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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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er es wollte. Er schloß die Tür hinter sich. Es hatte keinen Zweck, es zuzulassen, daß irgendeiner dieser Heiden sich einmischte.
    »Alvin«, sagte er.
    Der Junge lag ausgestreckt unter einer Decke, auf seiner Stirn perlte Schweiß. Seine Augen waren geschlossen. Doch nach einer Weile öffnete er den Mund ein wenig. »Reverend Thrower«, flüsterte er.
    »Ja«, erwiderte Thrower. »Alvin, ich bin gekommen, um für dich zu beten, damit der Herr deinen Körper von dem Teufel befreie, der dich krank macht.«
    Nach einer weiteren Pause, als würde es eine Weile dauern, bis Throwers Worte zu ihm durchgedrungen waren, antwortete Alvin: »Das ist kein Teufel.«
    »Man kann kaum erwarten, daß ein Kind sich in religiösen Dingen gut auskennt«, meinte Thrower. »Aber ich muß dir mitteilen, daß nur jene Genesung erfahren, die auch den Glauben haben, geheilt zu werden.«
    Dann verbrachte er einige Minuten damit, die Geschichte von der Tochter des Zenturio und von der Frau zu erzählen, die blutete und nur das Tuch des Erlösers berührte. »Du erinnerst dich, was er zu ihr sagte. Dein Glaube hat dich gesund gemacht, sagte er. Und deshalb, Alvin Miller, muß dein Glaube stark sein, bevor der Herr dich gesund machen kann.«
    Der Junge antwortete nicht. Da Thrower seine beachtliche Redegabe beim Erzählen beider Geschichten eingesetzt hatte, ärgerte ihn die Möglichkeit ein bißchen, daß der Junge vielleicht eingeschlafen sei. Etwas unsanft berührte er ihn an der Schulter.
    Alvin zuckte zusammen. »Ich habe Euch gehört«, murmelte er.
    Es war nicht gut, daß der Junge immer noch so mürrisch war, nachdem er das lichtspendende Wort des Herrn vernommen hatte. »Nun?« fragte Thrower. »Glaubst du?«
    »An was?« murmelte der Junge.
    »An das Evangelium! An den Gott, der dich heilen würde, wenn du nur dein Herz erweichen ließest!«
    »Glaube an Gott«, flüsterte er.
    Thrower kannte die Geschichte seiner Religion viel zu gut, um nicht genauere Erklärungen hören zu wollen. Es genügte nicht, den Glauben an eine Gottheit zu bekennen. Es gab so viele Gottheiten, und alle bis auf eine waren falsch. »An welchen Gott glaubst du, Al Junior?«
    »Gott«, sagte der Junge.
    »Sogar die heidnischen Mohren beten den schwarzen Stein von Mekka an und nennen ihn Gott! Glaubst du an den wahren Gott? Nein, ich verstehe, du bist zu schwach und fiebrig, um deinen Glauben erklären zu können. Ich werde dir helfen, junger Alvin. Ich werde dir Fragen stellen, und du antwortest einfach mit ja oder nein.«
    Alvin lag still da und wartete.
    »Alvin Miller, glaubst du an einen Gott ohne Körper und Leidenschaften? An den großen unerschaffenen Schöpfer, dessen Mittelpunkt überall ist, dessen Umfang jedoch niemals gefunden werden kann?«
    Der Junge schien eine Weile darüber nachzudenken, bevor er antwortete. »Das macht für mich nicht das leiseste bißchen Sinn«, sagte er.
    »Er soll auch gar nicht für den fleischlichen Geist Sinn ergeben«, sagte Thrower. »Ich frage dich lediglich, ob du an den Einen glaubst, an das aus sich selbst heraus existierende Wesen, das so groß ist, daß Er das ganze Universum ausfüllt, und doch so allesdurchdringend, daß Er auch in deinem Herzen lebt.«
    »Wie kann etwas so Großes in mein Herz passen?« wollte Alvin wissen.
    Der Junge war offensichtlich zu ungebildet und einfältig, um hochentwickelte theologische Paradoxien zu begreifen. Und doch ging es hier mehr als nur um ein Leben oder gar eine Seele – es ging um all die Seelen, von denen der Besucher gesagt hatte, daß dieser Junge sie verderben würde, wenn er nicht zum wahren Glauben bekehrt werden konnte. »Das ist das Schöne daran«, sagte Thrower und legte Gefühl in seine Stimme. »Gott ist jenseits unseres Verstehens; und doch geruht Er in seiner unendlichen Liebe, uns zu erlösen, trotz unserer Unwissenheit und Torheit.«
    »Ist Liebe denn keine Leidenschaft?« wollte der Junge wissen.
    »Wenn du Schwierigkeiten mit der Vorstellung von Gott hast«, sagte Thrower, »dann will ich dir eine weitere Frage stellen, die vielleicht passender ist. Glaubst du an die bodenlose Grube der Hölle, wo die Bösen in Flammen zucken und doch niemals aufgebrannt werden? Glaubst du an Satan, den Feind Gottes, der deine Seele zu stehlen wünscht, um dich als Gefangener in sein Reich zu führen und dich in alle Ewigkeit zu quälen?«
    Der Junge schien sich ein wenig aufzurichten, kehrte Thrower den Kopf zu, wenngleich er die Augen immer noch nicht öffnete.

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