Der Sichelmoerder von Zons
Telefonats nichts mehr mithören konnte.
„Haben Sie Ärger?“, fragte Oliver.
„Nein, das war nur mein Freund“, erwiderte Frederick, während er seine Augen starr auf den Boden gesenkt hielt.
Oliver beobachtete ihn genau. Nach dem Gespräch mit einem Freund hatte das Telefonat ganz und gar nicht ausgesehen. Oliver erinnerte sich an Fredericks gehetzte Reaktion, als sein angeblicher Freund ihm eine Facebook-Nachricht gesendet hatte. Nein, ein Freund war das ganz sicher nicht. Merke dir das für später! Er würde sich die Facebook-Seite von Frederick Köppe ansehen müssen.
„Woher stammt die Gülle für den Wagen?“, fragte Oliver, obwohl er Frederick lieber über seinen Freund ausgehorcht hätte. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass er den Teilnehmer am anderen Ende der Leitung lieber noch eine Zeitlang in Sicherheit wiegen sollte. Oliver war sich ziemlich sicher, dass Frederick bei seinen Düngefahrten die Fußknochen auf dem Feld verteilt hatte. Das erklärte natürlich noch lange nicht, wer diese Knochenreste in den Gülletank entsorgt hatte. Frederick selbst wirkte mit seiner geringen geistigen Entwicklung so unselbständig, dass Oliver es ihm nicht alleine zutraute. Entweder wusste er gar nichts von den Fußknochen oder er tat es auf Anweisung eines Dritten. Dieser Jemand ist sein Freund! Oliver spürte ein aufregendes Prickeln in seinem Inneren. Dieses Prickeln hatte er immer, wenn er sich auf einer heißen Spur befand.
Frederick Köppe öffnete ein riesiges Scheunentor. Sie gingen durch die Scheune hindurch in einen weiteren Hinterhof, auf dem sich mehrere unterirdische Tanks befanden.
„Das sind die Gülletanks“, Frederick zeigte auf den ersten Tank, direkt vor ihren Füssen. „Mit dem Wagen kann ich die Gülle direkt in den Tank pumpen. Das geht ganz einfach.“
„Und wie gelangt die Gülle in den Bodentank?“
„Damit habe ich nichts zu tun. Das macht mein Onkel!“
Ob Fritz Kallenbach für die Knochenreste verantwortlich war?, fuhr es Oliver durch den Kopf.
„Sie pumpen also alles in den Tank, was sich in diesem Behälter befindet?“
„Ja.“
„Kontrollieren Sie die Gülle vorher noch einmal?“
Frederick Köppe zappelte nervös mit seinen Armen und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er weiß es , schoss es Oliver durch den Kopf! Lass dir jetzt nur nichts anmerken! Oliver setzte ein breites Lächeln auf und blickte Frederick so vertrauensvoll an, wie es ihm möglich war. Es schien zu funktionieren. Frederick entspannte sich ein wenig und antwortete schließlich:
„Nein, ich kontrolliere es nicht.“
Das war eine glatte Lüge. Oliver konnte sie förmlich riechen. Trotzdem nickte er freundlich und erwiderte:
„Da sind wir wohl ganz umsonst hierher gekommen. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Hilfe, Herr Köppe. Wir wollen Sie jetzt auch nicht mehr länger aufhalten. Den Rest kann uns sicherlich Ihr Onkel erklären. Aus formalen Gründen kommt gleich noch unser Team von der Spurensicherung vorbei. Aber das muss Sie nicht beunruhigen. Sie wissen ja, wie das mit Beamten so ist. Alles muss nach einem strengen Protokoll abgearbeitet werden.“
Oliver setzte abermals ein freundliches Lächeln auf und reichte Frederick zum Abschied die Hand. Dieser atmete erleichtert auf und verschwand dann, ohne sich noch einmal umzudrehen, vom Hof.
Oliver nahm sein Handy und wählte Hans Steuermarks Nummer.
„Wir brauchen dringend einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss. Wir glauben nun zu wissen, wie die Knochenreste entsorgt wurden und wir haben einen Tatverdächtigen!“
...
Anna blickte angestrengt auf ihr Navigationssystem. Es hatte sie jetzt zum dritten Mal im Kreis herumgeführt und sie verlor langsam die Nerven. Hektisch blickte sie auf die Uhr. Verdammt, es war schon kurz vor 19 Uhr. Sie würden zu spät kommen. Ihr IPhone klingelte. Oh Jimmy, dachte Anna, ich bin doch gleich da! Jetzt nerve mich nicht! Sie nahm ab:
„Jimmy? Ich bin sofort da. Mein Navi spielt verrückt.“
„Hier ist nicht Jimmy. Hier spricht Matthias Kronberg. Entschuldigen Sie, Frau Winterfeld, ich wollte Sie nicht stören. Ich wollte mich nur noch einmal für Ihre gute Beratung bedanken ...“
Es knackte in der Leitung.
„Hallo, Herr Kronberg, sind Sie noch da?“
Anna blickte auf die Netzanzeige ihres Handys. Sie hatte vollen Ausschlag.
„Hallo?“
„Ja, können Sie mich hören? Ich wollte mich nur kurz bedanken und Sie zu einem Essen einladen? Passt es Ihnen Ende
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