Der Sichelmoerder von Zons
gestürzt hatte und hungrig an dem Fleisch des toten Tieres herumpickte.
Olivers Blick heftete sich an den Kadaver. Was könnte das für ein Tier gewesen sein? Für ein Kaninchen wirkte es zu groß. Oliver ging näher heran. Zwar konnte er den Kadaver, der eigentlich nur noch aus dem Gerippe bestand, nicht identifizieren, aber er fragte sich verwundert, wie ein so großes Tier die hohe engmaschige Umzäunung überwunden hatte. Wie war es hier hereingekommen? Oliver lief den halben Weg am Stacheldraht entlang zurück und traute seinen Augen nicht. Der Draht war direkt an einem der Zaunpfosten aufgeschnitten. Professionell aufgeschnitten. Hätte er nicht unmittelbar davor gestanden, wäre es ihm nie aufgefallen. Mit durchsichtiger Angelsehne war der Maschendraht exakt dem Muster folgend am Pfosten festgebunden. Das nunmehr jederzeit zu öffnende und wieder zu verschließende Loch war riesig. Hier konnte man jederzeit selbst große Materialien herein- oder hinausbringen.
Er blickte sich um. Direkt hinter ihm standen veraltete Salzsäurebehälter. Oliver suchte das Gelände nach Kameras ab. Er konnte nur zwei Überwachungskameras am Eingang des Materialfriedhofs entdecken. Mit schnellen Schritten lief er zurück zu seinem Partner Klaus, der sich immer noch angeregt mit Karl Rotenburg unterhielt.
„Sind das die einzigen Kameras auf diesem Gelände?“
Rotenberg richtete seinen arroganten Blick auf Oliver. „Natürlich. Es gibt keinen weiteren Zugang zu diesem Bereich.“
Oliver führte die beiden zu der Stelle mit dem durchgeschnittenen Zaun. Rotenbergs Gesicht wurde weiß und seine Arroganz wich einer deutlich sichtbaren Bestürzung. Klaus zog plötzlich eine kleine Pinzette aus seiner Hosentasche und zupfte damit rote Stofffasern von einer Schnittstelle am Drahtzaun.
„Sieht so aus, als hätte unser Täter rote Kleidung getragen“, sagte er, während er die Fasern vorsichtig in ein kleines Plastiktütchen stopfte. „Sag mal Oliver, hatte Frederick Köppe nicht einen roten Pullover an, als wir ihn befragt haben?“
Oliver nickte. Er erinnerte sich deutlich an den altmodischen roten Strickpullover, der für diese sommerliche Jahreszeit viel zu warm war. Aber wahrscheinlich hatte Frederick Köppe in seinem Kleiderschrank keine besonders große Auswahl.
„Wir sollten ihn festnehmen. Ich denke, das reicht für einen Haftbefehl!“
Oliver schüttelte den Kopf. „Nein, dann verschrecken wir seinen Hintermann. Ich habe eine andere Idee!“
Oliver zog Klaus beiseite und flüsterte ihm ins Ohr: „Wir lassen den Zaun genauso wie er ist und postieren hier zwei Streifenpolizisten, die diesen Bereich Tag und Nacht überwachen. Dann erwischen wir ihn auf frischer Tat und wenn wir ein wenig Glück haben, kommt er nicht allein! Oder glaubst du, er kann diese großen Behälter hier ohne Hilfe rausschleppen?“ Oliver zeigte auf die alten Säuretanks und Klaus nickte ihm zu.
„Genauso machen wir es!“
...
Volltreffer, dachte Oliver. Er legte den Hörer auf und blätterte in seiner Akte. Vor ihm lagen die fünf Namen der vermissten männlichen Personen, von denen der erste gefundene Fußknochen stammen könnte. Zwar ergab die Analyse für das erste Fundstück keinen Treffer, dafür aber bezüglich der Kochen, die man auf dem zweiten Feld sichergestellt hatte.
Peter Schreiner
Markus Heilkamp
Peter Hirschauer
Dimitri Orlow
Vladimir Tereschenko
Oliver strich vier Namen von der Liste durch. Er begann mit den beiden oberen Vermissten und zog anschließend eine dicke rote Linie durch die letzten beiden Namen auf der Liste. Dann nahm er einen grünen Marker zur Hand und unterlegte den Namen Peter Hirschauer mit einer neongrünen Farbe. Peter Hirschhauer, der erfolgreiche Banker! Seine DNA passte zu einem der Knochenfunde auf dem zweiten Feld, welches sie durchsucht hatten. Endlich hatten sie eine Übereinstimmung zwischen einem Vermissten und einem der Fußknochen gefunden. Oliver hatte es die ganze Zeit geahnt. Jetzt hatten sie es schon mit zwei toten Bankern zu tun. Die Leiche von Dorothea Walser und höchstwahrscheinlich eine Weitere von Peter Hirschhauer. Sicherlich war es möglich, dass der Banker auch ohne Fuß noch lebte, aber die Wahrscheinlichkeit hierfür ging wohl gegen Null.
Oliver klickte auf seinen Internetbrowser und öffnete Facebook. In das Suchfenster gab er den Namen Frederick Köppe ein. Eine Sekunde später wurde der öffentliche Teil seines Profils angezeigt. Ein
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