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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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ein flatternder Schmetterling in ihr hoch. Er hatte sie so leidenschaftlich geküsst, dass sie bei der Erinnerung daran immer noch leicht bebte. So in ihren Tagträumen versunken, bemerkte Emily das schmale alte Blatt nicht, welches sich lautlos aus dem Bücherstapel löste und in einem schwungvollen Bogen unter dem Heizungskörper am Fenster liegen blieb. Emily legte die Bücher wieder auf dem Fensterbrett ab. Dann griff sie nach ihrem Handy, wählte Annas Nummer und verließ, ohne einen weiteren Blick zurück auf das Schlafzimmerfenster zu werfen, den Raum.
     
     
    ...
     
     
    Mittlerweile wusste Peter, wo er sich befand. Gut, er wusste nicht genau an welchem Ort, aber er hatte herausgefunden, dass er im Kofferraum eines Autos lag. Das erklärte die unerträgliche Hitze, die stickige sauerstoffarme Luft und den schwachen Lichtstrahl, der ihm tagsüber zumindest ein wenig das Gefühl gab, noch am Leben zu sein. Er wusste nicht mehr, wie viele Tage er schon eingesperrt war. In schier ewig dauernden Zeitabständen öffnete sich der Deckel des Kofferraumes und brutale Hände rissen ihm seinen Knebel aus dem Mund und steckten einen Schlauch, so dick wie ein Strohhalm, tief in seinen Hals. Die Flüssigkeit, die anschließend in seinen Magen gepumpt wurde, hielt ihn am Leben. Peter vermutete, dass es sich um Astronautennahrung oder Ähnliches handelte. Jedenfalls hatte er jedes Mal nach dieser Prozedur stunden- oder vielleicht sogar tagelang weder Durst noch Hunger. Auch für seine anderen menschlichen Bedürfnisse hatte sein Kidnapper gesorgt. Ein Urinsammelbeutel mit einem Katheter in seinem Unterleib diente dazu, dass er sich nicht in seinem eigenen Harn suhlen musste. Auch an seinem After befand sich ein aufgeklebtes Plastiksäckchen, das dafür sorgte, dass er nicht in seinen eigenen Exkrementen lag.
    Wie rücksichtsvoll!, dachte Peter und versuchte, sich unter Schmerzen ein wenig zu drehen. Durch die Hitze war seine Haut aufgequollen und von dem rauen Belag, auf dem er lag, wundgescheuert. Es war zwecklos, er konnte sich nur millimeterweise bewegen. Draußen ertönte ein dumpfes quietschendes Geräusch. Peter hielt inne und lauschte. Lange hatte er sich nicht erklären können, woher dieses Geräusch stammte. Mittlerweile ahnte er es. Er wusste, was nun kam. Das quietschende Geräusch kam näher und hielt direkt über ihm an. Mit einem dumpfen Aufprall wurde der Wagen zuerst in den Boden gedrückt und dann gab es einen weiteren Ruck. Das Auto begann zunächst nach rechts und links und dann in alle möglichen Richtungen zu pendeln. Die ersten Male konnte er sich das überhaupt nicht erklären, doch dann begriff er, dass das Auto frei in der Luft schwebte.
    In der Ferne konnte er wieder das dumpfe und quietschende Dröhnen wahrnehmen. Metall schürfte auf Metall. Eisen, Rost und Stahl wurden ineinander gepresst und jedes Mal, nachdem das Auto durch die Luft bewegt wurde, kam dieses Dröhnen bedenklich näher. Wie ein wütendes Monster hörte sich das Ding an, was nach Peters Vermutung eine Schrottpresse sein musste. Es war aus seiner Sicht die einzig logische Erklärung. Autos wurden verschrottet, der Platz wurde frei und das Auto in dem er sich befand, wurde von einem Kran in die Luft gehoben und rückte unaufhaltsam näher an das Monstrum heran. Würde so sein Ende aussehen? Zerquetscht wie eine winzige Mücke zwischen den Fingern eines Stahlmonsters?
    Wütend sammelte er seine letzten Kräfte und stieß mit aller Gewalt mit den Knien gegen die Kofferraumklappe.
    Einmal, zweimal. Nichts.
    Er spürte nur das dumpfe schmerzvolle Pochen vom Aufprall seiner nackten Haut auf das harte Metall. Mehr hatte er nicht erreicht. Er versuchte es noch einmal.
    Knack.
    Peter traute seinen Ohren nicht. Hatte die Klappe nachgegeben? Er stieß erneut dagegen. Tatsächlich! Mit einem lauten Quietschen öffnete sich der Kofferraum. Grelles Licht traf seine Augen wie ein spitzer Dolch und der stechende Schmerz ließ ihn erstarren. Er verharrte mehrere Sekunden. Danach hatten sich seine Augen zwar immer noch nicht an das Licht gewöhnt, aber seine Lungen sogen dafür gierig die frische Luft ein, die in den geöffneten Kofferraum strömte. Ein undefinierbarer Laut drang aus seiner Kehle, als er seine Lungen immer weiter mit Sauerstoff füllte. Blind tastete er den Rand des Kofferraums ab. Seine Hände waren mit Handschellen gefesselt und von der langen Bewegungslosigkeit in der Hitze ungelenkig und grobmotorisch. Es kostete ihn zu viel

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