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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Gesetz hatte jeder Bürger die Pflicht, eine Straftat oder eine beabsichtigte Straftat anzuzeigen. Die Unterlassung wurde mit einer Haftstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren bestraft.
    „Ich weiß sehr wohl von dem Gesetz“, antwortete Nézondet. „Doch Marcel Petiot war mein bester Freund. Ich dachte an seine Frau und den Sohn.“
    Kommissar Massu wollte wissen, wie viel Georgette Petiot über die Morde ihres Mannes wisse. Nach einem kurzen Zögern sagte Nézondet, dass sie alles wisse, denn aus Furcht um ihre Sicherheit habe er ihr selbst die „schreckliche Wahrheit“ beigebracht. Anfang Januar 1944, wenige Wochen nach dem Treffen mit Maurice, habe er Georgette und Gérard Petiot zum Abendessen in sein Appartement in der Rue Pauly 15 eingeladen. Sie unterhielten sich über ihren Mann, der ihrer Ansicht nach schon bald von den Deutschen auf freien Fuß gesetzt würde, was sich auch bewahrheiten sollte. Nézondet wartete dann so lange, bis der Sohn einmal nicht mithören konnte. Wie er berichtete, „fiel sie in Ohmacht oder stand drei Mal kurz davor und drohte, sich das Leben zu nehmen“.
    Georgette Petiot sagte aus, dass der Verlauf des Abends, so wie Nézondet ihn geschildert hatte, im Wesentlichen stimmte. Sie ergänzte jedoch, nicht ein einziges Wort der Geschichte geglaubt zu haben. Er schien aus irgendeinem Grund zu lügen. Nézondet hatte ihr die Scheidung von Petiot vorgeschlagen und auf eine Liebschaft zwischen ihm und ihr gedrängt. Besonders letzte Andeutung habe sie in ihrem Glauben bestärkt, dass sich Nézondet alles nur einfallen lasse, um sie zu verführen. (Nézondet versuchte übrigens, diese Aussage, allerdings nicht sonderlich überzeugend, zu widerlegen. Er hatte ihr angeblich eine Affäre nahegelegt, doch nicht unbedingt mit ihm selbst.)
    Als Maurice erfuhr, dass der beste Freund seines Bruders der Schwägerin von den Leichen erzählt hatte, tobte er wie ein Wahnsinniger. Er überlegte sich nun in Windeseile, was er mit den menschlichen Überresten anstellen sollte, und suchte dringend nach einem Lastkraftwagen, um die vielen Koffer fortzuschaffen, die er im Haus des Bruders gefunden hatte.
    Seit dem ersten Gespräch im Hôtel Alicot lebte Nézondet in ständiger Angst, ja sogar panischer Angst, um seinen Freund. Kurz nach der Haftentlassung aus deutscher Gefangenschaft, die Nézondet zutiefst erstaunte, lud ihn Marcel Petiot dann in die Rue Le Sueur ein. Zuerst versuchte er sich höflich zu entschuldigen und das Angebot auszuschlagen, doch der Charme des Freundes gewann erneut die Oberhand, und so sagte er zögerlich zu. Schließlich verhinderte seine Geliebte Aimée Lesage, die darauf bestand, dass Nézondet niemals alleine das Haus aufsuche, das Treffen. Später gab sie zu Protokoll, sich sicher zu sein, das Leben ihres Partners damit gerettet zu haben.
    Zwischenzeitlich befragte die Polizei weiterhin die Nachbarn des in der Rue Le Sueur selten gesehenen Arztes. Augusta Debarre, eine 39-jährige Frau, die im dritten Stock der Hausnummer 22 lebte, half den Ermittlern weiter. Ungefähr um 21 oder 21.30 Uhr eines Tages im vorhergehenden Sommer hatte Debarre einen alten LKW gesehen, möglicherweise einen Ford, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor Petiots Haus parkte. Einige Männer luden eine Vielzahl von Koffern ein.
    Auch weitere Nachbarn beobachteten das Geschehen. Andrée Marçais, die in Nummer 22 wohnhafte 43-jährige Frau, deren Mann die Polizei wegen der starken Rauchentwicklung benachrichtigt hatte, erinnerte sich an die graue Farbe des Automobils und daran, dass zwei oder drei Männer die Koffer auf der Ladefläche verstauten. Yvonne Staeffen aus dem fünften Stock glaubte, unter ihnen den Fremden erkannt zu haben, der regelmäßig mit dem Fahrrad die Rue Le Sueur aufsuchte. „Ich machte mir mit meiner Tochter einen Spaß daraus, die Koffer zu zählen“, erzählte sie. Die beiden kamen auf 47, doch hatten angeblich nicht vom Anfang der Verladung an mitgezählt. Aber erst der Augenzeugenbericht von Angèle Lalanne von Hausnummer 26 brachte die Polizei bei der Suche nach dem Transporter einen Schritt weiter. Sie erinnerte sich an ein angebrachtes Reklameschild: TRANSPORTS AVENUE DAUMESNIL. Massu verfügte nun über einen brauchbaren Hinweis, dem er nachgehen konnte.
    Eine Recherche bei den Speditionen und Werkstätten auf der über drei Kilometer langen Avenue brachte zuerst jedoch keine brauchbaren Informationen. Bei der Befragung hielten die Ermittler kurz beim

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