Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
bezeichnen wollte.
Hamburg oder Heidelberg waren ihres Onkels Zufluchtsstätten, und soweit sie wusste, war er nie wieder in München gewesen. Wie ihr Vater auch.
Sie hatte allerdings auch nie weiter darüber nachgedacht. Bis eben jetzt.
Aber wirklich wichtig schien ihr das auch jetzt nicht zu sein. Wichtiger war die Wärme, die diese Erinnerungen verursachten.
Sie musste grinsen, als sie an Medlitz dachte.
An die heimlichen Ausflüge an die Itz oder in den Wald östlich des Dorfes, wo sie als Kinder nackt im Kreuzbach geplantscht haben.
Hier war es auch, wo sie zum ersten Mal ihre Ader für alte Steine und Ausgrabungen erkannte.
Erkennen war vielleicht etwas übertrieben, aber am alten Ringwall im Wald nach Unterbrunn hatte sie schon bemerkt, wie sehr ihr gerade diese Dinge zusagen.
Auch wenn der Wall kaum mehr als einen Meter aus dem Boden kam, so war er doch sehr breit und deutlich erkennbar mittelalterlich; und somit anerkannt ein Rest einer gigantischen Burg, in der einmal ein Drache gehaust hatte.
Natürlich war es so, in den Köpfen etwa 10 jähriger Kinder.
Es war toll gewesen in den „alten Ruinen“ Ritter und Burgfräulein zu spielen, bis Max und sie zu alt waren und andere Beschäftigungen entdeckten, die ihren Fokus komplett veränderten.
Sie war wach. Trotz, dass sie in Gedanken noch an dem See war, war sie wach.
Sie vermisste ihren Vater sehr. Ihre Mutter ebenso, aber der Vater war ihr immer näher gewesen.
Sie war ja auch „sein Mädchen“ und konnte sich, zumindest als kleine Ellie, fast alles erlauben.
Wo ihre Mutter schon vor Wut neben sich stand, war er noch die Ruhe selbst und behandelte sie voller Nachsicht.
Und das war etwas, was sich ihr tief eingebrannt hatte.
Sie wunderte sich über ihre Träume. Am meisten über den letzten mit ihr selbst und ihrem Vater, selbst wenn das nur wirklich kurz war, im Vergleich zu den anderen Passagen.
Es machte sie stutzig, warum sie ausgerechnet von sich träumte.
Gut, sie hatte sich innerlich geöffnet, die amadeischen Einflüsse auf sich wirken zu lassen und das Träumen einfach hinzunehmen und durchzustehen.
Aber dass sie aus ihrer Jugend träumen würde? Das wäre ihr bis zu dieser Nacht, nie in den Sinn gekommen.
Sie wischte ihre eigene Erinnerung fort und versuchte das zu rekapitulieren, was sie gesehen hatte.
Sie sprang förmlich aus dem Bett und kramte nach ihrem Notizbuch.
Irgendwo, vergraben in all dem anderen wichtigen Zeug in ihrer immer zu kleinen Handtasche, fand sie das Büchlein, aber den Stift nicht.
Scheinbar war sie doch nicht ganz so wach, wie sie dachte, denn einfach einen der Bleistifte aus der Box auf dem Schreibtisch zu nehmen, kam ihr nicht in den Sinn.
Minuten später, als sie doch endlich mit Schreibwerkzeug bewaffnet war, notierte sie sich all das, was sie in ihren Erinnerungen an die Träume noch finden konnte.
Stichworthaft und schnell, damit sie möglichst viel von dem Geträumten niederschrieb, bevor sie es vergaß.
Ihre Laune war erstaunlich gut, dafür, dass sie wieder im Mittelalter gewesen war.
Sie war nicht in Adelheid gewesen; ein Pluspunkt. Denn es schien ihr so, als blute sie nur dann.
Ihre Nase war an diesem Morgen völlig normal.
War das ein gutes Zeichen?
Träumte sie in einer gewissen Art von mittlerem Abstand?
Schon im Mittelalter, und auch Sachen, die mit den Texten des Pfaffs von hinter den Bergen zu tun hatten, aber ohne sich in einen Körper zu quetschen und ohne sich auszubluten?
Das wäre für sie ein akzeptabler Weg, dachte sie noch, als es schon an der Tür pochte.
Gerd.
Natürlich Gerd.
Der Mann war wie eine Maschine.
Sieben Stunden Schlaf, oder nur zwei. Betrunken oder nüchtern, nach 1000km Fahrt mit dem Auto, bei 35 Grad im Schatten oder 20 Grad minus im Schnee:
Der Mann war immer pünktlich. Absolut immer.
Es war ihr ein völliges Rätsel, wie er das anstellte, aber es war so.
Gerd stand vor der Tür um sie dezent aus dem Zimmer zu locken.
Dezent?
Manch einer behauptete, sein Klopfen würde Tote wecken. So wie der Japaner, der letztes Jahr mit seiner Frau nebenan gewohnt hatte und sich nicht nur einmal beschwerte, dass Gerd so sanft an Ellies Tür schepperte.
Elvira öffnete die Tür und kündigte an, dass sie nachkäme und sie sich beim Frühstück treffen würden.
Etwas, was ihr zwar nicht unendlich viel Zeit verschaffte, aber dennoch der Morgentoilette noch Zeit einräumte.
Beim Frühstück erkundigte sich Gerd natürlich nach ihrer Nacht.
Nach dem was sie gelesen hatte und, deutlich
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