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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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setzte sich wieder zu ihren Schriften. Oh ja. Das waren sie: IHRE Schriften.
Auch wenn sie Amadeus verfasst hatte. Nach allem, was sie erlebt und auch durchlebt hatte, waren es einfach Ihre Schriften.
Besonders wegen dem, was sie erlebt hatte.
Wenn sie da schon gewusst hätte, zu welchen Träumen, Erlebnissen und auch Erkenntnissen sie das Weiterlesen führen würde.
Sie hätte ihre Zweifel gehabt, ob sie dem gewachsen sein würde.
Aber die Frage, ob sie weiterlesen würde, oder nicht, stellte sich ihr da noch nicht.
Sie entschied schlicht, dass sie noch genug Zeit haben würde, um die eine oder andere Seite zu studieren, bis es Zeit wäre wieder soziale Kontakte zu pflegen oder der Nahrungsaufnahme zu frönen.
Sie bekämpfte den aufkommenden Schwindel, in dem sie bewusst langsam und tief atmete. Sie pustete das Dioxid aus ihren Lungen und ersetzte es zunehmend mit Sauerstoff.
Also schlug sie den nächsten Teil des „ Testamentum Amadei “ auf und las.
    „Die Nacht war ruhig und wir erwachten im Morgengrauen beinahe erholt.
Leon war bereits im Disput mit dem Vogt.
Beinahe schien es, als wäre es lediglich hell geworden und es sei immer noch Gestern.
Mir war, als streite sich Leonhardt mit ihm über die Menge und die Qualität des Essens, aber ich mischte mich nicht ein. Mir lag nichts daran, Stellung beziehen zu müssen in diesen Fragen. Ausgerechnet ich, der so viel Zeit im Fasten und der Buße verbrachte und selbst außerhalb dieser Zeit nur wenig zu sich nahm?
Nein, das sollten sie unter sich ausmachen.
Ich unternahm einen Gang durch das Dorf und hatte Jacobus als Begleiter dazu.
Wir wanderten die kümmerliche Palisade, oder den Wall, wie die Dörfler sie nannten, ab und selbst ich erkannte, dass sie einem Angriff nur halbwegs gerüsteter oder ausgebildeter Angreifer kaum standhalten würde.
Selbst einer ausreichend großen Zahl an Wiederkehrern würde diese Wehranlage weichen.
Dessen war sogar ich mir sicher.
Und Jacobus sah es genauso, wie ich auch.
Er lächelte mitleidig, als er die vielen Schwachstellen sah.
    ‚Hier. Hier. Und hier!‘, zeigte er mir Stellen im Holz.
‚In diesen Bereichen durchzubrechen dauert für Söldner nur wenige Augenblicke.
Und dort, zwischen den Kiefernstämmen, würden drei Männer genügen, um den Wall...‘
– er lachte diese Worte fast –
‚... zu überwinden. Selbst die Untoten bräuchten nur lang genug dagegen anzurennen, und sie brächten die Stämme zum Einsturz.‘
    Wir erkannten, dass zwischen dem, was sich die Dörfler wünschten und erhofften doch ein erheblicher Unterschied zu dem bestand, was sie fähig waren zu errichten.
Ein Haufen von Holzfällern, Tonstechern und Jägern, war eben kein Heer von Söldnern oder Kriegern, die geschult waren darin, sich zu verschanzen oder eben diese Verteidigungen zu überwinden.
Natürlich nicht.
Als wir an der Stelle ankamen, die noch nicht fertig verbaut war, konnte Jacob seine Belustigung kaum mehr verbergen.
Wir gingen zurück zu der Schänke, die sich kaum einen Steinwurf von der Kirche entfernt befand und traten ein.
Jacob ging schüttelnden Kopfes auf seinen Kameraden zu und erklärte ihm den Zustand der Anlage, die das Dorf angeblich schützen sollte.
    ‚Wie lange brauchen wir um das zu richten? Was denkst du?‘, fragte Leon ihn sogleich.
    ‚Zu lange Leon. Zu lange.
Wir müssten beinahe den gesamten Schutzwall erneuern oder überarbeiten. Wenn wir keiner Gefahr ausgesetzt wären, würde es sicher in unserer Macht liegen, aber mit der ständigen Gefahr von den Untoten angefallen zu werden?
Nein, Leon. Das ist für meinen Geschmack etwas viel Risiko. Etwas zu viel.‘
    Ich drehte mich weg und tat so, als hätte ich wenig oder nichts von dem verstanden, was Jacobus gesagt hatte.
Ich gesellte mich zu den anderen in der Schänke und wir speisten Brei, der mit Geräuchertem gewürzt war.
Zumindest war es gut gesiebter Brei 38 , der uns nicht die Zähne zermahl.
Leonhardt und Jacob berieten sich noch länger, bevor der hinkende Krieger sich zu uns gesellte.
Leon verließ uns um sich selbst ein Bild zu machen.
Vielleicht kam ihm die Schilderung seines Freundes zu wirr vor. Wer weiß?
    ‚Wie habt ihr geruht, Freiin?‘, erkundigte ich mich nach ihrer Nacht.
    ‚Gräuslich, Vater. Man sollte denken, nach den Wochen unterwegs und in der Grube, sei mein Rücken Kummer gewohnt, aber dieses Bett ist ein Gräuel.
Ebenso wie dieser Brei. Das ungewürzte Bret in der Tongrube war schmackhafter, als dieses Etwas im Napf.‘
    Ich nickte

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