Der siebente Sohn
war. Doch was konnte man angesichts der Tatsache schon anderes erwarten, daß Eleanor in dieser seltsamen Familie Miller aufgewachsen war? Man konnte von der ältesten Tochter von Alvin und Faith Miller wohl kaum erhoffen, daß sie sich ihrem Ehegatten so fügte, wie der Herr es vorgesehen hatte.
Das Wildbret jedoch war das beste, das Thrower jemals gekostet hatte. »Sehr gut«, bemerkte er. »Ich hätte nicht geglaubt, daß Wildbret so schmecken kann.«
»Sie schneidet vorher das Fett ab«, erklärte Brustwehr, »und gibt etwas Huhn dazu.«
»Jetzt, da Ihr es erwähnt«, sagte Thrower, »schmecke ich es in der Brühe durch.«
»Und das Wildfett wandert in die Seife«, fügte Brustwehr hinzu. »Wir werfen niemals etwas fort, sofern wir es noch irgendwie verwenden können.«
»Genau wie der Herr es will«, bemerkte Thrower. Dann machte er sich ans Essen. Er aß gerade seine zweite Schüssel Ragout, als er eine Bemerkung machte, die er für ein scherzhaftes Kompliment hielt. »Mrs. Weaver, Eure Küche ist so gut, daß ich schon fast an Zauberei glauben könnte.«
Thrower hatte allenfalls ein leises Lachen erwartet. Statt dessen senkte Eleanor den Blick so verschämt, als hätte er sie des Ehebruchs bezichtigt, und Brustwehr-Gottes richtete sich steif auf. »Ich muß Euch doch bitten, dieses Thema in diesem Haus nicht zu erwähnen«, sagte er.
Reverend Thrower versuchte sich zu entschuldigen. »Ich habe es doch nicht ernst gemeint«, sagte er. »Unter rational denkenden Christen ist so etwas doch ein Scherz, nicht wahr? Es gibt soviel Aberglauben, und ich…«
Eleanor stand auf und verließ das Zimmer.
»Was habe ich nur gesagt?« fragte Thrower.
Brustwehr seufzte. »Ach, das konntet Ihr unmöglich wissen«, erklärte er. »Es ist ein Streit, der schon lange vor unserer Heirat begonnen hat, als ich in diese Gegend kam.
Ich begegnete ihr, als sie mit ihren Brüdern kam, um mir beim Bau meiner ersten Blockhütte zu helfen – die heutige Seifensiederscheune. Sie begann damit, etwas Speerminze auf meinen Boden zu verstreuen und irgendeinen Reim aufzusagen, und ich schrie sie an, damit aufzuhören und mein Haus zu verlassen. Ich zitierte ihr die Bibel, die Stelle, wo es heißt, du sollst eine Hexe nicht am Leben lassen. Das war eine reichlich unangenehme halbe Stunde, das dürft Ihr mir glauben.«
»Ihr habt sie eine Hexe genannt, und sie hat Euch doch geheiratet?«
»Bis dahin haben wir uns noch einige Male unterhalten.«
»Sie glaubt doch nicht mehr an so etwas, oder?«
Brustwehr zog die Augenbrauen zusammen. »Das ist keine Präge des Glaubens, sondern eine Frage des Tuns, Reverend. Sie tut es nicht mehr. Als Ihr sie mehr oder weniger dessen beschuldigt habt, hat sie das erregt. Denn Ihr müßt wissen, sie hat mir versprochen, es nicht mehr zu tun.«
»Aber als ich mich entschuldigt habe, warum hat sie da…«
»Nun, so ist das eben. Ihr habt Eure Denkweise, aber Ihr könnt ihr nicht erzählen, daß Anrufungen und Kräuter und Beschwörungen keine Macht besäßen, denn sie hat selbst einiges mitangesehen, was Ihr nicht einfach wegerklären könnt.«
»Aber ein Mann wie Ihr, der so bibelfest und weltgewandt ist, Ihr könntet doch Eure Frau davon überzeugen, den Aberglauben ihrer Kindheit aufzugeben.«
Brustwehr legte seine Hand sanft auf Reverend Throwers Hand. »Reverend, ich muß Euch etwas sagen, von dem ich nicht geglaubt hätte, daß ich es jemals einem Erwachsenen mitteilen müßte. Ein guter Christ weigert sich, diese Dinge in seinem Leben zuzulassen, weil der einzige rechte Weg die verborgenen Kräfte ins Leben einzuführen, das Gebet und die Gnade des Herrn Jesus Christus ist. Aber nicht etwa deswegen, weil es nicht funktionieren würde.«
»Aber das tut es doch auch nicht«, wandte Thrower ein.
»Die Mächte des Himmels sind wirklich, auch die Schau der Engel und ihre Besuche sowie alle Wunder, die in der Schrift bezeugt werden. Doch die Mächte des Himmels haben überhaupt nichts damit zu tun, daß junge Paare sich verlieben oder mit dem Heilen von Diphtherie oder damit, Hühner dazu zu bringen, mehr Eier zu legen, oder mit den all den anderen albernen kleinen Dingen, die die unwissenden gemeinen Leute mit ihrem sogenannten geheimen Wissen anstellen. Es gibt nichts, was sich durch Rutengehen oder Beschwörungen oder sonst etwas tun ließe, das man nicht durch einfache wissenschaftliche Untersuchung erklären könnte.«
Brustwehr antwortete lange nichts. Das Schweigen verunsicherte
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