Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
Vom Netzwerk:
hören.
Aber dennoch sind wir euch zu Dank verpflichtet, und wir werden euch dies vergelten, sobald mein Gemahl zurückgekehrt ist. Seit gewiss.‘
    Die Herrin von Wanda schaute mich an und ihr Blick verschärfe sich.
    ‚Wen haben wir dort? Ich kenne diesen Priester, oder nicht?‘
    Natürlich kannte sie mich. Aber ich gab ihr den Grund dafür nicht Preis, sondern berief mich auf meine Besuche, die ich als einfacher Priester aus Blaubach geleistet habe.
    ‚Ihr kennt mich, Herrin. Ich bin Amadeus aus Blaubach. Ein Priester, der euch bisweilen hier besucht hat und auch hier schon die eine oder andere heilige Messe zelebrieren durfte.‘
    ‚Das meine ich nicht, Amadeus. Ich kenne euch. Und nicht, weil ihr hier gebetet oder Messe gehalten habt. Ich kenne euch.‘
    Ich tat so, als sei dem nicht so, und ließ sie im Zweifel. Es war mir zu dieser Zeit sicherer, wenn sie sich nicht gänzlich erinnerte.
Wenn ihr Gemahl zurückkehren würde, wäre es mit dieser Heimlichkeit ohnehin vorbei.
Selbst die Freiin musste lächeln, über das fragende und grübelnde Gesicht ihrer Muhme Kristina von Revelen.
    Wir wurden entlassen und vor der Tür empfing uns bereits ein Knecht, der uns hinunter in die Küchenräume des Hauses führte.
Dort fanden wir neben Matthes, Hermann, Michel und den Frauen auch Bier, Wein und gebratenen Kapaun 48 , mit dem wir uns den Wanst vollschlugen.
Michel verließ uns alsbald wieder, denn er wollte lieber bei seinem Weibe und seinem ganzen Stolz sein.
Ein Wunsch, den ihm niemand abschlagen konnte.
Der Vogt gesellte sich zu uns und erörterte mit Leon und Jacob das Geschehene. Besonders schien ihn der Kampf in Aldinroide zu interessieren:
Auf die Frage, warum ihm eben dieses so wichtig zu sein schien, antwortete er:
    ‚Wir können unsere Felder nicht bestellen. Der Rest der Ernte gammelt auf den Feldern, weil zwischen hier und Hergendorf oder der Lindburg kein Tag vergeht, ohne dass wir einen dieser Wiederkehrer, wie du sie nennst, finden und die Bauern flüchten oder ihnen schlimmeres widerfährt, als nur der Schreck und eine schmutzige Gewandung.
In dieser Stunde sind die fünf Krieger, die uns der Freiherr zum Schutze belassen hat, vor dem Tor und reiten die Felder ab auf der Suche nach den Wanderern.‘
    ‚Wir sind hier eingekesselt, nicht wahr? Truhtesdorf, Hergendorf, Lindburg, Siegburg und wohl auch Köln im Norden. Fast scheint es, als halte diese Seuche unser ganzes Land im Würgegriff.‘
    Bärbel versuchte ein Husten zu unterdrücken, als wäre ihr die scharfe Soße des Kapauns in die Nase gestiegen. Ihre Augen waren rot und ihr Gesicht auch und wir glaubten ernsthaft einen Moment, sie würde ersticken.
    ‚Ja, dem scheint wohl so zu sein, Leonhardt. Rings umher gibt es nur Tod und viele Menschen sind dahingerafft oder auf der Flucht. Der Freiherr ist nicht zugegen und ich möchte behaupten, auch er wüsste kein Mittel gegen diese Seuche. Wir beten und kämpfen gegen die Wanderer.
Mehr ist uns nicht gegeben.‘, sprach der Vogt mit gesenktem Blick.
    Bärbel hustete erneut und dieses Mal noch heftiger als zuvor. Sie stand auf und ging von dannen.
Sie wollte uns nicht weiter stören, dachte ich.
    ‚Ich weiß nur, dass es aus dem Süden kam und uns in Hergendorf überraschte.
Erst war es nur ein Mädchen, dass dem Fieber erlag. Aber es stand wieder auf nach kurzer Zeit und fiel Mutter und Vater an, wie ein Tier.
Hernach nahm das Unglück seinen Lauf und es fiel über mein Dorf her, wie eine Welle an die Gestade.
Es dauerte nicht lange und die ersten Hergendorfer flüchteten in Richtung Köln.
Und dann wurde es immer schlimmer.‘, erzählte Leonhardt.
    Mir wurde fast schwindelig bei dem Gedanken an das kleine Mädchen, dessen letzte Ölung ich vollzogen hatte.
Ich gab vor mich nicht für das Gespräch zu interessieren und schmatzte wie es die anderen taten. Aber meine Ohren waren gespitzt und ich wollte jedes Wort der beiden erhaschen.
Jedoch drang ein anderes, deutlicheres Geräusch an meine Ohren.
Es war ein erneutes, brummendes, kratzendes Husten.
    Nun war es Johanna die zuckte und röchelte, und sich ein Tuch vor die Nase hielt. Ihre Augen waren ebenso gerötet, wie die, der Köchin aus Lurdendorp.
Ich sah, wie das Blut durch ihr Tuch sickerte, während sie immer wieder von Husten geschüttelt wurde.
    Wir hatten noch etwas aus Aldinroide mitgebracht, außer unserem Leben. Es war die Pestis orientaliensis, die in unseren Decken geschlummert hatte und nun ihre Klauen nach uns

Weitere Kostenlose Bücher