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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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seines Schwagers Brust und dieser knurrte nur kurz dabei. Weder streckte es ihn zu Boden, noch schien es ihm Schmerzen zu bereiten. Es war einfach nur ein Stück Holz in seiner Brust, was ihn nur einen Augenblick innehalten ließ, um danach mit der gleichen Vehemenz nach Hagens Fleisch zu schnappen.
Erst als sich der Dolch eines weiteren Gastes, der unterdessen zu Sinnen gekommen war, durch das Auge des Bauern bohrte, setzte so etwas Ähnliches wie Ruhe ein.
Die Mutter und Schwester des Toten kümmerten sich um die sterbende Witwe, deren Wimmern als einziger Laut durch den blutverschmierten Raum schwang.
Röchelnd hauchte sie ihr Leben dahin.
Getötet von ihrem Liebsten. Zerbissen wie von einem tollwütigen Hund.
Einem Auferstandenen. Einem, der von Gottes Licht erleuchtet worden war?
Nein Bruder Amadeus. Nein und nochmals Nein!
Diese Kreaturen sind keine Kinder Gottes mehr.‘, beendete er diese Geschichte.
Ungläubig und zweifelnd saß ich da und starrte ihn an.
Er zog sich in sein Nachtlager zurück derweil ich mit Michele am Feuer sitzen blieb bis in den Morgen.
Nun, da Michele mich allein ließ, hing ich meinen Zweifeln nach. Was mochte mir Luciano für einen Bären aufbinden wollen?
Wie viel Wahrheit steckte in dem was er erzählte? Waren diese Kreaturen die er beschrieb dem Fegefeuer entsprungen um uns Sünder zu strafen?
Kamen sie aus der Hölle? Entsandt vom Teufel persönlich?
Waren sie eine Strafe Gottes für unser unkeusches und sündiges Leben?
Geräusche hinter mir ließen mich aufschrecken.
Luciano war aufgestanden, da die Sonne sich ihren Weg ans Firmament bahnte. Vermutlich hatte ihn sein Gefährte geweckt und er nahm einen Weg ins Unterholz um sein Wasser abzuschlagen.
Michele war schon damit beschäftigt den Unterstand zu verstauen, denn der Regen hatte zu früher Stunde – es mag wohl zur Matutin gewesen sein –an Kraft verloren und letztlich ganz aufgehört.
‚Wir müssen los. Je früher wir festen, trockenen Boden und ein Dach über dem Kopf erreichen, desto besser, Bruder.‘, hieß er mich zu eilen.
‚Ihr könnt auch im Stillen auf eurem Reittier beten, oder nicht?‘, fragte er, was ich still nickend bejahte. Und so befanden wir uns kurze Zeit später auf dem Weg gen Hergendorf und Signore Saltonato fuhr in seiner Geschichte aus Marienstein fort, während ich auf Franziskus neben seinem Karren trottete und meine Laudes still in mich hineinbetete.
    ‚Hagens Schwester, war schon der dritte zu beklagende Verlust seit der Ankunft des beißenden Fremden. Ihr Mann, sie selbst und einer derer, die dem armen Bauern auf dem Felde zu Hilfe geeilt waren.‘
    Elli schwitzte während sie las und merkte es kaum. Was bitte war da denn los? Auferstehende und Menschenfresser? Durch Krankheit? Viral?
Tausend Dinge gingen ihr durch den Kopf, aber sie konnte trotz ihrer brennenden Augen den Blick nicht lange von den Zeilen lassen. Was hatte der Italiener noch zu erzählen?
    ‚Das dritte Opfer fiel dem gleichen Fieber anheim, wie der Bauer auch. Er lag ebenso danieder und erbrach ebenso Blut. Auch ihm ward der Übergang ins Jenseits nur unter Qualen gewährt, nur einen Tag nach dem ersten Todesfall. Nun begrub man alle drei zur selben Stunde auf dem Friedhof, nahe der kleinen Kapelle im Dorf.
Mit frommen Worten und Gebeten entließ der Priester die Drei in die kalte Erde und übergab sie dem Herrn.
Das Aufbahren unterließ man, wie ihr euch denken mögt.
Hagen erzählte mir, wie nach zwei Tagen sein Sohn erklärte, dass er Geräusche vom Kirchgarten gehört habe. Zunächst tat er es als das Gefasel eines verängstigten Kindes ab, als aber des Abends auch in der Dorfschänke darüber geredet wurde – nicht laut aber es wurde geredet- überdachte er seine Meinung.
Es zog ihn selbst am nächsten Mittag zum Friedhof, auf dem sein Sohn verbotener weise gespielt hatte. Ihm fiel auf, dass der Kleine ihm das Gehörte offenbart hatte, wohl wissend dass er gescholten werden würde. Und Hagen war nicht zimperlich, was das Zurechtweisen seiner Kinder anging.
Bedenkt, dass sich der Schmied einem Fremden anvertraute, mit dem er bei einem Humpen Bier zusammensaß.
Vielleicht musste es genau ein Fremder sein, mit dem er redete. Einer, der niemanden derer kannte, die auf dem Scheiterhaufen gebrannt hatten. Der hier niemanden verloren hatte und unbedarft war.
Andererseits mochte man ihn wirklich für verrückt halten, wie er so dort saß, in sein Bier atmete und den Tränen nahe davon sprach, wie er in der Hitze des Tages

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