus zeigte sich Hotin bei der Suche nach seiner Frau nicht sonderlich enthusiastisch. Im Januar 1943, also geschlagene sechs Monate nach ihrem Verschwinden, raffte er sich auf, fuhr nach Paris und erhielt von der Hebamme die Information, dass sie Denise an Dr. Petiot weitervermittelt habe. Während des Verhörs vom 25. März 1944 sprachen ihn die Beamten darauf an, ob er den Arzt aufgesucht habe. Nein, antwortete Hotin: „Ich erreichte die Praxis um 16.30 Uhr, ging das Treppenhaus hinauf und las auf dem Schild: ‚Sprechstunde von 17 bis 19 Uhr‘. Ich traute mich darum nicht zu klingeln.“ Er konnte nicht warten, da der Zug zurück nach La Neuville-Granier schon in Kürze abfuhr. Und damit war die Suche nach seiner Frau für ihn auch schon beendet.
    Falls Jean Hotins Behauptungen der Wahrheit entsprachen, hätte Denise Petiot in der ersten Juniwoche aufgesucht, also zu einer Zeit, in der gegen ihn wegen zweier Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt wurde, nicht zu vergessen das mysteriöse Verschwinden der Zeugen Van Bever und Khaït. Wäre Petiot tatsächlich das Risiko einer weiteren Straftat eingegangen, wenn allein jedes einzelne Vergehen – bei einem Beweis – das Ende seiner Karriere und einen langen

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