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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Mühlenberg wäre sicherlich froh, wenn wir das für ihn tun würden. Oder vielmehr du, Anna. Du schuldest ihm noch einen Gefallen, oder?“
    Annas Blut rauschte in den Ohren. Sie dachte nach. Emily hatte recht, immerhin wäre sie ohne die Erscheinung von Bastian Mühlenberg vor ein paar Monaten dem „Puzzlemörder der Gegenwart“ in die Hände gefallen. Andererseits war sie Bankerin. Sie glaubte nicht an Übernatürliches, sondern ausschließlich an Fakten. Und tot war tot. Gut, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie lange an ihrem Verstand gezweifelt. Im Grunde war sie sich sicher, Bastian Mühlenberg in ihrer Realität getroffen zu haben. Ein schwacher Windhauch streifte ihre Wange und Annas Nackenhärchen stellten sich sogleich auf. Was war das?
    „Also gut, nehmen wir ihn mit!“
    Entschlossen begann sie, die restlichen Felsbrocken beiseitezuschieben, um das Gerippe freizulegen. Mühsam stemmte sie sich gegen einen dickeren Stein, doch dieser rührte sich nicht vom Fleck. Emily half ihr und beide drückten mit aller Kraft dagegen. Mit einem kurzen Ruck gab der Brocken nach. Das Nächste, was passierte, nahm Anna erschrocken wie in einem Kurzfilm wahr, der in Zeitlupe ablief. Der Boden unter ihren Füßen öffnete sich. Staub und Geröll löste sich tosend von den Wänden und obwohl sie es kommen sah, konnte sie sich keinen Millimeter rühren. Statt zur Seite zu springen, versagten ihre Beine den Dienst und sie stürzte in das große schwarze Loch hinein, welches sich so plötzlich vor ihr aufgetan hatte. Sie versuchte sich mit aller Kraft an den Rändern festzukrallen, doch die Steine lösten sich und so rutschte sie mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe. Der Aufprall war heftig. Sekunden später folgte Emily, die krachend mit ihrem ganzen Gewicht auf ihr landete. Ihre Rippen knackten und Anna bekam kaum noch Luft.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Emily, die sich langsam von ihr abrollte.
    Anna wusste es noch nicht. Trotzdem nickte sie.
    „Anna?“
    Es herrschte absolute Finsternis. Emily konnte Annas Nicken nicht erkennen und so quetschte Anna sich ein heiseres „Ja“ aus der trockenen Kehle. „Ich glaube meine Rippen sind gebrochen.“ Mühsam richtete Anna sich auf. Der Druck in ihrem Brustkorb war so groß, dass sie kaum atmen konnte. Oh meine Güte, dachte sie, ich werde hier unten verrecken. Sie tastete ihre Rippen ab und spürte, wie ihre Atmung langsam immer tiefer wurde. Vielleicht war ihre Verletzung doch nicht so schlimm, wie es anfangs schien und sie würde mit ein paar Prellungen davon kommen.
    „Ich rufe Oliver an. Verdammt, wahrscheinlich hätte ich ihm vorher von unserer Expedition erzählen sollen. Er wird sauer auf mich sein“, fluchte Emily leise vor sich hin, während sie ihre Taschenlampe wieder einschaltete und nach ihrem Handy suchte. Mittlerweile bereute sie ihren Alleingang. Andererseits war Oliver zurzeit so mit der Lösung seines Kriminalfalls beschäftigt, dass er wenig Zeit hatte. Und Emily wusste, dass er sie niemals hätte gehen lassen, wenn sie ihn vorher eingeweiht hätte. Natürlich war ihr bewusst, dass es nicht ungefährlich war, alleine ein unbekanntes Labyrinth zu erforschen. Doch sie wollte unbedingt die Erste sein, die dieses unglaubliche Geheimnis ans Licht brachte. Oliver hätte die gesamte Polizeimannschaft mobilisiert und am Ende wäre die Presse aufmerksam geworden. Irgendein cleverer Journalist hätte ihre Reportage gestohlen und sie selbst, als unbedeutende Journalismus-Studentin, wäre nicht mehr zum Zuge gekommen.
    Sie betrachtete Anna, die kreidebleich neben ihr lag. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit. Du bist ganz schön egoistisch. Anna ist verletzt! Mit Oliver zusammen, wäre das nicht passiert. Als wenn Anna ihre Gedanken lesen könnte, sagte sie: „Emily, jetzt schau doch erst mal, ob wir hier alleine herauskommen. Mir geht`s schon wieder besser.“
    Emily leuchtete mit ihrer Taschenlampe die Felswände ab. Sie befanden sich in einer kleinen Grube. Sie war vielleicht zwei Quadratmeter groß und ungefähr drei Meter tief. Emily streckte ihre Arme nach oben aus. Verdammt, das war viel zu hoch. Selbst wenn Anna auf ihre Schultern kletterte, war es fast unmöglich den oberen Rand der Grube zu erreichen. Sie blickte auf ihr Handy. Das war ja klar! Kein Empfang. Sie hielt das Telefon hoch in die Luft. Nichts. Nicht ein schwarzer Balken, der ein Funksignal anzeigte. Emily stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich so weit

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