Der sexhungrige Werwolf!
blickte in Rafaels angstverzerrtes Gesicht.
Zum ersten Mal in seinem Leben sah Luca diesen Ausdruck wahrhaftiger Angst auf dem Gesicht eines anderen Menschen.
Das war auch das Letzte, das er in seinem Leben sah. Nochmals quoll ein starker Schwall Blut aus seinem Bauch, dann kippte er tot auf den Waldboden.
Die beiden Mädchen kreischten vor Panik und Furcht. Mit aufgerissenen Augen starrten sie auf den toten Luca. Aus dem aufgeschlitzten Bauch drückten sich seine Innereien. Auf dem Waldboden sammelte sich eine große Pfütze Blut.
„Rafael, hast du eine Ahnung, was..“
Doch weiter kam Carolin nicht.
Denn plötzlich lag Stille über dem Wald, bedrückende Stille!
Sie wurde eingeleitet von einem grausamen Fauchen, das leise und doch laut zugleich war.
Rafael, Carolin und Amelie wandten sich gleichzeitig um und starrten furchtsam in den Wald.
Zwischen den Bäumen kauerten zwei unheimliche Wesen.
Bösartige, stechende Augen in großen Wolfsschädeln beobachteten die Drei vor Angst zitternden Freunde.
„Was zur Hölle?“, schrie Rafael von Grauen erfasst.
Dann packte sie die blanke, eiserne Panik. Sie rannten und rannten so schnell wie ihre Beine sie trugen.
Jeder der Drei in eine andere Richtung, aber alle in den dunklen Wald.
Lauf, ermahnte sich Rafael. Um Himmels Willen, lauf!
Es war direkt hinter ihm, eine Bestie verfolgte ihn, den Hügel hinauf und hinab. Durch den dichten Nebel, zwischen Stämmen rennend, unter Ästen durch.
Was immer es war, das Monstrum kam immer näher.
Er hatte die Orientierung verloren, hatte sich verloren in einem Wahn aus Alptraum und Panik, aus Schrecken und aus Qualen.
Während er lief, hörte er neben sich Amelie schreien. Er konnte in seiner Flucht erkennen, dass sie plötzlich zu Boden fiel und verstummte.
Einer weniger. Nur noch er und Carolin lebten und rannten durch den dunklen Wald.
Wie lange werden wir laufen können, bei Gott, wie lange?
Er schnaufte. Alles schmerzte. Panik durchzuckte seinen Körper. Es war noch immer dunkel. Er blieb kurz stehen, um eine Pause zu machen.
Genau in dem Moment erkannte er grüne, stechende Augen vor sich. Dann traf ihn ein harter Schlag auf den Kopf und alles wurde dunkel.
Als Rafael wieder erwachte, lag er auf der Lichtung neben ihrem Zelt. Der Waldboden fühlte sich kühl und feucht an.
Merkwürdige Geräusche hatten ihn geweckt. Er blinzelte vorsichtig zwischen seinen Augenlidern hervor.
Der Anblick den er sah, ließ seinen Körper und Geist erstarren. Hätte ich nur besser nie meine Augen geöffnet, dachte er entsetzt.
Als erstes sah er neben sich Carolin, die Freundin von Luca liegen. Sie atmete ganz flach und leise, stöhnte zwischendurch.
Dann blickte er in die Mitte der Lichtung neben die Feuerstelle.
Zwei kräftige Werwölfe zerrten und zerfleischten Fleischklumpen.
Der Atem stockte ihm, eine Gänsehaut fuhr über seinen Körper. Seine Augen weiteten sich und sein Herz begann schnell und unregelmäßig zu schlagen.
Bei den beiden Fleischklumpen handelte es sich um Luca und seine Freundin Amelie. Schnell schloss er wieder seine Augen, er wollte das nicht mehr sehen. Aber er musste es hören, wie Knochen zerbrachen, wie Fleisch aus dem Körper gerissen wurde. Er hörte das Fauchen, das Knurren und das Fressen der beiden Bestien.
Rafael wollte nie mehr seine Augen öffnen, nie mehr erwachen.
Dann wurde er sanft auf die Schulter getippt.
„Junger Mann, sie können ihre Augen öffnen.“
Eine menschliche Stimme.
Ich bin gerettet, dachte er glückselig.
Es sind Menschen gekommen und haben die Monster verjagt.
Schnell öffnete er seine Augen und sah einen schlanken Mann mit stechenden Augen. Ein langer Ledermantel bedeckte seinen Körper, die Haare waren zu einem Pferdeschwanz hinter dem Kopf zusammengebunden. Direkt neben ihm stand ein wunderschönes Mädchen mit langen, tiefschwarzen Haaren.
Mit glänzenden, grünen Augen blickte die Frau neugierig auf Rafael herunter. Dann sprach sie in einer unheimlichen Stimme:
„Ich bin satt. Nehmen wir unser Essen mit auf das Schloss und spielen etwas damit.“
„Sehr gerne, meine Liebe“, antwortete der seltsame Mann und beugte sich zu Rafael herunter. Er holte aus und traf mit seiner Faust den liegenden Jungen hart an der Stirn.
Rafael versank in tiefe Dunkelheit.
11
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Als Rafael erwachte und seine Augen öffnete, lag er in einem engen Eisenkäfig.
Er befand sich in einem düsteren Gewölbekeller mit einer Größe von etwa zehn Metern in der
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