Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
mögen.
Und es war mehr als ein Mal, dass ich sah, wie eben diese, den Goldgräbern 65 gleichen Gesellen, den Toten einen Stich in ihre Gesichter gaben. Woher sie wussten, dass man sie sie so zur ewigen Ruhe schickt, weiß ich nicht. Ich habe es ihnen nicht mitgeteilt.
Nun, wie dem auch sei.
Sie fuhren die Körper vor die Mauern der Stadt und warfen sie in Gruben. Eine Lage kam zur nächsten und es wurden immer und immer mehr.
Im Augustus des letzten Jahres brannten die Synagogen der Stadt und alle Juden wurden vertrieben.
Es war wie eine Bärenhatz. Sonst ruhige und unbescholtene Bürger, gaben sich dem Brennen und Töten hin, als ginge es darum den Sündenbock zu strafen.
Wer nicht fliehen konnte, war des Todes.
Die eingekesselten Juden wurden zu Tode geprügelt und verbrannt. Wer Glück hatte.
Es ging auch anders herum. Manch einer wurde verbrannt, während er lebte und das Volk ergötzte sich an seinen Schreien oder prügelte den Brennenden.
Reiche Leute verließen ihre Häuser nicht, oder nur im nötigsten Fall.
Häuser in denen die Pestis gefunden wurde, wurden durch ein Zeichen signiert, auf dass sie gemieden werden.
Diejenigen, die nicht beteten und dem Dom zuströmten, waren zügellos.
Viele in den Mauern der Stadt gaben sich dem Laster und dem Suff hin. Die Huren am Berlich starben wie die Fliegen. Die Schwalbengasse, an der die Hübschlerinnen sonst zu Hauf zu finden waren, leerte sich zunehmend.
Aber die wenigen, die dem Geschäft fleißig nachgingen, und es auch noch überlebten, waren beinahe reich. So sie denn keinen Hurenwächter besaßen, der sich ihrer nur bediente.
Männer fielen in Streit, wegen der niedrigsten Gründe, und stritten bis aufs Blut und bis zum Tode.
So, als sei ihnen ihr Leben gleichgültig, da sie ohnehin auf die eine oder andere Art sterben würden in der nächsten Zeit.
Wer heute noch neben euch in der Schenke saß, der lag morgen schon auf dem Pestkarren in Richtung Mauer.
Und auch in der Stadt war es zu hören. Das grauenvolle Stöhnen der Wiederkehrer.
Auch wenn es dort niemand aussprach, es gab sie.
Nicht wenige, aber bei weitem nicht so viele, wie es Tote gab, an der Beulenkrankheit.
Und dennoch stiegen nicht alle von ihnen wieder auf. Es gab sehr wohl auch Männer und Frauen, die einfach verblichen und sich nicht wieder von der Totenstatt erhoben.
Der Dom war überfüllt, und es war mir, als wäre dort drinnen eine Art Frieden zu finden im Angesicht der Gebeine der heiligen Könige.
Es gab kein Stöhnen, kein Schreien, keinen Streit oder Mord in den Mauern des Domes.
Ich denke, dass es daran liegt, dass alle darin ein gleiches Ziel haben und um Erlösung beten.
Wo sollte man es besser können, als in der Nähe einer solch mächtigen Reliquie?
In den Tagen, in denen Michele und ich im Dom weilten, begegneten wir auch keinem der Untoten.
Vielleicht hielt sie etwas fern von dort?
Oder sie fanden den Weg nicht dorthin. Wer vermag das zu sagen?
Aber Michele half das Beten in der riesigen Kirche nicht. Er wurde immer schwächer und blasser, und unser Gastwirt, warf uns schon bald hinaus, nachdem er Micheles rote Augen sah.
Unterkunft fanden wir nirgends, denn jeder der Michele ansah, wies uns von der Schwelle.
So machten wir uns auf dem Weg nach Hergendorf, nicht ohne dass wir auf dem Weg ausgeraubt wurden. Zwei Meilen vor Hergendorf wurden wir Opfer einer Räuberbande und mussten unser ganzes Gut zurücklassen.
Einzig unsere Waffen ließ man uns mit den Worten, wir würden alsbald merken, wozu wir sie bräuchten.
Und auch das sollten wir merken, Amadeus. Am Wehrturm, der am Eingang zu Hergendorf zu finden ist, fielen sie über uns her.
Wir erschlugen die drei Untoten, die uns für ihr nächstes Mahl gehalten hatten, und rannten, so schnell uns unsere Füße trugen zum Marktplatz, wo wir die lebenden Einwohner trafen.
Sie sendeten sofort Bewaffnete in Richtung des Turmes, um zu klären ob diese Drei die Einzigen waren, die ihr Unwesen dort trieben. Und dem war auch so.‘
Ich erklärte ihm, dass es mir seinerzeit nicht anders ergangen war und ich so meinen armen Esel verlor. Und dass ich so auf die tapfere Hanna traf, mit der wir nun tranken, und uns unseres Lebens freuen konnten.
Michele hingegen lag im Lager und stöhnte vor Schmerzen und Mattheit.
‚Schaut, die Frau hat ein Herz für diesen Mann.‘, gab Luciano überraschend von sich und ich sah die Freiin, wie sie mit einem ärgerlichen Ausdruck von Leonhardts Platz zurück, an uns vorbei stampfte.
Sei kochte vor Wut
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