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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Todsünde, mit dem Kauf eines Ablassbriefes dem Fegefeuer entrinnen zu wollen. Ein Narr, wer glaubte, dass Gott sich kaufen ließ!
    Er erinnerte sich deutlich an den Besuch des Ablasspredigers Johann Tetzel vor etlichen Jahren. Seit diesem Zeitpunkt hatte er ihn glücklicherweise nie wieder getroffen. Aber er sah den hochmütigen Tetzel noch heute vor sich, wie er seine Ablasspredigt hielt und sich dabei in seiner maßlosen Selbstgefälligkeit sonnte. Das war reine Blasphemie. Doch der Abt Ludwig von Monheim war begeistert von Tetzels Predigt gewesen. Nie würde er den Schmerz vergessen, der durch sein Herz fuhr, als der Abt dem jungen Johann Tetzel anschließend anerkennend auf die Schulter klopfte. Wie er ganz rot im Gesicht wurde, als er die vielen Gulden sah, die Tetzel mit dem Verkauf der Ablassbriefe an einem einzigen Tag einnahm. Auch wenn anschließend das Kloster von dem vielen Geld wieder zu neuem Leben erwachte, hätte es sicher einen segensreicheren Weg gegeben, das Überleben zu sichern.
    Er dachte an die letzte Nacht. Gut, wenn er es recht bedachte, waren die beiden Weiber nicht halb so schlimm, wie dieser Hurensohn Johann Tetzel. Aber trotzdem hatten sie gesündigt und mussten bestraft werden. Es war nicht falsch gewesen, dass er es genossen hatte, die beiden Sünderinnen gemeinsam zu läutern. Bist du dir sicher? Eine zweifelnde Stimme meldete sich in seinem Inneren. Doch er wollte sie nicht hören. Wenn es falsch gewesen wäre, hätte Gott mich mit Schmerzen gestraft. Aber das hat er nicht! Aber du hast es doch genossen, die beiden Weibsbilder leiden zu sehen? Die Stimme wollte einfach nicht aufhören, ihn zu ärgern. Natürlich hatte er es genossen. Was war falsch daran, sich zu erfreuen, wenn man Gottes Werk tat? Aber es hat dir nicht nur auf diese Weise gefallen? Die Stimme nervte ihn weiter. Er hatte es nicht gewollt. Zumindest nicht geplant. Aber das harte Ding zwischen seinen Beinen erinnerte ihn nur allzu deutlich an die Wollust, die er empfunden hatte, als er mit seiner Peitsche auf ihre nackten Brüste eingeschlagen hatte. Ihr schmerzvolles Stöhnen hatte ihn nur noch weiter angetrieben und am Ende waren die schönen Brüste zerstört. Doch das hatte er nur für einen kurzen Moment bereut. Ihn traf keine Schuld! Verunsichert schlug er schnell die Bibel auf und begann aus dem ersten Timotheus Brief zu lesen.
    „Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot.“
    Sie waren beide selbst verantwortlich für das, was geschehen war. Im Grunde konnten sie ihm dankbar sein, denn nur ihm war es zuzuschreiben, dass sie dem Fegefeuer entgingen und direkt zu Gott in den Himmel gelangten! Egal. Wütend geworden schlug er die Bibel mit einem lauten Knall zu. Es war schon spät. Die Glocke würde bald wieder erklingen. Er musste los. Der nächste Sünder sollte pünktlich in die Hölle fahren!
     
     
    ...
     
     
    In der Kirche duftete es nach frischem Weihrauch. Bastian atmete den Geruch tief ein und genoss das vertraute Gefühl, welches sich dabei in ihm ausbreitete. Bilder aus seiner Kindheit fuhren durch seinen Kopf und lächelnd erinnerte er sich daran, wie Pfarrer Johannes ihm das Lesen und Schreiben beibrachte. Deutlich sah er die kleinen Holzbuchstaben wieder vor sich, welche er auf Geheiß des Pfarrers immer wieder zu neuen Worten formte. Es war ein aufregendes Spiel gewesen und Bastian hatte es geliebt, die Worte in immer schnellerem Tempo zusammenzustellen. Noch heute spürte er den Stolz in sich aufsteigen, als er zum ersten Mal Tinte und Feder benutzen und auf echtem Papier schreiben durfte. Sein Pulsschlag beschleunigte sich sofort, denn damals hatte er wahnsinnige Angst davor gehabt, auf das Papier zu klecksen.
    Eine klobige Hand legte sich von hinten auf seine Schultern. Aus seinen Gedanken gerissen, fuhr Bastian zusammen und drehte sich um. Es war Bruder Ignatius.
    „Ich habe mit Eurem Bruder Albrecht gesprochen. Er ist von den Klosterarbeiten sehr in Anspruch genommen, aber er wird trotzdem noch in dieser Woche den kranken Heinrich aufsuchen. Ich war übrigens vorhin bei ihm. Es geht ihm viel besser.“
    „Wirklich? Das sind ja gute Neuigkeiten, die Ihr mir da überbringt“, antwortete Bastian erfreut. Er hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil er Heinrich noch nicht wieder besucht hatte. Doch jetzt breitete sich ein Gefühl der Erleichterung in Bastian aus. Er wusste doch, dass sein großer Bruder Heinrich unverwüstlich war. Seine

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