Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
der Schlafentzug seinen Tribut gefordert hatte.
Ihr Körper und Geist brannten aus. Ähnlich wie Elvira auch, rieb sie sich auf.
Plötzlich stand Karolus neben ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter und Adelheid sah ihn mit roten, brennenden Augen an.
„Ja, mein Junge. Was gibt es?“, fragte sie ihn mit ruhiger Stimme, die von Ermattung zeugte, aber dennoch pflichtbewusst und sicher klang.
Karolus legte die Hände wie zum Gebet zusammen und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
Der Priester wollte wohl mit Adelheid reden.
„ Ich muss die Leute warnen. Hier infizieren sich alle. Mehr und mehr. Das kann ich nicht zulassen! “, dachte Elvira und überlegte ob es ihr möglich sein könnte, den Priester vor dem was er tun wollte, zu warnen.
Sie hatte es schon einmal geschafft mit Adelheids Stimme zu sprechen.
Damals, auf dem Karren, der sie aus Lurdendorp heraus brachte. Vielleicht gelang es ihr erneut? Wenn sie sich genug konzentrierte, wäre es vielleicht möglich.
Es würde doch schon ausreichen, wenn sie einen oder zwei Sätze hervorbringen könnte.
Vielleicht, wenn sie sich besonders stark konzentrieren würde? Ganz besonders stark?
Wäre das die Möglichkeit?
In ihren Gedanken versunken, bekam Ellie nicht mit, wie Adelheid bereits den Raum verlassen hatte und auf dem Weg zur Schmiede war.
Als sie dort ankam, drehte sich Amadeus um und schaute sie an.
„Wir werden sie halten müssen, Adelheid. Vielleicht hat sie Glück und fällt sogleich in Ohnmacht, aber dennoch werden wir sie halten müssen. Ich wollte nicht vor ihr darüber sprechen.“
„Wir werden sie halten müssen. Ja, Vater. Das werden wir. Mit starken Männern, denke ich.
Ich habe ihr Weidenrinde gegeben, und sie hat den Sud auch bei sich behalten. Aber wir werden sie halten müssen.“
„Gut, ich denke, dass uns einige der Recken zu Hand gehen werden. Ich frage sie, und du wartest, bis die Messer scharf sind.“
„Wir sollten uns Tücher vor die Gesichter halten.“, platzte es aus Adelheid heraus und Elvira erkannte, dass es zwar die Stimme der Frau war, aber ihre Gedanken.
Ellie hatte gewonnen. Sie sprach erneut durch Adelheid, während ihr das Blut im realen Leben über das Gesicht lief.
„Wie meinst du?“
„Leinentücher, Vater, die wir uns mit Bändern vor die Münder binden.“
„Was sollte das nützen, Kind?“
„So können die bösen Säfte und Gase nicht zu uns herüberwechseln. Vielleicht mag es von Nutzen sein Kräuter in die Tücher einzuwirken, dass uns der kranke, teuflische Dunst nichts anhaben kann.“
„Nun, in der Tat. Freunde aus Italien erwähnten Kräuter, die die Medici vor dem Gesichte haben.
Ich werde es überdenken, Adelheid. Ich werde es überdenken. Nun lass mich zunächst einmal Hilfe holen.“
Elvira rieb sich innerlich die Hände. Sie fühlte sich als Gewinnerin.
Sie atmete heftig und blutete noch heftiger. Es hatte den Anschein, als würde sie stärker leiden müssen, je mehr sie sich einbrachte.
Als würde die Kraft aus ihr gezogen und der Preis dafür, sei der Verlust des Lebenssaftes.
Aber sie hatte gewonnen. Vielleicht nicht den Krieg, aber dennoch eine Schlacht.
Und sie würde weiterkämpfen.
Der Schmied beendete das Schleifen und reichte Adelheid ein Tuch, auf dem zwei Messer lagen, die selbst für Ellies Augen wirklich scharf aussahen. Die feinen Klingen erinnerten sie an das Rasiermesser, das ihr Vater zu benutzen pflegte. Ein breiter Rücken und eine hauchdünn auslaufende Schneide bildeten das Gerüst der Messer, die in verzierten Holzgriffen eingearbeitet waren.
Sie nahm die Messer an sich und begann den Weg zurück zum Lager.
Amadeus, kam mit Jacob und zwei anderen Männern, die Ellie nicht kannte aus dem, was sie für das Gesindehaus hielt.
Adelheids Gedanken waren ihr in diesem Moment fremd, und sie erkannte weder die Männer, noch das Haus, was sie sonst sicherlich getan hätte.
„Vater?“, fragte Ellie und Amadeus drehte sich zu ihr.
„Du hast die Messer? Sehr gut, Kind. Dann schreiten wir zur Tat.“, sagte er zwar bestimmt, aber dennoch unsicher.
Ellie merkte, dass er das nicht tun wollte. Er war kein Arzt, und sicherlich wollte er das arme Kind nicht quälen; jedoch blieb ihm kaum eine Wahl.
„Die Tücher, Vater? Was denkt ihr?“, warf Ellie ein.
„Vielleicht hast du Recht, Adelheid. Es mag auf diese Zeit nicht ankommen und vielleicht hilft es uns. Wenn die Medici es benutzen, sollte es uns ebenso Genüge tun.
Besorge uns Fenchel, Anis, Zimmet und
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