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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verschiedenartige mürrische Gedanken gingen Troy durch den Kopf, aber einer war wichtiger als die anderen; er hatte Covenant noch etwas zu sagen – nicht etwa, weil Covenant davon profitieren sollte oder konnte, sondern vielmehr, weil er, Troy, Covenant nicht im unklaren lassen wollte. Der Streitmark wartete, bis Elena sich beiseite begeben hatte, um mit Mhoram zu reden. Dann lenkte er Mehryl an Covenants Seite. »Ich will dir noch was sagen, bevor wir losziehen«, begann er rundheraus und ohne Einleitung. »Ich möchte, daß du weißt, ich habe mich im Großrat gegen dich geäußert. Ich habe gesagt, was du mit Trells Tochter gemacht hast.«
    Covenant hob die Brauen. »Und dann hast du erfahren«, antwortete er nach kurzem Schweigen, »daß sie schon längst alles wußten.«
    »Ja.« Für einen Augenblick wunderte sich Troy über den Umfang von Covenants Orientiertheit. »Deshalb wollte ich wissen«, fügte er hinzu, »wieso man sich eigentlich mit dir abgibt. Ich habe die Meinung geäußert, man dürfe keine Zeit und Kräfte dafür vergeuden, Typen wie dich zu rehabilitieren, während man sich wegen Foul Sorgen machen muß.«
    »Und was haben sie geantwortet?«
    »Sie haben für dich Entschuldigungen vorgetragen. Nicht alle Verbrechen, meinten sie zu mir, würden von schlechten Menschen begangen. Sie sagten, manchmal beginge auch ein guter Mensch unterm Druck seiner Seelenqual eine schlechte Tat. Wie Trell. Und Mhoram meinte zu mir, die Klinge deines Zweifels sei zweischneidig.«
    »Und das überrascht dich?«
    »Jawohl! Ich habe ihnen entgegengehalten ...«
    »Du hättest es erwarten müssen. Oder was hast du gedacht, wozu dieser Friedensschwur gut ist? Er ist eine Verpflichtung, Lepraleidenden zu vergeben ... Leuten wie Kevin und Trell. Als wäre Verzeihung nicht genau die Sache, für die weder ein Leprakranker noch ein Krimineller irgendeine Verwendung hat.«
    Troy starrte in Covenants trostloses, abgehärmtes Gesicht. Covenants Tonfall verwirrte ihn. Die Worte klangen zu bitter, sogar ironisch, aber in ihrem Hintergrund schwang ein Beben von Pein mit, eine Andeutung von Selbstverurteilung, womit Troy nicht gerechnet hatte. Von neuem fühlte er sich zwischen Wut über die dümmliche Halsstarrigkeit des Zweiflers und Erstaunen über das Ausmaß seiner Verletztheit hin- und hergerissen. Ein verschwommenes Schamgefühl legte ihm nahe, sich zu entschuldigen. Aber sosehr konnte er sich nun doch wieder nicht überwinden. Statt dessen stieß er ein nachsichtiges Seufzen aus. »Mhoram hat mir auch geraten«, sagte er, »mit dir Geduld zu haben. Geduld. Ich wünschte, ich hätte welche. Aber es ist eine Tatsache, daß ...«
    »Ich weiß«, unterbrach Covenant ihn leise. »Es ist eine Tatsache, daß du allmählich kapierst, wie schrecklich all diese Verantwortung ist. Sag mir Bescheid, wenn du anfängst, dich als Versager zu fühlen. Wir werden dann gemeinsam im Elend schwelgen.«
    Das stichelte Troy. »Ich werde nicht versagen!« schnauzte er.
    Covenant schnitt eine vieldeutige Grimasse. »Dann sag mir Bescheid, wenn du Erfolg hast, und ich werde dir gratulieren.« Mit innerer Anstrengung schluckte Troy seinen Ärger. Seine Stimmung wollte keine Toleranz für Covenant aufkommen lassen. »Covenant«, sagte er dennoch, mehr um seinetwillen – und Elenas willen – als aus Rücksicht auf den Zweifler, »ich kann nicht richtig begreifen, was wirklich dein Problem ist. Aber wenn ich irgend etwas für dich tun kann, will ich's tun.« Covenant mied seinen Blick. »Wahrscheinlich werd ich's nötig haben«, nuschelte er voller gegen sich selbst gerichtetem Sarkasmus. Troy zuckte die Achseln. Er verlagerte sein Körpergewicht, um Mehryl hinüber zu Trutzmark Amorine zu lenken. Aber da sah er vom Tor der Herrenhöh mit forschen Schritten den Herdwart Tohrm kommen. Er hielt Mehryl zurück und wartete auf den Glutsteinmeister.
    Als Tohrm zwischen ihren Reittieren stehenblieb, grüßte er zunächst beide Männer, wandte sich dann aber an Covenant. Die sonstige Verspieltheit seiner Miene war nun von ungewohntem Ernst verhangen. »Ur-Lord«, sagte er, »darf ich zu dir sprechen?« Covenant schaute ihn unter den Brauen finster an, schlug ihm die Bitte aber nicht aus. »Bald wirst du Schwelgenstein verlassen«, sagte Tohrm nach kurzer Pause, »und es mag sein, daß nochmals vierzig Jahre verstreichen, ehe du zurückkehrst. Womöglich werde ich weitere vierzig Jahre lang leben ... doch mangelt's dieser Aussicht an Sicherheit. Und ich

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