Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Sülzbach sich um die Antwort zu drücken.
‚Nun? Wie?‘ stach Leon nach.
‚Zwei von ihnen kamen aus Truhtesdorf herangeeilt und verlangten Einlass. Sie wurden schon von den Angreifern verfolgt und noch bevor wir das Tor öffnen konnten, waren sie den Wilden erlegen.‘
‚Ihr habt sie verrecken lassen, wie die Opferlämmer. Ich wage gar nicht zu fragen, wie es dem Dritten ergangen ist. Sicherlich habt ihr ihn einfach vor das Tor geschoben. Vielleicht wolltet ihr ihn loswerden. Wer weiß?‘
‚Nein, Herr Leonhardt. Wir fanden ihn einfach, des Morgens vor der Palisade. Er war beinahe gänzlich abgenagt und wir erkannten ihn nur an seinen Ringen.
Wie er dort hinkam, wissen wir nicht. Selbst die Wache hat nichts bemerkt.‘
‚ Weil sie vermutlich geschlafen hat. Und wieso nur eine? ‘, dachte ich, genau wie Leonhardt.
Er kochte, als hinge er im Topf auf kleiner Flamme.
Es grenzt für mich an ein Wunder, dass er den Vogt nicht zu Boden schlug. Vielleicht lag es an dessen Tochter, die neben ihm stand und an seinem Enkel, gleichen Namens, der sich hinter der Mutter versteckte.
Vielleicht wollte er ihm den Rest Würde nicht nehmen, aber er hätte es verdient gehabt.
Ich war nicht der Einzige, der so dachte.
Ich hatte mit Hermann dafür gesorgt, dass uns Unterkunft zu Teil wurde.
Die Freiin kam in einem der oberen Zimmer in der Schänke zur Ruhe, die dem Vogt gehörte und von ihm, sowie seiner Tochter geführt wurde. Ebenso erhielt unser Leon dort eine Schlafstätte.
Wir anderen durften mit dem Stall vorlieb nehmen, in dem auch unsere Pferde Verpflegung fanden.
Es war nicht bequem, aber der Stall war trocken und das Stroh nicht alt, so dass wir doch recht gut schliefen, in dieser ersten Nacht in Aldinroide.
Ich habe viele Menschen kennengelernt. Sehr viele in meinem Leben. Aber niemals wieder begegnete ich solchen Hasenfüßen wie im Dorfe Aldinroide. Und dessen feigster, war zugleich sein oberster.
Der Vogt Hannes Sülzbach.“
037
Ellie rieb sich die Augen.
Wieder einmal hatte sie gelesen, bis sie rot waren und brannten. Sie trank etwas und befeuchtete ein Tuch, mit dem sie ihre Augen kühlte.
Sie hielt sie geschlossen und zog Resümee aus dem Gelesenen.
Leonhardt schien sich zu verändern.
Er wurde herrischer, wie Amadeus ihn schilderte.
Vielleicht war das etwas, was einfach so sein musste. Weil es keinen anderen Weg gab, als diesen.
Er war immerhin der einzig Erfahrene, wenn man von Jacobus absah, der aber keine Führernatur zu sein schien.
Allerdings war Leonhardt kein hoch geborener Mann und indes doch einer, der Männer führte im Gefecht.
Die Freiin hingegen war jemand, der es gewohnt war zu befehlen und dass man ihr gehorchte, ohne zu hinterfragen. Und sie schwieg die meiste Zeit.
Elvira, durchschaute das Spiel der Adligen nicht. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass sie eines spielte.
Ihre stille Art, die sie nur einmal sehr deutlich gebrochen hatte in Eschmar, war in Ellies Augen nur Fassade.
Aber das mochte natürlich auch an dem liegen, wie Amadeus sein Testamentum verfasst hatte.
Immerhin war der Priester derjenige, der das, was er kundtun wollte zuerst aussiebte.
Wieder kam ihr in den Sinn, dass es zwischen dem was sie geträumt hatte und dem was Amadeus hinterließ bisweilen größere Unterschiede gab.
Zumindest, was die Ausführlichkeit anging, mit der Dieses oder Jenes geschildert wurde, wie, dass er den Zwist zwischen Johanna und Hermann völlig unter den Tisch gekehrt hatte.
Sie schaute auf und öffnete die Augen.
Verwirrung machte sich in ihr breit.
Sie war schon so weit, dass sie davon ausging, dass das, was sie geträumt hatte einfach der Wahrheit entsprach.
Wie sie selbst sagen würde, war sie komplett neben der Spur.
Sie stand auf und ging im Zimmer umher.
War sie schon so sehr durch den ständigen Wechsel zwischen Realität, Traum und einer erzählten Welt verwirrt, dass sie sich nicht mehr zu Recht fand?
Sie blickte in den Spiegel in ihrem Bad, und sah sich selbst tief in die Augen.
Sie versuchte unbewusst Adelheid zu finden. Was in die eine Richtung ging, musste doch auch anders herum funktionieren. Oder nicht?
Dann wieder wischte sie diesen Gedanken weit weg, und starrte aus dem Fenster in das Winterwetter.
Sie atmete schnell und flach, was dafür sorgte, dass ihr zwar nicht schwindelig wurde, sie aber dennoch nicht völlig mit Sauerstoff versorgt wurde, da das Kohlendioxid sie anfing zu betäuben, was sie nicht ab-, sondern schon im Kreislauf wieder einatmete.
Sie
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