Der Sichelmoerder von Zons
lächelnder Frederick mit grünen Augen und blonden Haaren blickte Oliver an. Anhand dieses Fotos wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es sich bei diesem jungen Mann um einen geistig Zurückgebliebenen handelte. Wer auch immer dieses Foto von Frederick geschossen hatte, hatte das Beste aus ihm herausgeholt.
Olivers Handy klingelte. Schnell wühlte er in seiner Hosentasche danach und stellte dann erfreut fest, dass Emilys Name auf dem Display aufleuchtete.
„Hallo meine Süße, schön deine Stimme zu hören“, säuselte Oliver leise ins Telefon. Ihre Stimme am anderen Ende der Leitung übertrug förmlich ihr Lächeln und begrüßte ihn mit einem Kuss, den sie ihm durch das Telefon zuhauchte.
„Eigentlich möchte ich dich nicht mit solchen Lappalien belästigen, aber Anna ist in Sorge und ich habe ihr versprochen, dich um Rat zu bitten. Ich weiß, dass du im Moment viel Stress hast.“
„Das macht doch nichts. Ich freue mich immer, wenn du mich von meinem Stress ablenkst. Also was gibt es?“ Oliver lächelte.
„Ein Kollege, mit dem Anna gut befreundet ist, ist letzten Freitag auf einer Kundenveranstaltung verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht. In der Bank gilt er als besessener Investmentbanker, der keinen Tag freiwillig fehlen würde. Sein Name ist Jimmy Henders. Könntest du vielleicht irgendwie herausfinden, wo er ist?“ Emily machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Du musst wissen, er ist ein Frauenheld. Ich persönlich vermute, er macht sich eine schöne Zeit. Anna hat ihn zuletzt mit einer vollbusigen Blondine an der Bar flirten sehen.“
„Gut, ich schreibe mir den Namen einmal auf“, erwiderte Oliver. „Wo hat die Kundenveranstaltung stattgefunden?“
„Im ‚Swissôtel’ in Neuss.“
Oliver notierte sich die Daten und legte auf. Er kannte das „Swissôtel“ in Neuss. Es war ein Hotel, welches in unmittelbarer Nähe des Rheinpark-Centers lag und über einen großen Konferenzbereich verfügte. Ununterbrochen fanden dort Seminare, Veranstaltungen und auch internationale Galas statt. Er legte den Notizzettel beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Facebook-Seite von Frederick Köppe. Erstaunlicherweise hatte Frederick über zweihundert Facebook-Freunde. Angestrengt blätterte er durch die vielen Kontakte. Er konnte jedoch keine Zuordnung zu den Personen auf seiner Liste finden. Fredericks Freunde bei Facebook schienen kunterbunt gemischt zu sein. Oliver stellte kaum Gemeinsamkeiten fest.
Sein Partner Klaus stürmte mit einem lauten Knall ins Büro. Er war voll beladen mit einer großen Magnettafel unter seinen Armen. Mit lautem Gepolter fiel eine Packung mit Stiften zu Boden.
„He Partner, kannst du mir mal helfen?“ Ohne weiter auf Olivers Antwort zu warten, begann Klaus die Magnettafel an die Wand zu montieren.
„Was soll das, Klaus?“ Oliver war verärgert. Während er hier die ganze Zeit im Büro schuftete und vergeblich nach einer Spur zu den Hintermännern von Frederick Köppe suchte, war Klaus offensichtlich auf einer Shoppingtour gewesen.
„Das ist unser neues Whiteboard!“ Stolz betrachtete Klaus sein Werk und nahm einen schwarzen Stift aus der Verpackung. Sorgfältig begann er nun, gerade Linien auf die Wand zu malen.
„Wozu brauchen wir ein Whiteboard?“ Oliver verlor langsam die Geduld. „Wie wäre es, wenn du mir bei den Ermittlungen behilflich wärst?“
„Das bin ich doch! Dieses Whiteboard hier wird unsere Kommunikation verbessern. Wenn wir uns intensiver austauschen, werden wir unsere Fälle viel schneller lösen. Außerdem fällt mir meistens mehr ein, wenn ich meine Gedanken visualisiere!“
Meine Güte, auf welchem Persönlichkeitsseminar bist du denn gewesen?, fuhr es Oliver durch den Kopf. Wenn er kommunizieren wollte, dann machte er seinen Mund auf. Und wenn er etwas notieren wollte, nahm er seinen Notizblock und schrieb es auf. Doch Klaus war in seiner Euphorie nicht zu bremsen. Er ignorierte Olivers Bedenken und fuhr geduldig fort, Linien auf die Tafel zu malen. Anschließend notierte er die fünf Namen der männlichen Vermissten und den Namen von Dorothea Walser.
Oliver merkte, wie die Wut unaufhaltsam in ihm hochstieg. Was hatte Klaus nur für Prioritäten? Genau diese Namen standen längst ordentlich aufgereiht auf seinem Notizzettel. Ihm wäre es lieber gewesen, Klaus hätte eine Dartscheibe gekauft, dann hätte er jetzt seinen Frust wenigstens mit spitzen Pfeilen an ihr auslassen können!
Ruckartig erhob Oliver sich
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