Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
überlesen.
Zu der Zeit, als Gerd den kleinen Fisch in den Schriften entdeckte, der ihm doch etwas zu häufig in den Ecken der Seiten kaum versteckt, aber dennoch nicht offensichtlich zu finden war, brach Ellie ihr Vorhaben etwas in Köln zu finden einfach ab.
Sie sah ein, dass dieses einer der fruchtlosen Tage war und gab sich damit zufrieden, dass sie Gerd ihre Situation gebeichtet und sein Verständnis geerntet hatte.
Das reichte für Heute. Es musste reichen.
Sie war unruhig und müde zugleich.
Erschöpft von den Konzentrationsversuchen und erregt vor Vorfreude auf das, was sie noch lesen werden würde.
Wenn sie sich durchringen könnte, weiter in Amadeus‘ Schriften zu blättern.
Falls sie es könnte.
Vielleicht rührte ein Teil ihrer Unruhe und Erregung auch von dem Hin- und Hergerissen sein zwischen Neugier und wissenschaftlichem Verlangen nach der Wahrheit - oder dessen was der Priester dafür hielt- einerseits, und der Angst einem Trug aufzusitzen oder sich vollends darin zu verlieren andererseits, her.
Gier nach mehr und Angst davor mehr zu investieren.
Wissen.
Das war es was sie schon immer gewollt hatte.
Während der Schule, des Studiums und während jeder Minute ihrer Arbeit.
Wissen war das, was sie immer gesucht hatte.
Egal, wie oft sie es fand, immer wieder loderte die Flamme des Wissendurstes in ihr erneut auf.
Verzehrte sie fast.
Und noch während sie auf dem Weg nach Blaubach war, war ihr unterbewusst schon klar, dass dieser Wissensdurst unstillbar war und sie sich ihrer Leidenschaft ergeben würde.
Sie würde lesen.
Natürlich würde sie das.
015
Es war Ellie nicht gegeben sofort ihren Durst nach Wissen zu stillen.
Bei ihrer Ankunft in Blaubach fand sie einen aufgeregten Kollegen, der noch blinzelnd und sich die Augen reibend auf den obersten Stufen ihres so zufällig entdeckten Zugangs saß.
Ursprünglich wollte sie gleich zu ihrem Konservatorium durchstarten um sich mit Lesematerial einzudecken.
Denn der nächste Punkt auf ihrem Plan war entweder eine Ausrede, um nicht das Abendessen mit Gerd einzunehmen, oder dieses so kurz wie möglich zu halten.
Die Fahrt von Köln hierher hatte ihr genug Zeit gegeben, um den Plan unterbewusst auszufeilen.
Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte: Die Entscheidung darüber, ob sie weiterlesen würde oder nicht, stand nie wirklich im Raum.
Das war wohl eher so eine Art psychischer Selbstbetrug, um sich eine Entscheidungsfreiheit vorzugaukeln.
„Hey, G. Was ist mit Dir los?“, erkundigte sich Ellie besorgt.
„Mir brennen die Augen und der Schädel brummt. Hab wohl zu lange unten gelesen und gegrübelt.“
Gerd blickte auf zu ihr und meinte „Über 700 Tote in vier Jahren in so einem Kaff? Ohne Geburtstote? Das ist doch völlig unnormal, oder?“
„Nun ja, in Zeiten der Pestwelle ...“, wollte Ellie ansetzen, aber Gerd unterbrach sie sogleich.
„Und über 500 Auferstandene?“
Ellie schluckte und sah ihn überrascht an. Das waren Zahlen, die in Zeiten der geringen Bevölkerungsdichte des Mittelalters geradezu gigantisch gewesen sein mussten.
„Fünfhundert.... wow. Das ist verdammt viel.“ murmelte sie mit gesenktem Blick.
„Wenn das alles so stimmt, was da steht.“ stellte sie in Zweifel, auch wenn alles in ihr das Gegenteil schrie.
„Und es gibt Schwankungen, die periodisch scheinen. Die Zahl der Todesfälle steigt bis zum Sommer an und fällt in den Wintermonaten ab auf fast null.“
„Ja, das mit den Unterschieden von Sommer zu Winter ist bekannt.“, merkte sie an.
„Scheinbar vermehren sich die Bakterien nicht so schnell im Winter, bzw. schiebt man die geringere Verbreitungsrate auf die verminderte Vermehrung der übertragenden Wirtstiere. Also der Ratten.
Im Frühjahr und Sommer steigt das dann wieder an. Teilweise dramatisch.“
„Nur geht es hierbei ja nicht um Pestbakterien, Ellie.“, erinnerte Gerd sie.
„Ja, das tut es in der Tat nicht in dem Buch“
Ellies Blick schweifte ins Leere und sie stocherte mehr lustlos als hungrig in ihrem Essen herum.
Gerd bemerkte das und räumte mit einem Scherz ein, dass er nun noch dem einen oder anderen Bierglas auf den Grund schauen wolle und sich deshalb jetzt entfernen würde.
Ellie war im Grunde froh darüber nicht erklären zu müssen, warum sie so zeitig auf ihr Zimmer wollte.
Sie wollte jemand anderes treffen. Amadeus.
Und als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, flogen fast zeitgleich Handtasche und Schuhe in die selbe Ecke und sie tippelte zu
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