Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
Vom Netzwerk:
einfach stehen, wo wir waren.‘
    Ich kannte das Problem. Wenn Ärzte ihre Kranken nicht kannten, behandelten sie sie nicht, oder nur sehr ungern. Wenn überhaupt, dann auch zu völlig überhöhten Preisen.
Und wenn, wie hier der Fall, auch noch der Verdacht besteht, dass es sich um eine ‚Pestilenzia‘ handelt, dann waren sie dreifach vorsichtig.
Ich nickte wissend und verband weiter den Arm, des alten Mannes vor mir.
    ‚Also entschieden wir uns, nach Hergendorf zurückzukehren und nach einem bestimmten Priester zu suchen, den wir kennen. Dort verriet man uns, dass ihr hier in Wanda weilt. Und so sind wir nun hier.‘
    ‚Ich rufe sofort jemanden, Luciano. Geduldet euch einen Moment‘, beruhigt ich ihn und als ich den Verband des alten Mannes angelegt hatte, rief ich die Freiin, die sich den kranken Michele anschauen sollte.
Die Untersuchung dauerte nicht lange, und ihr Blick sagte mir, dass der Mann des Todes war.
Sie zeigte mir unter der Liege, auf der er lag, zwei Finger, die mir sagten, dass sie derselben Meinung war, wie ich. Die Symptome, die mir Luciano schilderte waren zu typisch.
Er litt nicht an der Wiederkehrerkrankheit, sondern an der Pestis orientaliensis, der Krankheit mit den schwarzen Beulen.
Ein Finger – der kleine- war zwischen uns das Zeichen, für das Fieber der Untoten.
Diese Opfer isolierten wir weiterhin in ihrem eigenen Raum und banden sie fest, damit sie sich nicht erheben konnten, wenn sie sich wandelten.
Und immer noch verbrannten wir alle Toten.
    Ich sah Michele an und dachte nur, welch Ironie es war, dass er den Untoten immer wieder entkommen war, wie in Marienstein, und letztlich doch eingeholt wurde von einer Krankheit, die aus seinem Heimatland über uns hereinbrach.
Und gänzlich ironisch kam mir vor, dass wenn er in seiner Heimatstadt geblieben wäre, er womöglich immer noch Gläser und Gewürze verkaufen könnte.
Gott hat einen seltsamen Sinn für Humor.
    Ich schaute Luciano in die Augen und schüttelte den Kopf.
    ‚Ich dachte es mir beinahe. Welche Krankheit ist es? Die der Wandelnden oder die Peste?‘
    ‚Peste. Wenn ihr sie so nennt. Die Krankheit der Beulen.‘
    ‚Also wie in Colonia. Dort wird er die Krankheit bekommen haben.‘
    ‚Wir müssen ihn entkleiden, und hernach die Sachen verbrennen, Luciano. Ebenso die Laken und alles, worauf er gelegen hat.
Ich weiß nicht, ob wir ihn werden retten können, mein Freund.
Aber falls nicht, werden wir auch seinen Körper den Flammen übergeben. Es heißt, das Feuer reinigt die Luft und tötet die Krankheit. Aber das wisst ihr besser als ich, nicht wahr?
Und, solange ihr in diesen Räumen weilt, legt ihr solch ein Leinentuch vor euren Mund.‘, flüsterte ich Luciano zu, damit Michele es nicht hören konnte.
    ‚Warum dies, Amadeus?‘
    ‚Damit die Teufel der Seuche nicht in unseren Mund springen können, um uns zu befallen.
Das ist etwas, was einer unserer Frauen eingefallen ist. Und seit dem, verbreitet sich das Beulenfieber nicht mehr so schnell unter uns Helfern. Man könnte auch sagen: fast gar nicht mehr.‘
    In diesem Moment, kam Hanna in das Hospital gestützt und brachte zwei Kranke mit sich, die auf Bahren hereingetragen wurden.
Ich wies sie an, die beiden in einer bestimmten Ecke abzusetzen und rief sie dann zu mir.
Ich stellte ihr die Italiener vor, von denen ich schon oft erzählt hatte, denn ich wollte, dass sich die Menschen der ersten Stunden kannten.
Vielleicht gab es immer noch Dinge, die sie miteinander austauschen mochten? Wer weiß?
    Ich hörte schon nach kurzer Zeit, dass Luciano wieder einmal darauf hinwies, dass er schon immer gesagt habe, dass die Toten wandeln würden, und nicht etwa der Tod. Er erklärte aber auch immer wieder, dass ihm niemand recht zugehört hatte, und er sich hätte erklären können, wie er wollte.
Niemand schenkte ihm Glauben.
Bis auf diesen seltsamen Priester.
Und jetzt auch diese seltsame Frau von der Groov.
    Abends, als die Arbeit im Lager sich dem Ende zuneigte, gesellte ich mich zu den beiden im Gesindehaus, und ich erfuhr von Luciano, wie es um Köln bestellt war.
    Ein grauslicher Gestank läge über der Stadt, fing er an zu erzählen.
Überall lägen die Toten umher, die man einsammelte und vor die Stadt karrte.
‚Amadeus, es gab keinen Morgen, ohne dass nicht Tote und auch angefressene Leiber umherlagen. Des Nachts waren die Karren unterwegs, die ihre Räder mit Lumpen umwickelt hatte, damit sie nicht so laut auf den Steinen der Straßen und Gassen rumpeln

Weitere Kostenlose Bücher