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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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wenn er sie ansah, wusste er, warum man vom schwachen Geschlecht sprach! Sie wollten wie Männer sein, alle ihre Privilegien genießen, doch konnten sie längst nicht dasselbe aushalten. Alleine diese Tatsache war für ihn schon Sünde genug! Er schlug die Bibel auf und begann leise zu lesen:
    „Eine Frau soll sich still und in aller Unterordnung belehren lassen. Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot. Sie wird aber dadurch gerettet werden, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie in Glaube, Liebe und Heiligkeit ein besonnenes Leben führt.“
    Diese Worte stammten aus dem ersten Timotheus Brief. Wütend schlug er die Bibel zu. Sie bereitete ihm viel mehr Arbeit als die Männer. Er musste ihr Erbrochenes fortschaffen, wenn er sie noch ein paar Tage am Leben erhalten wollte. Er stand auf und schlug wütend mit der nackten Faust gegen die Wand. Er hatte so heftig zugeschlagen, dass ein roter Blutfleck an der Stelle, an der seine Faust auf die Wand niedergesaust war, zurückblieb. Das würde sie noch bereuen, diese Sünderin! Immer noch wütend schaltete er die Monitore aus und verließ den Raum.
     
     
    ...
     
     
    Die Spurensicherung hatte auf der Suche nach DNA-Spuren die Wohnung des vermissten Markus Heilkamp komplett auf den Kopf gestellt. Sie befanden sich auf einem kleinen Bauernhof an der Stürzelberger Straße am Ortsausgang der Stadt Zons. Im Badezimmer und in der Küche wurden Unmengen an möglichem genetischen Material sichergestellt, welches jetzt verpackt in großen Plastiktüten gesammelt wurde. Auf dem Kopfkissen im Schlafzimmer konnten Kopfhaare des Vermissten gefunden werden. Der Forensiker hatte sie vorsichtig mit einer silberfarbenen Pinzette vom Kopfkissen entfernt. Er sah dabei aus, wie ein Marsmännchen. Eingehüllt in einen schneeweißen Anzug mit einer ebenso weißen Kopfbedeckung. Die Überschuhe, die sie alle anhatten, verliehen jedem von ihnen einen absurden plüschigen Anblick und sie raschelten laut bei jedem Schritt, den sie taten.
    Oliver hasste diese aus weißem Plastik bestehenden Überschuhe. Sie erinnerten ihn an einen Operationssaal im Krankenhaus, in dem stets auf absolute Sterilität achtgegeben werden musste. Er blickte sich in der Wohnung von Markus Heilkamp um. Nichts deutete auf ein Gewaltverbrechen hin. Sie hatten keine Koffer vorgefunden und im Kleiderschrank konnten sie ein paar Lücken entdecken. Natürlich waren es vorerst nur Mutmaßungen, aber Oliver glaubte, dass ein paar Hemden und Hosen nicht an ihrem Platz lagen oder hingen. Es sah ganz so aus, als hätte Markus Heilkamp sich auf Reisen begeben.
    Oliver blickte aus dem Fenster. Er sah ein riesiges Gerstenfeld vor sich, dessen Ähren sich sachte im Wind hin und her bewegten. Ein paar große alte Weidenbäume säumten den Rand des Feldes und luden geradezu zu einem gemütlichen Picknick ein. Wie gerne würde Oliver an einem so idyllischen Ort leben. Er fragte sich, wie man so einen Ort nur freiwillig verlassen konnte. Ob es Emily hier auch gefallen würde? Erstaunt stellte Oliver fest, dass er sich ein Leben mit ihr an seiner Seite vorstellen könnte. Das hatte er noch nie für eine Frau empfunden. Schon sah er sich mit ihr unter dem dicken Weidenbaum sitzen, wie sie vergnügt eine Flasche Rotwein tranken. Unwillkürlich musste Oliver lächeln.
    „Was hast du denn für schöne Tagträume!“, raunzte Klaus ihn von der Seite an und holte ihn jäh aus seiner Fantasie zurück. Oliver hatte ihn gar nicht bemerkt. Er musste schon eine ganze Weile neben ihm gestanden haben. Olivers Handy klingelte. Der Name seiner Mutter erschien im Display. Wie immer hatte sie sich einen unpassenden Moment ausgesucht.
    „Hallo Mama, wie geht es dir?“
    „Das Fenster ist wieder repariert, aber die Polizei hat das Ermittlungsverfahren eingestellt. Stell dir vor, sie haben es als geringfügig bezeichnet. Wie kann ein eingeschlagenes Kellerfenster harmlos sein? Vielleicht wollte mich jemand umbringen!“
    „Mama, jetzt beruhige dich. Ich rede noch einmal mit den Kollegen, damit du ganz sicher sein kannst, dass dir nichts zustößt.“
    „Kommst du denn am Wochenende nach Hause, mein Junge?“
    Oliver kratzte sich verlegen am Kopf. Das passte ihm gar nicht. Er wollte das Wochenende unbedingt mit Emily verbringen. Er

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