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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Schattengestalt näherte. Oh Gott! Sie hatten ihn entdeckt. Panik übermannte ihn und Wernhart presste sich mit aller Kraft in den Schatten der Häuserwände. Hektisch tastete er nach seinem Dolch, welcher sich unter seinem Wams verbarg.
    Die Gestalt näherte sich und flackernder Kerzenschein erhellte die Gasse um sie herum. Wieso hatte sie Licht? Es war eine Laterne! Erlöst atmete Wernhart auf. Es war nur Bechtholt, der Nachtwächter. Im selben Augenblick bog dieser in eine Seitengasse ab. Er hatte ihn nicht gesehen. Wernhart lief weiter, schneller jetzt, aber immer noch im Schatten verbleibend. Nur noch wenige Meter war er vom Haus des Bruderältesten der St. Sebastianus-Bruderschaft entfernt. Was würde ihn dort erwarten? Stille. Es war dunkel und mucksmäuschenstill. Nicht einmal der Nachtwind schien diese schwere Stille mit Säuseln durchdringen zu können. Ein schwerer schwarzer Mantel der Ruhe hatte sich über Huppertz` Haus gelegt. Alles, was Wernhart hören konnte, waren sein hektischer Atem und sein laut klopfendes Herz.
    Wernhart schlich weiter an die Hauswand heran und hockte sich dann direkt unter ein Fenster. Eine Weile würde er hier ausharren. Vielleicht konnte er doch noch irgendetwas entdecken.
    Er wartete ab, bis seine Glieder so steif waren, dass sie schmerzten. Nichts war passiert. Es war dunkel und still. Wernhart erhob sich langsam. Das Blut begann wieder durch seine Beine zu fließen und seine Fußsohlen fühlten sich dabei an, als würden tausende Nadeln hineinstechen. Er wartete ab, bis das Blut wieder gleichmäßig durch ihn hindurchfloss und er sich ohne Schmerzen bewegen konnte. Dann tastete er das Fenster ab. Es war nicht verschlossen und ließ sich geräuschlos öffnen. Wernhart starrte in die schwarze Stube hinein. Es herrschte immer noch vollkommene Stille. Mit einem geschmeidigen Sprung hievte er sich über das Fensterbrett und landete lautlos in Huppertz` Haus. Er duckte sich ab und verharrte einen Moment regungslos. Niemand schien sein Eindringen bemerkt zu haben. Blind tastete er sich durch die Stube. Wo könnte Huppertz die Schlüsselkette ablegen? Im Schlafgemach! Wo sonst? Wernhart stöhnte innerlich auf. Sollte er es wirklich wagen, die ganze Treppe hinaufzusteigen, um sich dann in Huppertz` Schlafgemach zu schleichen? Was, wenn er aufwachte?
    Ohne weiter nachzudenken, schlich Wernhart die Stufen hinauf. Er schaffte es geräuschlos. Als er oben angekommen war, wurde es heller um ihn herum. Silbriges Mondlicht schien in die oberen Zimmer hinein und verlieh den Räumen einen kalten Hauch. Wernharts Augen begannen langsam die Umrisse der verschiedenen Möbelstücke wahrzunehmen. Er befand sich in einer kleinen Stube, in der nicht viel mehr als ein Schrank und ein Holzstuhl standen. Über dem Stuhl hing schwarzer Stoff, vor dem Schrank standen klobige Holzschuhe. Wernhart drehte sich um und stieß dabei gegen einen Bottich mit Wasser. Der Eimer schwankte, fiel jedoch nicht um. Nur das Wasser schwappte klatschend von einem Rand zum anderen. Hoffentlich hörte das niemand! Wernhart blieb vor Schreck die Luft weg. Für einen Moment war er wie zu einer Salzsäule erstarrt. Er blickte nach unten. Direkt neben dem Wasserbottich stand ein weiteres Gefäß. Etwas glitzerte. Wernhart beugte sich vorsichtig hinunter und konnte goldene Münzen erkennen. Einen ganzen Eimer voll! Wernhart ergriff einen Taler und betrachtete ihn genauer. Das waren echte Goldgulden. Woher hatte Huppertz soviel Geld? Leise legte er den Gulden wieder auf den Haufen zurück. Aus dem Raum hinter ihm kamen knarrende Geräusche, die kurz daraufhin wieder verschwanden. War Huppertz aufgewacht? Wernhart stellte sich neben die Tür und lugte in den Spalt hinein.
    Der Mond schien hier noch heller und so konnte er deutlich den schlafenden Brudermeister und seine Frau erkennen. Ein leises Schnarchen ließ das Leinentuch, welches zur Hälfte Huppertz` Gesicht bedeckte, langsam auf und ab fliegen. Ansonsten rührte sich nichts. Wernhart war vor Angst ganz flau im Magen, aber jetzt war er so weit gekommen, dass er die Sache unbedingt zu Ende bringen wollte. Auf Zehenspitzen schlich er dicht an das Bett heran und sein Puls schlug schneller, als er die Kette mit dem silbernen Schlüssel daran gleich neben Huppertz` Bett entdeckte. Fast geschafft! Mit zitternden Händen griff Wernhart nach der Kette. Klong! Die Kette war länger, als er vermutet hatte und mit einem leisen Knall schlug der Schlüssel auf der Holzplatte auf. Oh

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