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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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zögerte mit einer Antwort.
    „Was ist los mit dir, mein Junge? Willst du mich denn nicht besuchen kommen?“
    „Nein, ich meine: ja“, Oliver lief rot an und versuchte es dann mit einer kleinen Notlüge.
    „Wir haben ein Seminar von der Polizeiakademie am Wochenende. Ich befürchte, wir müssen das auf ein anderes Mal verschieben.“
    Die Stimme seiner Mutter klang enttäuscht. In ihr schwang jedoch deutlich mit, dass sie ihm nicht glaubte.
    „Gut, mein Junge. Aber nächstes Wochenende musst du kommen. Ich möchte sehen, dass mit dir alles in Ordnung ist.“
    In Wirklichkeit möchtest du doch nur nicht alleine sein, dachte Oliver, verkniff sich diese Worte jedoch. Er konnte sie gut verstehen. Sie war einsam und er war alles, was ihr nach dem Tod seines Vaters geblieben war. Oliver hatte ein schlechtes Gewissen, dass er sie so einfach weggeschoben hatte, aber er musste sein eigenes Leben führen und das bestand zurzeit im Wesentlichen aus Emily.
    Sein Handy klingelte erneut. Diesmal war es die Polizeiwache in Neuss.
    „Guten Tag, Herr Bergmann, ich habe hier einen jungen Mann vor mir stehen, der auf einem Parkplatz an der Edisonstraße in der Nähe der Landstraße B9 bei St. Peter Knochenreste gefunden hat. Ich dachte, ich gebe Ihnen sofort Bescheid.“
     
     
    ...
     
     
    Emily und Anna standen zusammen vor dem Kreisarchiv Neuss, welches sich in der Schlossstraße 1 inmitten von Zons befand. Direkt gegenüber lag die Touristeninformation, untergebracht in einem kleinen alten Häuschen. Dort sammelte sich gerade eine Gruppe von Besuchern, die an einer der Stadtführungen teilnehmen wollten.
    Emily und Anna traten in das Kreisarchiv ein und sahen einen eilig hin und her huschenden Archivar, Dietrich Hellenbruch, der offenbar damit beschäftigt war, seine Sachen zu packen. Dafür, dass er das linke Bein nachzog und humpelte, bewegte er sich erstaunlich schnell. Zuletzt ergriff der Archivar seinen Autoschlüssel und wollte an den beiden Freundinnen vorbei hinaus ins Freie treten.
    „Entschuldigen Sie bitte, wir brauchen Ihre Hilfe.“
    Der Archivar blieb stehen und sah die beiden an. In seiner Aufregung hatte er sie gar nicht bemerkt. Verdammt, er wollte zu McDonalds. Die Schicht von seiner Marie begann in einer viertel Stunde und er wollte unbedingt der Erste sein, der sie heute zu Gesicht bekam. Die beiden jungen Dinger hier konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Er betrachtete sie näher. Die kleine Italienerin, die er zuletzt im Winter gesehen hatte, gefiel ihm immer noch sehr gut, wenngleich sie mit Marie natürlich nicht mithalten konnte. Sollte er sie einfach stehen lassen und sie bitten, in zwei Stunden noch einmal wiederzukommen? Nein, er wollte keinen Ärger mit seinem Chef. Marie würde warten müssen. Er seufzte unzufrieden und ließ seine Tasche auf den Tresen fallen.
    „Ich habe nicht viel Zeit meine Damen! Außerdem erinnere ich mich sehr gut an Sie beide. Über den Puzzlemörder kann ich Ihnen nicht mehr sagen und übrigens ist Ihre Reportage doch bereits veröffentlicht, junge Dame!“
    Er blickte Emily tief in die Augen. Sie schrak zurück, wie jedes Mal, wenn sie ihn traf. Seine Marie würde ihn nie so anblicken. Er schob seine dicke Hornbrille den Nasenrücken hinauf und setzte ein Grinsen auf.
    „Wir suchen Informationen zu den nächsten Mordfällen, die Bastian Mühlenberg untersucht hat. Nach meinen Informationen hat im Sommer 1496 erneut ein Serienmörder sein Unwesen in Zons getrieben.“
    „Ach, Sie meinen den Verrückten, der den Sündern mit einer Sichel den Garaus gemacht hat? Ich kann Ihnen sagen, dass dies ganz besonders düstere Tage im alten Zons waren. Jeder hatte Angst, vom Sichelmörder erwischt zu werden. Ob Männer oder Frauen, er war nicht wählerisch! Nur die Kinder hatte er verschont, weil sie nach seiner Auffassung unschuldig waren. Aber lesen Sie das am besten selbst. Ich habe heute nicht viel Zeit, wissen Sie“, er schaute demonstrativ auf seine Uhr. “Dringende Termine, die nicht ewig auf mich warten werden.“
    Mit diesen Worten drehte er sich um und lief zum hinteren Raum des Archivs. Emily erinnerte sich noch gut an diesen Raum. Er war viel größer, als man zunächst vermutete und es standen Unmengen an riesigen verstaubten Regalen dort drin. Eine Gänsehaut befiel sie, als sie sich daran erinnerte, wie sie alleine mit dem Archivar dort drinnen stand und die dicke Tür mit einem lauten Knall ins Schloss gefallen war. Sie hatte damals einen Riesenschrecken

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