Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
sich ergehen.
Innerlich aber, war sie schon bei den Schriften und gar nicht mehr mit ihm zusammen.
Sie schwebte innerlich. Die Musik im Raum war für sie nur ein unklares Untermalungsgeräusch in der Situation, und selbst Gerd nahm sie nur als Gegenüber wahr, und nicht als Gesprächspartner.
Sie fühlte sich schlecht, weil sie so dachte, denn das war sonst gar nicht ihre Art.
Sie gab viel auf Kollegialität und auf Freundschaften.
Sehr viel sogar.
Aber dennoch war ihr in just diesem Moment fast alles egal.
Seit dem sie den Entschluss gefasst hatte, ihrem Erlebten Tribut zu zollen und nachzugeben, war sie wie aufgedreht.
Es schlugen zwei Herzen in ihrer Brust. Das Eine voller Verlangen und bereit alles herzugeben um zu sehen, zu hören, zu fühlen und zu erleben, was damals passierte.
Das Andere schüchtern, neutral, wissenschaftlich und reserviert, fast ängstlich, ob der Dinge die da kommen mochten.
Gerd erkannte trotz des Gerstensaftes schnell, dass er Elvira nicht lange würde halten können. Selbst dann nicht, wenn er sie am Tisch fest tackern würde.
So gab er vor, erheblich angetrunkener zu sein, als er war und verabschiedete sich immer öfter zur Toilette, bis Elvira die Chance nutzte um sich zu verabschieden.
Gerd saß noch lange an ihrer beider Tisch und sinnierte über das Gehörte nach.
Er hatte Angst um sie. Nicht zu wenig.
Aber er wusste auch, dass er sie nicht wirklich bändigen konnte. Wenn sie ihren Entschluss für sich gefasst hatte, war kein Kraut dagegen gewachsen. Jedenfalls nicht in Deutschland.
Ellie kam auf ihrem Zimmer an und setzte sich sofort auf ihr Bett.
Erst mal durchatmen. Luft holen und die Augen schließen.
Erst Minuten später, erhob sie sich wieder um ihren Koffer gen Schrank zu bugsieren und sich der Tasche, die sie die ganze Zeit um ihre Schulter hängen hatte, zu entledigen.
Sie entlud den Inhalt der Tasche auf den Schreibtisch am Fenster und starrte ihn an.
Wie jemand der an etwas Wichtigem vorbei gefahren ist und erst im Rückspiegel entdeckt, was er verpasst hat, schaute sie die Teile des Testamentums an, die vor ihr lagen. Sie erkannte, dass alles was sie wissen musste und auch wollte, in diesen Texten zu finden sein würde.
Auf eine Art hatte sie die alten Schriften vermisst. Die schwungvollen Buchstaben, die der Pfaffe mehr gemalt als geschrieben hat, hatten ihr gefehlt.
Seine verschachtelten Sätze, die manches Mal erst nach dem fünften Lesen einen Sinn ergaben, hatten ihr gefehlt.
Die Träume jedoch nicht.
Auch wenn sie ihr Perspektiven verschafften, die sie nie zu sehen erahnt hätte, oder ihr Informationen gaben, die sie sonst nie im Leben erhalten hätte; sie wollte sie nicht mehr.
Aber wenn sie der Preis waren für das, was sie zu erfahren suchte, so sei es drum.
Sie wollte wissen.
Es hatte keine Zeit gegeben, in der sie es nicht gewollt hat.
Nur eine Zeit der Angst.
Aber die war nun vorbei.
Sie wusste genau, dass sie sich aufreiben würde, aber es war ihr egal.
Sie wusste genau, dass sie wieder träumen wurde, aber auch das war ihr einerlei.
Sie wusste genau, dass Adelheid ihr wieder Augen und Ohren leihen würde und in einer gewissen Art freute sie sich sogar darauf.
Und sie wusste genau, dass sie, ihre eigentliche Arbeit ignorierend, weiterlesen würde. Ob Gerd sie weiterhin würde freistellen können, war ihr schlichtweg gleichgültig. Sie wollte jede freie, wache oder schlafende Minute dafür opfern, das Ganze hinter sich zu bringen.
Sie würde lesen und zwar jetzt.
Endlich
032
Der weiße Baumwollstoff an ihren Händen bildete einen guten Kontrast zu der leicht gelblichen Farbe der Pergamentseiten, über die Ellies Blick glitt.
Sie saß am Schreibtisch in ihrem Zimmer und war konzentriert, wie eh und je.
Das Licht der vormittäglichen Sonne, dass durch das Fenster auf ihren Tisch fiel, war durch das trübe Winterwetter diffus und nicht sonderlich hell, aber es reichte ihr zum Lesen.
Als hätte es nie Träume gegeben, die sie fast in den Wahnsinn getrieben hätten, als wäre die Welt um sie herum nie ins Wanken gekommen, trotzte sie ihrer rationalen Seite und stürzte sich voller Elan in die Geschichte des Leonhardt von Hergendorf, die Amadeus erzählte.
„Johanna hatte Recht, und das wurde uns in diesem Augenblick schmerzlich klar.
Wir konnte das Leben, was wir bis zu diesem Tag im Ernting geführt hatten, unmöglich so weiterleben.
Jeden von uns konnte das gleiche Schicksal ereilen, wie das, des Knechtes aus Eschmar.
Leonhardt war, wie so
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