Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Hammer. Wenngleich man damit keine Erdnägel einschlagen kann, so ermüdet man doch weniger schnell im Kampf, wenn man es führt.“, lenkte er ab.
Ellie erkannte den Kampf in seinem Kopf. Es war als stünde es auf seiner Stirn geschrieben.
Er hatte sehr wohl erkannt, was da gerade passierte. Dass die Adlige ihn begehrte, und er sich entscheiden musste.
Wollte er sie -und das tat er – oder waren ihm die Regeln wichtiger, die es in ihrer aller Leben gab.
Auf der anderen Seite erkannte die Edle genauso, was in Leons Kopf vorging.
Und sie entschied sich, es für diesen Abend genug sein zu lassen.
Sie nickte ihm lächelnd zu und sagte zum Abschied:
„Ich werde sehen, was ich tun kann, Leonhardt. Seid gewiss.“
Ellie dachte sich, wie riskant das war, was die Adlige tat.
Immerhin war das Frauenbild und die Rolle, die Frauen generell spielten, seinerzeit recht eng eingegrenzt. Es hing für sie alles davon ab, wie sie in den Augen eines potentiellen Anwärters wegkommen würde.
Und defloriert – obwohl Ellie nicht so weit ging, daran zu denken, dass sie sich Leonhardt völlig hingeben wollte – war sie schlichtweg „nichts mehr wert“.
Weder für einen Heiratskandidaten, noch ihren Vater. Sie war dann nur noch ein Maul, das zu füttern war, ohne Aussicht es unter die Haube zu bekommen, und dies sogar wortwörtlich.
Gut, das hing natürlich davon ab, wie viel Vaterliebe mit im Spiel war, denn nicht jeder Adlige war gleichzeitig nur ein kalkulierender Kinderverschacherer, aber dennoch war die Chance einen Ehemann von angemessenem Stand zu finden, in diesem Fall kurz über Null.
Sie sah Leon zu, wie er, wie einer Übersprunghandlung gehorchend, das Schwert immer weiter schliff.
Völlig abwesend bemerkte er die kleinen Schnitte nicht einmal, die er sich zuzog, wenn er abrutschte, denn die Schneide war mittlerweile scharf, wie sie wohl seit Monaten oder gar Jahren nicht gewesen war.
Er starrte in den Boden der Tongrube und schliff und schliff und schliff.
Ellie sah der jungen Dame nach und dachte sich, wie das wohl enden würde.
Ihr letzter Gedanke war „ Das wird nicht gut gehen .“, als das Licht wieder in ihre Augen stach und sie sich an einem gänzlich anderen Ort wiederfand.
034
Sie blinzelte.
Das Licht hinterließ einen bunten Fleck in beträchtlicher Größe in ihrer Wahrnehmung, der es ihr schwierig machte, zu erkennen wo sie nun war.
Sie war irgendwo an einem Gewässer und flog, in kurzer Distanz zum Wasser, über die Oberfläche in Richtung des Ufers.
Es war sommerlich warm und es war später Nachmittag, dem Stand der Sonne nach zu schätzen.
Sie schoss förmlich gen Ufer und erblickte ein Mädchen, das in einem rot gepunkteten Kleid am Ufer stand und flache Steine in das Wasser warf.
Der Mann neben ihr lachte und zeigte ihr unermüdlich immer wieder, wie sie den Stein halten und werfen musste, um ihn hüpfen zu lassen.
Ihre rotblonden Haare hüpften bei jedem Wurf, und sie ärgerte sich maßlos, dass ihre Steine nicht sprangen.
Der Mann hingegen war geduldig, und gab ihr immer wieder neue Steine und neue Ratschläge.
Fehlversuch folgte auf Fehlversuch, bis einer der Steine sprang.
Nicht ein oder zwei oder fünf Mal, nein. Ihr erster Erfolg war von einem glatten Dutzend, immer enger bei einander liegender und größer werdender Kreise gekennzeichnet.
Das Mädchen sprang umher, jauchzend und schreiend. Sie lief dem Mann in die Arme, der es hochhob und umherwirbelte voller Stolz.
Sie erkannte den See. Sie erkannte das Kleid und das Mädchen darin. Und auch den Mann daneben kannte sie sehr wohl.
Sie würde ihren Vater immer erkennen.
Wieder schoss gleißende Helligkeit in ihre Augen und sie erwachte mit einem Gefühlsgemisch aus wohliger Erinnerung an eine schöne Kindheit und dem Gewahr werden einer Leere in sich selbst, die niemand würde füllen können.
Das Lächeln in ihrem Gesicht zeugte davon, dass das Gefühl der Freude und der positiven Erinnerung an einen der vielen Tage, die sie mit ihrem Vater an einem der Mainseen verbrachte, überwiegte.
Sie hatte nie verstanden, was ihren Vater bewegt hatte in ein Nest wie Medlitz zu ziehen.
Er selbst kam aus München, ihre Mutter aus der Nähe von Regensburg.
Ein Bayer, verlässt, wenn er nicht vertrieben wird, seinen Freistaat nur widerwillig.
Er zieht halt nur raus ins Grüne.
Sie kannte keinen Grund, warum die Familie von Rensdorf hätte auswandern müssen, aber Ihr Onkel verbrachte sein Leben ebenso im Exil. Wenn man Medlitz als Exil
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