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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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etwas unternehmen«, warf Measure ein. »Er sagt, daß wir sofort schneiden müssen, bevor die schlimme Stelle sich zu weit ausbreitet.«
    »Vielleicht einer Eurer älteren Söhne«, sagte Thrower.
    »Wir haben keine Zeit, um sie noch zu holen!« rief Faith. »Ach, Alvin, er ist der Junge, dem du deinen Namen gegeben hast. Willst du ihn jetzt etwas sterben lassen, nur weil du diesen Prediger nicht magst?«
    Miller schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Dann tut es.«
    »Er möchte aber lieber, daß du es tust, Pa«, sagte Measure.
    »Nein!« erwiderte Miller heftig. »Besser irgend jemand, nur nicht ich. Besser sogar, er tut es.«
    Thrower erblickte Enttäuschung, ja sogar Verachtung in Measures Miene. Er erhob sich und schritt zu dem sitzenden Measure hinüber, der in den Händen ein Messer und die Knochensäge hielt. »Junger Mann«, sagte er, »urteilt über keinen Mann, er sei ein Feigling. Ihr könnt nicht wissen, welche Beweggründe er in seinem Herzen verbirgt.«
    Thrower wandte sich zu Miller um und bemerkte einen Blick der Überraschung und der Dankbarkeit im Gesicht des Mannes. »Gib ihm die Werkzeuge«, sagte Miller.
    Measure streckte das Messer und die Knochensäge auf. Thrower zog ein Taschentuch hervor und ließ Measure die Geräte vorsichtig hineinlegen.
    Es war alles so einfach gewesen. Binnen weniger Minuten hatte er sie dazu gebracht, daß sie ihn darum baten, das Messer zu nehmen, ja sogar dazu, ihn im voraus von jedem Unfall freizusprechen. Er hatte sogar ein wenig die Achtung Alvin Millers gewonnen. Ich habe euch alle getäuscht, dachte er triumphierend. Ich bin eurem Herrn des Bösen ein ebenbürtiger Gegner. Ich habe den großen Täuscher getäuscht, und noch in dieser Stunde werde ich seine ruchlose Brut in die Hölle zurückjagen.
    »Wer soll den Jungen festhalten?« fragte Thrower. »Selbst wenn wir ihm Wein geben, wird der Schmerz ihn sich aufbäumen lassen, wenn man ihn nicht festhält.«
    »Ich halte ihn fest«, sagte Measure.
    »Er wird keinen Wein trinken«, sagte Faith. »Er sagt, daß er einen klaren Kopf behalten muß.«
    »Er ist ein zehnjähriger Junge«, sagte Thrower. »Wenn Ihr darauf besteht, daß er ihn trinkt, muß er Euch gehorchen.«
    Faith schüttelte den Kopf. »Er weiß, was am besten ist. Er hält Schmerzen sehr gut aus. So etwas habt Ihr noch nie gesehen.«
    Das glaube ich, dachte Thrower. Der Teufel in dem Jungen schwelgt zweifellos im Schmerz, und er will nicht, daß der Wein diese Ekstase mindert. »Also gut«, sagte er. »Dann gibt es keinen Grund, es noch länger hinauszuzögern.«
    Er schritt ins Schlafzimmer voran und riß die Decke von Alvins Körper. Alvin begann in der plötzlichen Kälte zu zittern, obgleich er noch immer vom Fieber schwitzte.
    »Ihr habt gesagt, daß er die zu schneidende Stelle markiert hat?«
    »Al«, sagte Measure. »Reverend Thrower hier wird das Schneiden übernehmen.«
    »Papa«, sagte Alvin.
    »Es hat keinen Zweck, ihn darum zu bitten«, sagte Measure. »Er weigert sich schlichtweg.«
    »Bist du sicher, daß du keinen Wein haben willst?« fragte Faith.
    Alvin begann zu weinen. »Nein«, sagte er. »Ich bin schon in Ordnung, solange Pa mich festhält.«
    »Das genügt«, sagte Faith. »Er mag vielleicht nicht schneiden, aber er wird hier bei dem Jungen bleiben.«
    Sie stürmte aus dem Raum.
    »Ihr habt gesagt, daß der Junge die Stelle markieren würde«, sagte Thrower.
    »Hier, Al, ich setze dich jetzt auf. Ich habe etwas Holzkohle dabei, und du markierst auf deinem Bein genau die Stelle, wo das Hautstück hochgehoben werden soll.«
    Alvin stöhnte, als Measure ihn in eine sitzende Stellung hob, doch seine Hand war ruhig, als er ein großes Rechteck auf sein Schienbein zeichnete. »Schneidet von unten hoch und laßt den oberen Teil dran«, sagte er. Seine Stimme war belegt und träge, jedes Wort war ihm eine Anstrengung. »Measure, du hältst das Hautstück zurück, während er schneidet.«
    »Das wird Ma tun müssen«, sagte Measure. »Denn ich muß dich festhalten, damit du dich nicht aufbäumst.«
    »Ich werde mich nicht aufbäumen«, sagte Alvin. »wenn Pa mich festhält.«
    Miller kam langsam ins Zimmer, unmittelbar hinter ihm seine Frau. »Ich halte dich fest«, sagte er. Er nahm Measures Platz ein, setzte sich hinter den Jungen, beide Arme deutlich um ihn gelegt. »Ich halte dich fest«, wiederholte er.
    »Also gut, dann«, sagte Thrower.
    Er wartete eine ganze Weile.
    »Habt Ihr nicht etwas vergessen, Reverend?« fragte

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