Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
drei alten Kläffer, die uns der Vogt hinterließ, haben wir schon längst im Topf gehabt.
Nein, wir haben keine Hunde mehr. Keine Hühner, Gänse, Enten, kein Tier mehr, was sich zu kochen lohnt.‘
Wir Unedlen wollten, wie wir es gewohnt waren, den Weg in die unteren Kammern einschlagen, als die Freiin sich umdrehte und uns hieß, mit ihr zu kommen.
Und so sahen wir denn auch die Gemächer der Herrschaften einmal aus der Nähe.
Wir bekamen aus der Küche Obst und eine alte Hühnerbrühe, die zwar dünn, aber dennoch warm war und nur noch wenig nahrhaft zu sein schien. Wer weiß, wie oft Bärbel die Suppe schon verdünnt hatte?
Erschöpft, dankbar für das Essen, das Dach über dem Kopf und den Graben um uns herum, sanken wir sitzend und stehend in Schlaf. Einzig die Herrin lag zu Bette und konnte nicht recht schlafen, da sie von Albträumen geplagt wurde.“
Ellie blickte auf, rieb sich die Augen und dachte kurz darüber nach, ob dies nicht ein guter Zeitpunkt sei, eine Pause zu machen und endlich einmal das Bad zu besuchen.
Sie entschied sich dafür, dass es keine so gute Idee sei. Sie wollte weiter lesen. Immer weiter.
Sie leckte abwesend über ihre Oberlippe, scherte sich nicht um den Kupfergeschmack in ihrem Mund, oder das Knurren ihres Magens und las einfach weiter.
„Leonhardt war am längsten wach von den anderen. Trotz der Anstrengungen an der Motte, oder des Tragens der Edlen, hielt er noch lange Ausschau ins Dunkel.
Als ihm dann endlich im Sitzen am Fenster die Augen zufielen war ich der letzte, der noch Wache hielt, wenn man es so nennen mag.
Denn eigentlich war ich nur wach und hing meinen Gedanken nach, ohne sonderlich darauf Acht zu geben was draußen passierte.
Ich glaube zwar nicht, dass mir aufgefallen wäre, wie sich die Toten um uns herum anschlichen. Wie sie sich sammelten und uns förmlich belagerten. Ihr Stöhnen, dass ich bei Sinnen natürlich sofort vernommen hätte, hätte sie verraten müssen.
Doch ich war in Gedanken. Bei den Italienern und dem was sie mir verraten hatten.
Ich war bei Hanna, die ich zurückgelassen hatte und Franziskus, der so ein elendes Ende erlitten hatte. Mir fehlte mein grauer Gefährte, dessen Leben meines gerettet hatte. Wie wohl auch bei Hanna.
Ich vernahm weder das Schlurfen der Füße auf dem Kies vor dem Haus, noch das Stöhnen vor den Fenstern.
Erst als die ersten Sonnenstrahlen auf der Rückseite des Hauses durch die Fenster schienen, meinte ich Geräusche zu hören.
Ich ging auf die westliche Seite des Herrenhauses und verspürte augenblicklich eine Übelkeit wie ich sie bis dahin nicht gekannt hatte.
Soweit ich sehen konnte stolperten Untote einher. Der ganze Zwinger 23 war voll von ihnen.
Langsam wankten sie auf die Burg zu und der Graben schien sie in keiner Weise aufzuhalten.
Sie rutschten zwar den Steilhang hinab und fielen ins Wasser, kamen aber einfach auf der anderen Seite wieder hinaus.
Einer dieser Wiederkehrer rutschte immer wieder hinab, aber begann jedes Mal erneut damit, hinaufzuklettern.
Seine triefenden Stoffe nässten den Boden derart ein, dass er matschig und rutschig war und der Untote spätestens kurz vor dem Ende des Aufstieges wieder hinab rutschen musste, aber er ließ nicht nach in seinen Bemühungen.
Andere wankten einfach über die hölzerne Brücke, die zur Feste führte.
Und wieder andere stolperten in Richtung des Rheines, der hinter der Burg entlang floss.
Ich ließ meinen Blick über die offene Fläche schweifen und stellte das Zählen nach über fünf Dutzend ein.
Ich musste Leon wecken. Unverzüglich.
Der reagierte zwar sehr wirsch auf meinen Weckversuch, war aber, nachdem ich ihm in kurzen Worten mitteilte was ich gesehen hatte, sofort hellwach.
Er ging an eines der Westfenster und schaute nach draußen. Ungläubig starrte er das düstere Bild an, das sich ihm bot.
Der Nebel, der sich über die Felder und den Rhein gelegt hatte ließ das Bild noch bedrohlicher wirken, als es ohnehin schon war.
Leonhardt hieb sich vor die Stirn.
‚Das Tor! Verdammt, wir haben vergessen das Tor zu schließen!‘
Er weckte sofort die anderen Recken und seinen Bruder ebenso. Und so standen wir zu sechst an den Fenstern und hielten Ausschau.
Wir berieten uns und wägten ab, ob denn wohl ein Ausbruch möglich sei, mit so wenigen Kämpfern.
Wir kamen zu dem Schluss, dass wir nicht sofort würden weiterziehen können.
Einerseits, weil die Zahl der Untoten, die nur auf ihre nächste Mahlzeit lauerten schon jetzt zu groß war, um
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