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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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vorankam. Er brauchte über eine Stunde, bis er vor Emilys Studentenappartement stand. In den Hausflur zu kommen, war kein Problem gewesen. Das Wohnheim war wie ein Taubenschlag. Ständig gingen junge Leute ein und aus. Es kostete Oliver keine zwei Minuten, bis eine pummelige Studentin mit schmierigen Haaren das Haus verließ und Oliver die offene Tür nutzte, um hineinzuschlüpfen.
    Jetzt, wo er vor Emilys Wohnungstür stand, fiel ihm ein, dass er keinen Schlüssel hatte. Oh nein! Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er betrachtete den dicken Türrahmen und den flauschigen Fußabtreter. Vielleicht hatte sie ja einen Ersatzschlüssel versteckt. Oliver hob den Fußabtreter hoch, aber mehr als dicke Staubflusen waren nicht darunter. Anschließend tastete er mit seinen Fingern die Oberkante des Türrahmens ab. In der rechten Ecke wurde er fündig. Wie leichtsinnig, Emily! Aber in diesem Moment war Oliver froh darüber. Mit einem schnellen Dreh öffnete er ihre Wohnungstür und trat leise ein.
    Emilys Appartement war klein. An das Wohnzimmer grenzten eine winzige Küche und ein ebenso kleines Schlafzimmer. Oliver blickte sich um. Auf dem Wohnzimmertisch lagen verschiedene Quittungen. Er runzelte die Stirn und überflog die Zettel. Offenbar hatte Emily fleißig Ausrüstungsgegenstände für eine Expedition in das ihm unbekannte Labyrinth unter Zons besorgt. Dann ging er ins Schlafzimmer und blieb direkt vor der großen Karte an der Wand stehen. Unglaublich viele verzweigte, schmale Gänge wanden sich wie Würmer unter der Stadt Zons entlang. Südlich des Juddeturms entdeckte Oliver einen doppelköpfigen Adler mit einem Sternchen. Der Erläuterung am Ende der Karte entnahm er, dass es sich um ein Versteck des Erzbischofs von Saarwerden handelte. Ein großes rotes Kreuz markierte den Eingang zum Labyrinth. Dieser befand sich direkt unter dem Museumsvorplatz. Oliver schüttelte den Kopf. Warum hatte sie ihm nur nichts davon erzählt! Er wusste doch, dass sie eine neue Reportage schreiben wollte. Über irgendeinen düsteren Sichelmörder, der den Sündern damals die Zungen herausgeschnitten hatte. Und anschließend auch noch ihre Kehlen durchtrennte! Oliver schüttelte diesen Gedanken ab. Irgendetwas in seinem Inneren wollte weiter um die uralten Morde kreisen, doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Später.
    Er studierte die Karte bis ins letzte Detail, bevor er sie von der Wand riss und einsteckte. Er hatte keine Ahnung, wie und wo er die beiden Frauen dort unten finden sollte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er sich beeilen müsse.
     
     
    ...
     
     
    Klaus war sauer. Was fiel Oliver nur ein, ihn mit dem wütenden Steuermark alleine zu lassen. Nur weil seine Kleine ein Problem hatte, musste er doch nicht sofort springen. Jetzt hatte er Steuermark am Hals, der wie ein hungriger Tiger vor seinem Schreibtisch auf und ab lief, während er mühsam versuchte, die Besucher der verschiedenen Kundenveranstaltungen zu vergleichen. Bisher hatte er vier Treffer. Sie hatten fünf vermisste Bankangestellte auf ihrer Liste, von denen Dorothea Walser bereits tot war.
    „Schauen Sie nach, ob die vier Verdächtigen an den Veranstaltungen kurz vorher ebenfalls teilgenommen hatten.“
    Klaus war genervt, aber er wagte nicht, Steuermark zu widersprechen. Er checkte die Liste und entdeckte zwei Namen.
    „Streichen Sie diese beiden erst mal von Ihrer Liste. Wer ist übrig geblieben?“
    „Jimmy Henders, einer der vermissten Bankangestellten und ein Unternehmer namens Matthias Kronberg.“
    „Interessant. Überprüfen Sie alle beiden auf Vorstrafen.“ Hans Steuermark wandte sich zum Gehen und drehte sich noch einmal kurz zu Klaus um. „Und vergessen Sie nicht, die Facebook-Profile zu überprüfen. Ich wette, wir werden einen Treffer landen!“
    Die Tür knallte zu und Klaus saß alleine im Büro. Wunderbar, dachte er, das war eigentlich Olivers Aufgabe. Wütend wählte er Olivers Handynummer. Doch das Telefon war ausgeschaltet. Hervorragend! Klaus legte auf und loggte sich ins Internet ein. Dann bleibt das wohl an mir hängen!
     
     
    ...
     
     
    Es herrschte undurchdringbare Dunkelheit. Oliver griff sich an seinen Gürtel und spürte den beruhigenden Druck seiner Pistole. Dank Emilys Dokumentation aus ihrem Appartement hatte er den Eingang zum Labyrinth auf Anhieb gefunden. Er zerrte eine Taschenlampe aus seiner Hose und schaltete sie an.
    „Emily!“, brüllte er in die Dunkelheit hinein, die sich rund um den Schein seiner

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