Der siebente Sohn
Warenhersteller waren und mittags nur eine kleine Mahlzeit zu sich nahmen. Man sagte von Eleanor Weaver, daß sie einen alten Baumstamm nehmen und ihn dazu bringen konnte, so lieblich zu schmecken wie Kanincheneintopf. Doch nicht nur das hervorragende Essen lockte Thrower Weaver, den die Leute ›Brustwehr des Herrn‹ nannten, denn er war ein Kirchgänger, der seine Bibel kannte, so daß man eine gehaltvolle Konversation pflegen konnte, nicht ganz so erhaben wie die Unterhaltung mit hochgebildeten Kirchenmännern natürlich, aber immerhin gepflegter als alles andere sonst in dieser finsteren Wildnis.
Sie aßen gewöhnlich in einem Raum hinter dem Geschäft der Weavers, der sowohl als Küche wie als Werkstatt und Bibliothek diente. Eleanor rührte gelegentlich den Topf um, und der Duft von gekochtem Wild und vom frischgebackenem Brot vermischte sich mit den Gerüchen des hinteren Seifensiederschuppens und des Talgs, das sie hier für das Kerzenmachen verwendeten. »Oh, wir sind etwas von allem«, hatte Brustwehr Weaver beim ersten Besuch des Reverend Thrower gesagt. »Wir stellen Dinge her, die jeder Farmer hier für sich selbst herstellen kann – aber wir machen es besser, und wenn sie uns die Sachen abkaufen, erspart ihnen dies stundenlange Arbeit, so daß sie mehr Zeit haben, um Land zu roden, es zu bebauen und zu bepflanzen.«
Der Laden selbst, der den vorderen Teil des Gebäudes ausmachte, war bis zur Decke mit Regalen bestückt, die angefüllt waren mit Dingen, die von Wagen aus dem Osten herbeigeschafft worden waren. Baumwolltuche aus den Spinnereien und Dampfwebereien von Irrakwa, Zinnteller und eiserne Töpfe und Herde aus den Schmelzereien von Pennsylvania und Suskwahenny, prächtige Töpferwaren und kleine Kommoden und Kisten der Zimmerleute New Englands und sogar ein paar kostbare Gewürzsäcke, die in New Amsterdam aus dem Orient angeschifft worden waren. Weaver hatte einmal gestanden, daß es die ganzen Ersparnisse seines Lebens gekostet hatte, die Waren zu kaufen, und daß es keineswegs sicher sei, daß er hier, in diesem dünn besiedelten Land, zu Wohlstand gelangen würde. Doch Reverend Thrower hatte den ständigen Wagenstrom vom unteren Wobbish und vom Tippy-Canoe bemerkt und sogar einige wenige, die weit aus dem Westen, aus dem Land des Noisy River gekommen waren.
Nun, da sie darauf warteten, daß Eleanor verkündete, das Wildbret sei fertig, stellte Reverend Thrower ihm eine Frage, die ihm schon eine Weile zu schaffen gemacht hatte.
»Ich habe gesehen, was die Leute wegschleppen«, meinte Reverend Thrower, »und ich kann mir nicht im leisesten denken, womit sie Euch bezahlen. Niemand hier macht irgendwelches Bargeld, und es gibt auch nicht viel einzutauschen, was man wieder im Osten verkaufen könnte.«
»Sie bezahlen mit Talg und Holzkohle, mit Asche und gutem Holz, und natürlich mit Nahrung für Eleanor und mich und… wer immer noch kommen mag.«
Nur ein Narr hätte nicht bemerkt, daß Eleanor schon rund genug geworden war, um die Hälfte der Schwangerschaft hinter sich gebracht zu haben. »Aber hauptsächlich«, sagte Weaver, »kaufen sie auf Kredit.«
»Kredit! An Farmer, deren Skalps im nächsten Winter in Fort Detroit ebensogut gegen Musketen oder Schnaps eingetauscht werden könnten?«
»Es wird weitaus mehr über das Skalpieren geredet, als daß skalpiert würde«, meinte Brustwehr Weaver. »Die Roten hier sind nicht dumm. Sie wissen von den Irrakwa, und wie sie im Kongreß von Philadelphia ebenso ihre Sitze bekommen wie die Weißen. Sie wissen, wie sie Musketen erwerben, Pferde, Farmen, Felder und Städte, genau wie in Pennsylvania oder Suskwahenny oder New Orange. Sie wissen von den Cherriky von Appalachee und wie die dort ihr Land bebauen und Seite an Seite mit Tom Jeffersons Weißen Rebellen kämpfen, um ihr Land unabhängig vom König und den Cavaliers zu halten.«
»Möglicherweise ist Euch aber auch der ständige Zustrom vom Flachbooten aufgefallen, die den Hio hinauffahren, und die Wagen, die nach Westen kommen, und die gefällten Bäume und die Blockhäuser, die überall entstehen.«
»Ich vermute, teilweise habt Ihr wohl recht, Reverend«, meinte Weaver. »Ich schätze, die Roten könnten sich in die eine Richtung ebenso entwickeln wie in die andere. Vielleicht versuchen sie, uns alle umzubringen, vielleicht versuchen sie aber auch, sich niederzulassen und mit uns zusammenzuleben. Mit uns zu leben, wäre nicht gerade leicht für sie – sie sind das Stadtleben nicht
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