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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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zu Boden fallen. Mit einem dumpfen Knall landete der Mann auf dem Fels und blieb regungslos liegen.
    Blind vor Wut stürzte Bastian sich auf den ohnmächtigen Mann und trommelte wild mit den Fäusten auf seine Brust ein. Die Kapuze des Mannes rutschte vom Schädel. Bastian erblickte das Gesicht und hielt abrupt inne. Das ist nicht Conrad!, fuhr es ihm durch den Kopf. Vor ihm lag Bruder Ignatius. Erschrocken fuhr Bastian hoch. Wie war das möglich? Ignatius war ein Mann Gottes, leiblicher Bruder von Pfarrer Johannes. Wie konnte es sein, dass Bastian von seinem Treiben nichts mitbekommen hatte.
    Eurem Bruder Heinrich geht es schon viel besser, ich war heute Morgen bei ihm. Dieser Satz schoss wie ein scharfes Schwert durch Bastians Hirn und hinterließ ein lautes Rauschen in seinen Ohren. Er blickte auf die klobigen Pranken von Bruder Ignatius. Wie oft hatte er sich gefragt, woher ein Mönch solche starken Hände haben konnte. Traurig schüttelte Bastian den Kopf. Oh Heinrich, dachte er, bitte verzeih mir, dass ich nicht eher bei dir war. Ich hätte dich retten können! Hättest du das wirklich, Bastian? Eine sanfte Stimme sprach in seinem Kopf. Du weißt doch selbst wie krank er war! Aber auf diese Weise hätte Heinrich nicht sterben dürfen. Wieder liefen Tränen über Bastians Gesicht. Er musste Heinrichs Leiche finden. Wenigstens sein letztes Versprechen wollte er ihm erfüllen und ihn auf dem Friedhof im Kloster Knechtsteden begraben.
    Bastian blickte sich um. Er fand das Ende seines Seils, welches ihm eigentlich als Wegmarkierung im Labyrinth dienen sollte und schnitt ein langes Stück davon ab. Dann hievte er den immer noch ohnmächtigen, schweren Körper von Bruder Ignatius auf den Holzstuhl. Dessen Eisennägel drangen augenblicklich tief in das Fleisch des Mönches ein und dieser stöhnte leise auf. Er öffnete kurz die Augen, verdrehte sie jedoch sofort nach oben und fiel erneut in Ohnmacht. Bastian fesselte ihn an Händen und Füßen. Sollte dieser Bastard ruhig dieselben Schmerzen erleiden, wie die, die er Heinrich zugefügt hatte, dachte er mit Genugtuung. Dann schlich Bastian durch den Gang davon, um sich auf die Suche nach Heinrichs totem Körper zu begeben.
    Es konnte nicht weit sein, dachte Bastian. Bruder Ignatius hatte nicht viel Zeit gehabt, seinen Bruder verschwinden zu lassen. Bastian durchsuchte zunächst die Gänge in östlicher Richtung. Dort herrschte nichts als Finsternis. Dann kehrte er zum Ausgangspunkt zurück und machte sich in die nördliche Richtung davon. Gründlich leuchtete er jeden Winkel dieses verdammten Labyrinths ab, doch alles was er entdeckte, waren Ratten, die schnell vor dem Schein seiner Fackel davon huschten oder Fledermäuse, die regungslos an der Decke verharrten. Als er gerade umkehren wollte, nahm er in einiger Entfernung einen Steinhaufen war. Sein Herz begann laut zu pochen. Schnell lief Bastian auf die Stelle zu und erstarrte. Je mehr er sich näherte, desto schlimmer wurde der Geruch nach Verwesung. Angewidert hielt er sich einen Zipfel seines Wamses vor die Nase und blieb schließlich vor dem Haufen stehen. Es roch fürchterlich. Fliegen wurden von dem Lichtschein seiner Fackel aufgescheucht und erhoben sich in einem schwarzen summenden Schwarm über seinen Kopf. Würmer ergriffen kriechend die Flucht und Bastian trat wütend eine tote, fette, graue Ratte beiseite. Dann begann er zielstrebig die Steine vom Haufen zu räumen. Ehe er richtig ins Schwitzen geraten war, wurde er fündig. Eine schwarz verfärbte Hand kam ihm entgegen.
    Bastian entfernte die Steine so lange weiter, bis er den Haufen abgeräumt und alle Leichen freigelegt hatte. Vor ihm lag Katharina, die Frau von Huppertz; das Weib vom alten Jacob und Bruder Conrad, dem er grobes Unrecht in seinen Gedanken angetan hatte. Nur die Leiche von Heinrich fehlte. Bastian versuchte, eine weitere Steinschicht beiseite zu räumen, doch er war bereits auf dem nackten Fels angelangt. Darunter lag nichts mehr. Verdammt, dachte er, wo hatte dieser Teufel seinen Bruder nur versteckt?

XVIII
    Gegenwart
     
     
    „Oh mein Gott, das ist eine Leiche!“, entfuhr es Anna, die den hellen Schein ihrer Taschenlampe starr auf das bräunlich verfärbte Handskelett gerichtet hatte. „Wir müssen sofort die Polizei anrufen!“ Schwer atmend setzte sie sich auf den Felsboden. Das war ein echter Schock. Emily sah sie ängstlich an. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht entwichen.
    „Anna, meinst du, das war der schwarze Schatten

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