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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sonderlich gewohnt, während es für die Weißen die natürlichste Sache von der Welt ist. Aber gegen uns zu kämpfen, das muß noch schlimmer sein, denn wenn sie das tun, werden sie den Tod finden. Vielleicht glauben sie ja, daß sie Weiße umbringen können, um damit andere abzuschrecken. Aber sie wissen ja auch nicht, wie es in Europa zugeht, wie der Traum vom eigenen Land die Leute dazu bringen kann, fünftausend Meilen weit zu reisen, um schwerer zu arbeiten als jemals zuvor in ihrem Leben und um Kinder zu begraben, die in der Heimat vielleicht hätten überleben können, weil es immer noch besser ist, sein eigener Herr zu sein als irgendeinem anderen Herrn zu dienen. Bis auf Gott den Herrn.«
    »Und so ist das mit Euch auch?« fragte Thrower. »Alles riskieren, nur für Land?«
    Weaver blickte seine Frau Eleanor an und lächelte. Sie erwiderte das Lächeln nicht, wie Thrower bemerkte, doch zugleich bemerkte er auch, daß ihre Augen schön und tief waren, als kannte sie Geheimnisse, die sie ernst machten, auch wenn sie in ihrem Herzen eigentlich fröhlich sein mochte.
    »Nicht Land, wie die Farmer es besitzen, ich bin kein Farmer, das kann ich Euch verraten«, erwiderte Weaver. »Es gibt auch andere Möglichkeiten, Land zu besitzen. Versteht Ihr, Reverend Thrower? Ich gewähre ihnen jetzt Kredit, weil ich an dieses Land glaube. Wenn sie kommen, um mit mir Handel zu treiben, lasse ich mir von ihnen den Namen all ihrer Nachbarn nennen und lasse sie grobe Karten von den Farmen und Flüssen zeichnen, wo sie leben, und von den Wegen und Flüssen auf ihrem Weg hierher. Ich lasse sie Briefe mitbringen, die andere geschrieben haben, und ich schreibe ihnen ihre Briefe und schaffe sie zurück nach Osten zu den Menschen, die sie zurückgelassen haben. Ich weiß, wo alles und jedermann sich im ganzen oberen Wobbish und Noisy River Land befindet und wie man dorthin gelangt.«
    Reverend Thrower blinzelte und lächelte. »Mit anderen Worten, Bruder Weaver, Ihr seid die Regierung.«
    »Sagen wir es einmal so: Sollte die Zeit kommen, da eine Regierung nützlich wäre, wäre ich bereit zu dienen«, antwortete Brustwehr. »Und in zwei, drei Jahren, wenn immer mehr Leute vorbeiziehen und immer mehr anfangen, Dinge wie Ziegel und Töpfe und Steingut herzustellen, Schränke und Fässer, Bier und Käse und Viehfutter, nun, wohin werden die sich wohl wenden, um alles zu verkaufen oder zu kaufen? An den Laden, der ihnen Kredit gewährte, als ihre Frauen sich noch nach dem Tuch für ein buntes, helles Kleid sehnten oder als sie einen Eisentopf oder einen Ofen brauchten, um die Winterkälte abzuhalten.«
    Philadelphia Thrower zog es vor, nicht zu erwähnen, daß er etwas weniger Vertrauen in die Wahrscheinlichkeit hegte, daß die dankbaren Leute Brustwehr-Gottes Weaver treu blieben. Und außerdem, dachte Thrower, könnte ich ja auch irren. Und selbst wenn Brustwehr nicht alles verwirklichen sollte, wovon er träumt, so wird er ein gutes Werk getan und dabei geholfen haben, dieses Land für die Zivilisation zu erschließen.
    Das Essen war fertig. Eleanor verteilte das Ragout. Als sie eine prächtige weiße Schüssel vor ihn stellte, mußte Reverend Thrower lächeln. »Ihr müßt sehr stolz auf Euren Gatten sein und auf alles, was er vollbringt.«
    Anstatt jedoch unterwürfig zu lächeln, wie Thrower es erwartet hatte, platzte Eleanor fast lauthals lachend los. Brustwehr-Gottes dagegen war nicht so zurückhaltend. Er prustete nur so. »Reverend Thrower, Ihr macht mir wirklich Spaß«, meinte Brustwehr. »Wenn ich bis zu den Ellenbogen in Kerzentalg stecke, steckt Eleanor bis zu ihren in Seife. Wenn ich den Leuten ihre Briefe schreibe und sie verschicke, zeichnet Eleanor Landkarten und hält die Namen für unser kleines Zensusbuch fest. Es gibt nichts, was ich täte, bei dem Eleanor mir nicht zur Seite stünde, und nichts, was sie täte, bei dem ich ihr nicht zur Seite stünde. Vielleicht mit Ausnahme ihres Kräutergartens, für den sie sich mehr interessiert als ich. Und das Bibellesen, für das ich mich mehr interessiere als sie.«
    »Nun, es ist gut, daß sie ihrem Gatten eine rechtschaffene Hilfe ist«, meinte Reverend Thrower.
    »Wir sind einander Hilfen«, erwiderte Brustwehr-Gottes.
    Er sagte es lächelnd, und Thrower erwiderte sein Lächeln, doch der Geistliche war ein wenig enttäuscht, daß Brustwehr so ein Pantoffelheld war, um in aller Offenheit einzugestehen, daß er nicht Herr seines eigenen Geschäfts oder seines eigenen Heims

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